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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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waren wenigstens zeh n tausend »Unmögliche’ assimiliert worden. Und dabei waren zahlreiche ökonomisch bedeutsame Nebenprodukte mit angefallen: Leim, Gelatine, Häute, Haar.“
    „Läßt sich eigentlich der Zeitpunkt der ersten offiziellen Assimilation genau feststellen?“ fragte Mr. Purcell.
    „Ja“, sagte Professor Sugermann. „Das war im Mai 1987, als einhundert russische ,Unmögliche’ von Restauratoren, die im Gebiet der Ukraine operierten, gefangengenommen, getötet und dann verwertet wurden. Ich glaube, Major Stre i ter selbst zerteilte am 4. Juli einen ,Unmöglichen’ und seine Familie.“
    „Ich nehme an, die übliche Verarbeitungsweise war K o chen“, bemerkte Mr. Priar.
    „Kochen und natürlich Braten. In diesem Falle wurde a l lerdings ein Spezialrezept Mrs. Streiters verwendet, das au s drücklich Schmoren verlangte.“
    „Demnach also kann der Begriff ,Aktive Assimilation’ in seinem historischen Sinne dazu benutzt werden“, sagte Mr. Purcell, „jede Art von Töten, Garen und Essen feindlicher Gruppen zu bezeichnen, sei es nun durch Kochen, Braten, Schmoren oder Backen; kurz, jede diesbezügliche Zubere i tungsweise, mit oder ohne Aufbewahren von Nebenprodu k ten wie etwa Haut, Knochen oder Fingernägeln zu Handel s zwecken.“
    „Ganz genau“, sagte Dr. Gleeby nickend. „Obwohl man unbedingt darauf hinweisen sollte, daß das unterschiedslose Essen feindlicher Elemente ohne eine offizielle…“
    Whamp! machte der Fernsehapparat, und Mrs. Birmin g ham setzte sich bestürzt und verwirrt auf.
    Das Bild war erloschen; die Mattscheibe war dunkel.
    Die Diskussion über ,Aktive Assimilation’ ging nicht mehr über den Äther.

23
     
    Allen sagte: „Die haben uns den Saft abgedreht.“
    „Die Stromzuleitungen“, antwortete Gleeby, während er in der Dunkelheit des Büros herumtastete. Alle Lichter im Telemedia-Gebäude waren erloschen; der Fernsehsender über ihnen schwieg, und die Ausstrahlung der Sendung war unterbrochen. „Es gibt hier eine Anlage zur Notstromerze u gung unabhängig vom städtischen Netz.“
    „So ein Sender frißt ‘ne Menge Energie“, sagte Suge r mann. Er zog die Vorhänge beiseite und spähte hinunter in die abendlichen Straßen. „Überall Dampfmobile. Kohorten, denke ich.“
    Allen und Gleeby tasteten sich mühsam über die Treppen zu den Notgeneratoren, geleitet von Allens Feuerzeug. Gates folgte nach; bei ihm war ein Techniker aus der Sendezentr a le.
    „Wir könnten in zehn oder fünfzehn Minuten wieder da sein“, sagte der Fernsehtechniker, nachdem er die Generat o renkapazität überprüft hatte. „Aber es wird nicht lange vo r halten. Die Belastung ist einfach zu groß für diese Geräte; für eine Weile mag es gehen, und dann – wie jetzt.“
    „Tun Sie, was Sie können“, sagte Allen. Er fragte sich, wieviel von der Sendung wohl verstanden worden war. „Glauben Sie, wir haben unsere MoRes ‘rübergebracht?“ fragte er Sugermann.
    „Unsere Un-MoRes“, sagte Sugermann. Er grinste ve r zerrt. „Sie haben nur darauf gewartet, daß wir eine bestim m te Grenze überschreiten. Demnach müssen wir uns klar g e nug ausgedrückt haben.“
    „Na also“, sagte Gates. Die Generatoren liefen, und jetzt flackerte die Deckenbeleuchtung auf. „Wieder im Geschäft.“
    „Wenigstens für kurze Zeit“, sagte Allen.
    Der Bildschirm von Janet Purcells Fernseher war klein; sie benutzte den tragbaren Apparat, den Allen mitgebracht hatte. Auf ein Kissen gestützt, lag sie auf der Couch in ihrem Einraum-Apartment und wartete darauf, daß das Bild z u rückkehrte. Und da war es auch schon wieder.
    „…chen“, sagte Professor Sugermann gerade. Das Bild verschwamm und wurde dunkler, bis es so entstellt war, daß man es kaum mehr erkennen konnte. „Aber Grillen wurde allgemein bevorzugt, glaube ich.“
    „Nicht nach den mir vorliegenden Informationen“, korr i gierte Dr. Gleeby.
    „Bei unserer Diskussion“, sagte der Moderator, ihr Eh e mann, „sollten wir uns vordringlich auf die Frage der A n wendung aktiver Assimilation in der heutigen Welt konze n trieren. Nun ist vorgeschlagen worden, aktive Assimilation als Strafmaßnahme wiederzubeleben, um schließlich so der gegenwärtigen Welle von Anarchie zu begegnen. Könnten Sie bitte einmal dazu Stellung nehmen, Dr. Gleeby?“
    „Aber gewiß.“ Dr. Gleeby klopfte seine Pfeife im Aschenbecher in der Mitte des Tisches aus. „Wir müssen uns dazu stets vor Augen halten, daß die Aktive Assimilat i on
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