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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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schäme mich für Sie, Mr. Purcell. Wirklich.“
    „Ich nehme es zur Kenntnis“, sagte Allen. „Sonst noch was?“
    „Würden Sie den Anstand besitzen, uns mitzuteilen, was Sie eigentlich vorhaben?“ verlangte Sue Frost mit leiser, erstickter Stimme zu wissen. Sie hielt eine Zeitung hoch. ,„Aktive Assimilation’. Was, um alles in der Welt, soll das bedeuten? Haben Sie vollständig den Verstand verloren?“
    „Haben wir“, gab Allen zu. „Aber ich glaube nicht, daß es etwas ausmacht.“
    „Es ist bloß eine Erfindung, nicht wahr?“ klagte Sue Frost ihn an. „Sie haben sich das Ganze ausgedacht. Eine Art schrecklicher Jux. Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, daß Sie Ihre Hand bei der Schändung von Major Streiters Statue im Spiel hatten; ich würde sagen, Sie seien in diesen ganzen Ausbruch anarchistischer und primitiver Gesetzlosigkeit verwickelt.“
    Ihre Wortwahl bewies die Wirkung der Kampagne. Es e r zeugte ein seltsames Gefühl in ihm, sie so sprechen zu hören wie geradewegs aus dem Spot.
    „Schauen Sie mal“, sagte Mrs. Hoyt rasch in einem To n fall erzwungener Liebenswürdigkeit. „Wenn Sie zurücktr e ten, werden wir dafür Sorge tragen, daß Sie Ihren Mietko n trakt zurückerhalten. Sie werden die Möglichkeit haben, Ihre Agentur weiter zu betreiben; Sie werden von genau dem Punkt aus weitermachen können, wo Sie vorher standen. Wir werden eine Garantieerklärung abgeben – schriftlich, wenn Sie es wünschen –, daß Telemedia auch weiterhin von Ihnen kauft.“ Sie zögerte. „Wir wären sogar bereit, Blake-Moffet für seinen Anteil an dem Komplott bloßzustellen.“
    Allen sagte: „Jetzt weiß ich, daß ich auf dem richtigen Kurs bin. Und versäumen Sie nicht, heute abend Fernsehen zu sehen; da werden Sie erfahren, was es mit der ,Aktiven Assimilation’ auf sich hat.“
    Im Gebäudeeingang hielt er noch einmal an, um zuzus e hen, wie das blaue Dampfmobil davonrauschte. Ihr Angebot hatte ihn echt überrascht. Es war erregend, wie viel moral i sche Rechtschaffenheit doch der Atem des Skandals hi n wegblasen konnte. Er fuhr mit dem Aufzug nach oben und gesellte sich wieder zu der Gruppe, die in seinem Büro wa r tete.
    „Gleich ist’s soweit“, sagte Sugermann, seine Uhr zu Rate ziehend. „Noch fünf Minuten.“
    „Grob geschätzt“, sagte Gleeby, „werden Dominos, die siebzig Prozent der Bevölkerung repräsentieren, zuschauen. Wir müßten durch diese eine Sendung eigentlich eine fast vollkommene Sättigung erreichen.“
    Aus einem Handköfferchen zauberte Gates zwei Flaschen Scotch hervor. „Zum Feiern“, sagte er, während er beide öffnete. „Hol mal einer Gläser. Oder wir können sie rumg e hen lassen.“
    Das Telefon klingelte, und Allen hob ab.
    „Hallo, Allen“, ertönte Myron Mavis’ Stimme. „Wie läuft’s?“
    „Absolut perfekt“, antwortete Allen. „Keine Lust, vorbe i zuschauen und zu uns zu stoßen?“
    „Tut mir leid. Kann nicht. Ich bin mitten im Aufbruch. Muß meinen ganzen Kram für die Reise zum Sirius zusa m menpacken.“
    „Versuchen Sie wenigstens, die Sendung heute abend mitzukriegen“, sagte Allen. „Sie fangt in wenigen Minuten an.“
    „Wie geht’s Janet?“
    „Die scheint sich recht gut zu fühlen. Sie ist froh, daß das Versteckspiel ein Ende hat.“ Er fügte hinzu: „Im Moment ist sie im Apartment und schaut zu.“
    „Bestellen Sie ihr Grüße“, sagte Mavis. „Und viel Glück bei Ihrer Wahnsinnstat.“
    „Danke“, erwiderte Allen. Er sagte Lebewohl und legte auf.
    „Zeit“, sagte Sugermann. Gates schaltete den großen Fernsehempfänger an, und sie versammelten sich um das Gerät. „Los geht’s.“
    „Los geht’s“, pflichtete Allen bei.
     
    Während Mrs. Georgina Birmingham ihren Lieblingsstuhl vor den Fernseher rückte, schwelgte sie innerlich schon in der Vorfreude auf ihre Lieblingssendung ,Auf der Bühne der Geschichte’. Sie war müde von des Tages Last und Hetze, aber ein spirituelles Überbleibsel tief in ihrer Seele gemah n te sie daran, daß Arbeit und Opfer ihren Lohn in sich selber trugen.
    Über den Bildschirm flimmerte gerade ein Intermezzo. Ein großer Zahn wurde gezeigt, der das Gesicht vor Schmerz verzog. Unmittelbar daneben stand ein vor G e sundheit funkelnder Zahn und verhöhnte ihn mit öliger Stimme. Die beiden Zähne begannen einen sokratischen Dialog, der mit der Niederlage des schlechten Zahns endete.
    Mrs. Birmingham ertrug dieses Intermezzo wohlgemut, weil es der
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