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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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den Zusammenbruch des bißchens an Regierung, was es noch gab, in erheblichem Maße intensiviert.“
    „Ja, genau“, pflichtete Professor Sugermann bei. „Da M a jor Streiter also nun die Gesetze dieser historischen En t wicklung aufgedeckt hatte, erkannte er die Notwendigkeit, neue Nahrungsmittelquellen zu erschließen… und der B o den war, wie wir wissen, übermäßig mit toxischen Metallen, Giftstoffen und Asche angereichert. Die meisten Viehb e stände waren weggestorben.“ Er schaute kurz auf. „Ich glaube, bis 1975 war der Viehbestand auf weniger als dre i hundert Stück zurückgegangen.“
    „Ich meine auch, die Zahl sei korrekt“, sprang Mr. Purcell ihm liebenswürdig bei.
    „Als die Moralischen Restauratoren“, fuhr Professor S u germann fort, „überall im Land operierten, und zwar in Form von Teams…“ – er gestikulierte – „… mehr oder w e niger voneinander unabhängige Einheiten; das Prinzip ist ja wohlbekannt… da sahen sie sich demnach einem nahezu unlösbaren Problem gegenüber, nämlich dem, die große Zahl von Menschen zu ernähren und versorgen, die von im gleichen Gebiet operierenden Feindgruppen überliefen. An dieser Stelle sollte ich hinzufügen, daß Major Streiter lange im voraus mit dem Niedergang der Tierhaltung gerechnet zu haben scheint, der dann ja auch wirklich während des ko m menden Jahrzehnts eintreten sollte. Er leitete Schritte ein, um diesem Niedergang zuvorzukommen, und natürlich h a ben die Historiker seine geschickten Maßnahmen längst u m fassend gewürdigt.“
    Professor Sugermann seufzte, musterte aufmerksam seine gefalteten Hände und fuhr dann fort.
    „Um die Lage dieser Moralischen Restauratoren begre i fen zu können, müssen wir uns erst einmal mit dem Geda n ken vertraut machen, wie es ist, ohne Regierung zu leben, in einer Welt der rohen Gewalt. Was noch an Moralvorstellu n gen existierte, war auf die Einheiten der Restauratoren b e schränkt; außerhalb davon hieß es Hund-frißt-Hund, Tier gegen Tier. Eine Art Gesetz des Dschungels zur Sicherung des Überlebens, wobei kein Griff verboten war.“
    Der Tisch und die fünf Männer lösten sich auf; an ihrer Stelle erschienen nur zu vertraute Szenen aus den ersten Nachkriegsjahren. Ruinen, Verfall, Barbaren, die sich über Fleischfetzen anknurrten. Getrocknete Felle, die von ele n den, schmuddeligen Hütten hingen. Fliegen. Schmutz.
    „In großer Zahl“, fuhr Professor Sugermann fort, „fielen täglich Oppositionsgruppen in unsere Hände und verkompl i zierten damit das ohnehin bereits katastrophale Problem der Schaffung einer ausreichenden Nahrungsmittelversorgung in den verwüsteten Gebieten. MoRes war im Aufstieg begri f fen, aber niemand war so idealistisch, zu glauben, das Pr o blem der Schaffung eines einheitlichen kulturellen Milieus könne über Nacht gelöst werden. Und der endgültig ernüc h ternde Faktor, den der Major augenscheinlich auch schon früh erkannt hatte, waren die sogenannten ,Unmöglichen’: jene Gruppen, die niemals durch Überzeugung auf unsere Seite herübergezogen werden konnten und die den größten Schaden anrichteten. Da nun die Restauratoren ohnehin g e gen jene »Unmöglichen’ vorgingen, war es nur naheliegend, daß in dem Plan, den Major Streiter ausgearbeitet hatte, di e se ,Unmöglichen’ die natürliche Quelle der Assimilation sein würden. Zudem…“
    „Das muß ich bestreiten“, unterbrach Mr. Gates. „Wenn Sie gestatten, Professor Sugermann? Trifft es denn nicht zu, daß bereits längst vor dem MoRes-Plan Aktive Assimilation aufgetreten war? Der Major war in seinem innersten Wesen Empiriker; er sah das spontane Auftreten von Assimilation und gewahrte rasch ihre Vorteile.“
    „Ich fürchte, das tut der planerischen Fähigkeit des M a jors Unrecht“, meldete sich Mr. Priar zu Wort. „Ich meine, wie Sie es sagen, klingt es, als ob die Aktive Assimilation einfach so… passierte. Aber wir wissen, daß die Aktive A s similation grundlegend war, ein Vorläufer des Autofac-Systems, welches schließlich an ihre Stelle trat.“
    „Ich glaube, wir haben hier zwei kontroverse Standpun k te“, sagte Mr. Purcell, der Moderator. „Aber auf jeden Fall stimmen wir wohl darin überein, daß Major Streiter in der Tat Assimilation schon kurz nach dem Kriege zur Lösung des Problems verwendete, die ländliche Bevölkerung zu e r nähren und die Zahl der feindseligen und ,unmöglichen’ Elemente zu verringern.“
    „Ja“, sagte Dr. Gleeby. „Bis 1997
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