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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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T-M- Angestellte irrten in der Finsternis umher; einige drängten durch die Barrikade hinaus auf die abendliche Straße. Die Scheinwerfer von Dampfmobilen flammten auf, und Zurufe flogen hin und her; ein Durcheinander von schrillen Schreien und Gelächter. Die hektische Betriebsamkeit erinnerte fast an eine große Party; aber jetzt war es Zeit zu verschwinden.
    „Hier“, sagte Gates, während er sich durch eine Lücke in der Barrikade schob. Allen folgte ihm, und sie waren auf der Chaussee. Hinter ihnen ragte wuchtig und düster das Tel e media-Gebäude auf, ein seiner Macht beraubter Koloß: au s gelöscht. Das geparkte Dampfmobil war feucht von nächtl i chem Dunst, als Gates und Allen hineinkletterten und die Türen zuschlugen.
    „Ich fahre“, sagte Allen. Er ließ den Motor an, und mit qualmendem Schornstein glitt das Dampfmobil hinaus auf die Chaussee. Nach einem Wohnblock schaltete er die Scheinwerfer ein.
    Als er an einer Kreuzung abbog, rollte ein anderes Dampfmobil hinter ihm auf die Straße. Gates sah es und b e gann, vor Entzücken ein Indianergeheul auszustoßen.
    „Da kommen sie – geben Sie Gas, Mann!“
    Allen holte alles an Geschwindigkeit heraus, was eben in dem Dampfmobil steckte – sechzig Stundenkilometer vie l leicht. Fußgänger sprangen entsetzt beiseite. Im Rückspiegel konnte er Gesichter im Dampfmobil der Verfolger ausm a chen. Ralf Hadler bediente die Pinne. Neben ihm war Fred Luddy. Und auf dem Rücksitz saß Tony Blake von Blake-Moffet.
    Gates lehnte sich hinaus und brüllte nach hinten: „K o chen, braten, backen! Kochen, braten, backen! Versucht doch, uns zu kriegen!“
    Mit ausdruckslosem Gesicht hob Hadler eine Pistole und feuerte. Der Schuß pfiff an Gates vorbei, der sich auge n blicklich zurück ins Wageninnere duckte.
    „Wir werden abspringen“, sagte Allen. Das Dampfmobil näherte sich gerade einer scharfen Kurve. „Festhalten.“ Er stieß die Pinne so weit vor, wie es eben ging. „Erst müssen wir zum Stehen gekommen sein.“
    Gates zog die Knie hoch, barg den Kopf dazwischen und rollte sich zu einer fötalen Stellung zusammen. Als das Dampfmobil wieder aus der Kurve herauskam, stieg Allen brutal auf die Bremse; der kleine Wagen kreischte und e r bebte, bockte wie ein Wildpferd und rutschte dann schli n gernd in einen Zaun. Halb fiel Gates aus der aufschwinge n den Tür, halb rollte er sich hinaus, prallte auf den Bü r gersteig und kam wundersamerweise nach einem gekonnten Überschlag gleich wieder auf die Füße. Benommen und mit dröhnendem Schädel stolperte Allen hinter ihm her.
    Das zweite Dampfmobil schleuderte unaufhaltsam um die Kurve. Ohne zu verlangsamen – Hadler war immer noch der gleiche Sonntagsfahrer –, rammte es sein u n brauchbar gewordenes Opfer. Wrackteile von Dampfmob i len flogen sirrend in alle Himmelsrichtungen; die drei I n sassen verschwan den in dem Schrott. Hadlers Waffe te i chelte über die Straße und knallte scheppernd gegen einen Laternenmast.
    „Bis die Tage mal“, keuchte Gates Allen zu, während er bereits mit langen Schritten davontrabte. Er grinste über die Schulter zurück. „Kochen, backen, braten. Sie werden uns nicht kriegen. Meine Empfehlungen an Janet.“
    Allen hetzte durch den Halbdämmer der Chaussee, drän g te sich zwischen Fußgängern hindurch, die plötzlich überall zu sein schienen. Weit hinter ihm war Hadler aus den Wrackteilen der beiden Dampfmobile aufgetaucht; er hob seine Pistole auf, untersuchte sie, hob sie unschlüssig in A l lens Richtung und schob sie dann in seinen Mantel. Allen eilte weiter, und die Gestalt Hadlers verschwand im Dunst.
    Als er das Apartment erreichte, erwartete Janet ihn schon voll angekleidet, ihr Gesicht weiß vor Erregung. Die Tür war verriegelt, und er mußte warten, bis sie die Kette en t wirrt hatte. „Bist du verletzt?“ fragte sie beim Anblick des Blutes auf seiner Wange.
    „Nur ein Kratzer.“ Er nahm sie beim Arm und führte sie hinaus in den Vorraum. „Sie müssen jeden Augenblick hier sein. Gott sei Dank ist es Nacht.“
    „Wie war das eigentlich?“ erkundigte sich Janet, während sie treppab eilten. „Major Streiter hat doch nicht wirklich Menschen gegessen, oder?“
    „Nicht buchstäblich“, sagte er. Aber in gewisser Weise war es in einem sehr realen Sinne doch so. MoRes hatte gi e rig die menschliche Seele aufgefressen.
    „Wie weit gehen wir jetzt weg?“ fragte Janet.
    „Nur bis zum Raumhafen“, brummte er und preßte sie dicht an sich.
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