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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kurzläufige Pistole und setzte sie Mrs. Rambler auf die dicke Brust und sagte: »Mam', sei still, sonst kennste deinen Busen nicht wieder!« Der andere griff in die vollen Schubladen und packte Dollarnoten in einen Jutesack. Das alles vollzog sich so schnell, daß niemand etwas merkte. Als der nächste Kunde kam, um Chips zu kaufen, saß Mrs. Rambler noch immer wie gelähmt mit starrem Blick hinter ihrer Theke, drückte beide Hände auf ihre Brüste und lallte endlich: »Überfall! Überfall! Zwei Männer …«
    Der Alarm kam viel zu spät. Auch Allen Brass erschien daher erst, als die beiden Gangster längst im Gewühl der Las-Vegas-Gäste verschwunden waren. Mrs. Rambiers Personenbeschreibung brachte nichts ein. Sie konnte nur stottern: »Es waren zwei Männer! Gleich groß. Sie sprachen Südstaaten-Dialekt. O Sheriff, fragen Sie nicht weiter. Ich weiß nichts, ich war ja halb tot vor Angst … Wie kann man sich da merken, welche Farbe der Schlips hatte …«
    Brass setzte Streifen ein. Man hielt Autos an und suchte nach einem kleinen Jutesack, aber die Chancen, ihn zu finden, waren gleich Null. Dramatisch wurde die Sache erst, als man auf einem Parkplatz einen Mann fand, der aus einer Kopfwunde blutete. Er lag hinter einer Kiste der Straßenmeisterei und berichtete von zwei Männern, die ihn niedergeschlagen und seinen Wagen gestohlen hätten. Einen Buick Stationcar, zu allem Unglück auch noch vollgetankt. Außerdem hatte Mr. Lawrence, so hieß der Überfallene, gerade im Supermarkt eingekauft. Die Gangster hatten also genug zu essen und zu trinken.
    Brass machte aus der Sache eine Riesenaffäre. Dieser Überfall auf ein Las-Vegas-Kasino – ohnehin eine Seltenheit, da die Gangster damit automatisch den Interessenkreis der Mafia störten, was kein vernünftig überlegender Verbrecher wagt – war genau das, was den Fall Bob Brook vergessen lassen konnte. Las Vegas und damit Nevada hatten eine neue Sensation, Sheriff Brass gab sofort Interviews, die Fahndung lief auf vollen Touren, Galezzano meldete sich voll Empörung, ein unbekannter Spender setzte für die Ergreifung der zwei Gangster 10.000 Dollar Kopfgeld aus. Bob Brook geriet in Vergessenheit. Selbst Staatsanwalt Ambro Seck schwenkte um und übernahm die Oberleitung bei den Ermittlungen. Vor allem aber wurde die dicke Mrs. Anna Rambler zur Heldin des Tages.
    Das alles hätte für Bobs Zukunft nun kaum eine Rolle gespielt, wenn nicht die beiden Kasinoräuber die Idee gehabt hätten, sich zunächst selbst aus dem Verkehr zu ziehen, indem sie in die Wüste fuhren. Sie näherten sich den Sheep-Ranges von Süden, verkrochen sich in einem Tal und waren froh, es bis dahin geschafft zu haben. Der Buick Stationcar erwies sich zwar auf der Straße als ein fabelhaftes Auto, aber in diesem Mondgelände erreichte er die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Hintereinander wurden der Auspufftopf weggerissen, das Unterbodenblech aufgeschlitzt und die Ölwanne durchlöchert. Als die verwegenen Fahrer endlich anhielten, war der Buick nur mehr ein Wrack.
    Und da erklang plötzlich das Trompetenkonzert in D-Dur von Mozart. (Um Rückfragen zu vermeiden: Nicht Wolfgang Amadeus, sondern Leopold Mozart.) Es war nicht Musikbegeisterung, die den beiden Räubern wie ein elektrischer Schlag durch Mark und Bein fuhr. Sie saßen neben ihrem Buick, futterten gerade aus Mr. Lawrences Supermarktvorräten Schokolade und Kekse, tranken Dosenbier und überlegten, wie es morgen weitergehen sollte, als der schmetternde Trompetenklang sie emporriß. Der Mann mit der Pistole – er hieß Henry Roscoe – zog sofort seine Waffe und sprang hinter dem Wagen in Deckung, während der zweite sich seitwärts abrollte und ebenfalls eine Pistole zog. Im ersten Augenblick dachten sie an ein Trompetensignal der Polizei oder einer Militäreinheit. Aber die Polizei bläst keine Signale mehr, und die Armee wird bei kleineren Überfällen nicht eingesetzt.
    Roscoe und sein Freund, der Jim Vorster hieß, blieben in Deckung und lauschten auf die Trompetensignale. Es dauerte eine Zeit, bis sie begriffen, daß hier kein Polizist tönende Befehle übermittelte, sondern daß in dieser totalen Wildnis jemand herumstand und in ein metallenes Mundstück pustete. Roscoe und Vorster krochen zunächst vorsichtig aufeinander zu und trafen sich dann im Schutz einer Geröllhalde.
    »Das gibt's doch nicht«, flüsterte Roscoe. »Hier bläst einer Trompete! Ganz allein! Das glaubt uns keiner, wenn wir's später erzählen.«
    »Zu
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