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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bob bereit wäre, sich als Akt ablichten zu lassen – Amerikas Sympathiewelle verschlang Bob Brook, den stillen, kleinen Mann, der plötzlich wie ein Sonnengott über den Publikumshimmel zog.
    Eine Woche später – Brass und der mit allen Wassern gewaschene McDolland sorgten dafür, daß das Sympathiefeuer auf hoher Flamme weiterloderte – übertrugen vier Fensehgesellschaften in seltener Eintracht das erste Konzert Bob Brooks. Der leitende Redakteur war vorsichtig genug, erst das vereinbarte lange Interview mit Bobs rührender Geschichte vom geerbten Ice-Saloon und dessen Folgen zu bringen, ehe er zum Orchester umschaltete. Er hatte sich vorgenommen, die Sendung wegen technischer Pannen sofort abzubrechen, falls Brooks Trompetensoli zu Lachkrämpfen Anlaß geben sollten.
    Es war ein großer Abend. Millionen sahen und hörten, vielleicht zum erstenmal in ihrem Leben, zwei Trompetenkonzerte, und sie erlebten einen zwar etwas blassen Künstler, der bis unter die Haarwurzeln an Lampenfieber litt, aber die Trompete so großartig beherrschte, daß Kritiker später schrieben, man habe bis zu Bobs Spiel nie gewußt, was aus einer Trompete herauszuholen sei.
    Nach dem Konzert schloß sich Bob ein. Es kam ihm unheimlich vor, daß sich noch während der Pause des Programms Amerikas größter Dirigent telegrafisch mit dem Angebot gemeldet hatte, Bob könne zusammen mit den New Yorker Philharmonikern ein Konzert geben.
    Vier Tage später heirateten Bob und Sandra. Nie zuvor hatte ein Brautpaar so viele Trauzeugen. Brass und de Trajano, Juliane und Jenny, Harry, der Cowboy, und Luigi Galezzano sowie zum Zeichen der Versöhnung mit den Behörden auch Staatsanwalt Ambro Seck, der die Trauungsurkunde mit unterschrieb. Aber noch etwas traf in Las Vegas ein – ein Brief von Erika Blume, geschiedene Brook, aus Los Angeles. Ein Bote war gekommen und hatte ein Geschenk abgegeben. Erika schrieb:
    »Bob, Du warst phantastisch! Ich habe immer an Dich geglaubt, das weißt Du, aber daß Du ein solch großer Künstler bist, habe ich nicht gewußt.
    Sei immer glücklich mit Deiner tollen Sandra und geh Deinen Weg zum Erfolg. Ich werde Dich aus der Ferne begleiten und Dir immer die Daumen drücken.
    Einer hat aber immer Heimweh nach Dir. Seit wir weg sind, läuft er traurig herum, ißt nur das Nötigste und blickt mich an, als gehe die Welt unter. Er hat dich sofort wiedererkannt, als Du auf dem Bildschirm erschienst, und sich wie ein Irrer benommen.
    Ich kann das nicht ohne Gewissenszwänge mehr mit ansehen. Deshalb kommt er zu Dir, als mein Hochzeitsgeschenk. Drück ihn an Deine Brust, Bob, er ist wirklich eine Kreatur, die Dich über alles liebt. Darf ich Dich noch einmal küssen? Deine Erika …«
    Bob las den Brief, warf ihn Sandra zu und stürmte hinaus zu dem Boten, der im Vorraum wartete. Neben dem Mann stand ein gepolsterter Korb, und in dem Korb stand, mit dem ganzen kleinen dicken Körper wedelnd und piepsende Wonnelaute ausstoßend, ein abgrundhäßlicher Mops.
    General Wellington war zurückgekehrt.
    Bob fiel auf die Knie, drückte den wimmernden Mops an sich und schloß die Augen, als die kleine, warme, rauhe Zunge über sein Gesicht fuhr …
    Kommen Sie auch mal nach Las Vegas? Es lohnt sich.
    Wenn Sie aber kommen, sollten Sie nicht versäumen, auch an den Rand der Stadt zu fahren und das neue Spezialitäten-Lokal ›Sandra's Inn‹ zu besuchen. Längst kennt es jeder in Las Vegas, man wird es Ihnen zeigen, aber es ist fraglich, ob Sie einen Platz bekommen. Man muß sich schon Wochen im voraus anmelden, so begehrt sind die Tische. Von Bob Brook wird man Ihnen sicherlich auch erzählen – von dem Komponisten und Trompeten-Solisten. Da macht ihm keiner mehr etwas vor, ob er nun einen Swing bläst oder eine Suite von Händel. Sooft er kann, fliegt er nach Las Vegas und steht dann mit Sandra an der Tür seines Hauses, um die Gäste zu begrüßen.
    Er ist rundum glücklich geworden, und weil er es ist, schämt er sich ein bißchen, einmal Heiratsspezialist gewesen zu sein. Aber wer redet heute noch davon?
    Wer wissen will, was Glück ist, der sehe sich nur General Wellington an. Aus seinem dicken Mopsgesicht spricht Wonne und Dankbarkeit, in diesem Leben dabeisein zu können.
    »Ohne Liebe ist der Mensch wie Staub … er verweht spurlos im All!« sagte McDolland bei seiner Hochzeitspredigt. Und Hunderte nickten ergriffen.
    Ein Pfarrer hat eben für alle Höhen und Tiefen des Lebens den richtigen weisen Spruch im Ärmel.
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