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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist
Autoren: Heinz G. Konsalik
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predigte im ›Wort nach dem Lunch‹ von den Armen, die in geistiger Verwirrung ihre Taten nicht mehr übersehen können.
    All dies war gut gemeint, wenn manches auch nur Geschwätz war, das in bereite Ohren tropfte wie Honig auf ein knackfrisches Brötchen. Immerhin trug es das seine dazu bei, daß die Öffentlichkeit Bob Brook zu lieben begann, denn wann kommt es schon einmal vor, daß jemand seine Braut raubt, um der ganzen Welt zu zeigen, wie groß seine Liebe ist? Meistens hört man vom Gegenteil … da laufen die Männer weg, um wieder frei zu sein.
    Doch die öffentliche Meinung – das war nicht Ambro Seck. Dieser Staatsanwalt bekam rote Augen wie ein Hirsch in der Brunft, wenn er den Namen Brook hörte. Für ihn gab es nur eins: Den Kidnapper jagen, fangen und vor Gericht stellen.
    Am aktivsten war noch Jenny. Sie kam, nachdem man die Hubschrauberflüge bei Einbruch der Dunkelheit wieder eingestellt hatte, zu Allen Brass ins Office und sagte mit größtem Ernst: »Dieser Ambro Seck macht mich verrückt. Als ob Bob der zweite King-Kong wäre! Soll ich den Knaben mit ins Bett nehmen und dort umbringen?«
    Brass riet davon ab. Er hatte einen anderen Plan. Die halbe Nacht diktierte er einen langen Bericht, aus dem hervorging, daß jede Suche sinnlos sei. War Bob Brook wirklich in der Wüste untergetaucht, so würde er auch wieder herauskommen. Es war nur eine Frage der Zeit. Außerdem kostete die aufwendige Suche die Steuerzahler eine Menge Geld. In der Wüste war noch niemand geblieben – jedenfalls nicht lebend beziehungsweise freiwillig! Es war also das einfachste, sich in seinen Schaukelstuhl zu setzen und zu warten, bis Bob und Sandra zerknirscht und ausgezehrt wieder in der Zivilisation Fuß faßten.
    Was Brass in seinem Bericht nicht erwähnte, war die in der Abendsonne blinkende Cola-Dose. Um die kümmerte er sich am nächsten Morgen, als Staatsanwalt Seck noch unruhig in seinem Bett lag und von Jenny Dinge träumte, die einen Traumdeuter zweifellos frustriert hätten. Jenny hatte ihn nämlich am späten Abend in seiner Junggesellenwohnung besucht, sehr keusch, bis unter den Hals zugeknöpft. Freilich war das Kleid so eng, daß die Spannung über der Oberweite an die Grenze ihrer Belastbarkeit stieß. Ambro Seck wurde kurzatmig bei diesem Anblick und war sehr beschäftigt, vor allem nachher im Traum – und Jenny sagte beim Abschied: »Ambro, Ambro, Sie sind ein Mann, bei dem ich alle guten Vorsätze vergessen könnte …« Dabei hatte alles an ihr vibriert, nicht nur die Stimme; was Wunder, daß sich Staatsanwalt Seck, wieder allein in seiner einsamen Wohnung, zunächst mit drei hohen Whiskys beruhigte, um dann voll und ganz der Sehnsucht anheimzufallen.
    Brass, selbst ausgebildeter Pilot – ein Sheriff am Rande der Nevada-Wüste muß alle Fortbewegungsmittel beherrschen –, packte sein größtes elektronisches Megaphon ein, setzte sich allein in den kleinen Polizeihubschrauber und flog zu dieser verdammten, deplazierten Cola-Dose zurück. Er hatte sich die Stelle gut gemerkt, brauchte aber trotzdem eine halbe Stunde, bis er sie wiederfand. Als er die Dose endlich sah, ging er so tief wie möglich hinunter und umkreiste sie. Spuren gab es nicht mehr, aber wenn Bob hier gefahren war, konnte er sich nur in den Sheep-Ranges versteckt halten, jener Steinwildnis, die tagsüber heiß wie ein Backofen war, wenn die Sonne die Felsen ausglühte wie Schamott. Andererseits aber war Bob dort vor Verfolgern ziemlich sicher, denn auf die Idee, sich in diese höllische Landschaft hineinzuwagen, kommt so schnell keiner, es sei denn, er kommt aus dem Himmel, wie jetzt Allen Brass.
    Mit gedrosseltem Motor flog Brass zu den Felsen und schob sein Kabinenfenster auf. Er steckte das große Megaphon hindurch, hustete ins Mikrofon, um die Funktionstüchtigkeit zu überprüfen, drehte den Verstärker auf höchste Lautstärke und brüllte dann in die stille, tote Landschaft hinein. Seine Stimme war in dieser verbrannten Welt meilenweit hörbar.
    »Bob, komm heraus!« schrie Brass, während er über den Gerölltälern kreiste. »Du verdammter Idiot, laß dich blicken! Ich bin es. Allen! Ich will dir helfen! Verkriech dich nicht länger, ich weiß, daß du hier bist! Du kannst hier zwei oder drei Wochen aushalten, aber was dann?! Dann stellen sie dich vor Gericht, und keiner kann dir mehr helfen. Aber jetzt, Bob, jetzt ist die ganze Welt für dich! Ernesto und William machen per Fernsehen die Frauenvereine zu Wasserspeichern,
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