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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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seinerzeit in erster Linie eine Lösung für Ernährungspr o bleme war und nicht, wie oft angenommen wird, eine Waffe zur Unschädlichmachung und Einverleibung feindlicher Elemente. Natürlich bin auch ich von der derzeitigen Z u nahme von Gewalt und Vandalismus tief erschüttert, deren sinnfälligstes Beispiel diese wirklich schreckliche Schä n dung der Statue im Park ist, aber es kann doch wohl kaum behauptet werden, daß wir unter einem Ernährungsproblem leiden. Durch das Autofac-System…“
    „Historisch“, unterbrach ihn Professor Sugermann, „m ö gen Sie da recht haben, Doktor. Aber vom Standpunkt der Wirksamkeit aus betrachtet: was wären da die Auswirku n gen auf diese modernen »Unmöglichen’? Würde denn nicht die Bedrohung, gekocht und gegessen zu werden, als A b schreckung für ihre feindseligen Impulse dienen? Das würde doch einen starken unterbewußten Hemmungseffekt geben, dessen bin ich mir sicher.“
    „Mir persönlich will es scheinen“, pflichtete Mr. Gates bei, „daß es diesen antisozialen Individuen viel zu leicht gemacht wird, wenn man ihnen erlaubt, einfach davonzula u fen, sich zu verstecken und beim Psychologischen Dienst Zuflucht zu suchen. Wir haben unseren Dissidenten erlaubt, ihren Schaden anzurichten und dann zu entkommen, ohne dafür zur Kasse gebeten zu werden. Zweifellos hat sie das ermutigt, ihre Aktivitäten auszuweiten. Wenn sie aber wü ß ten, daß sie gegessen werden…“
    „Es ist ja wohl allgemein bekannt“, sagte Mr. Priar, „daß die Strenge der Strafe keine Abnahme der Häufigkeit eines bestimmten Verbrechens bewirkt. Früher hat man Tasche n diebe gehenkt, wie Sie wissen. Es hatte keinerlei Effekt. Das ist eine völlig überholte Theorie, Mr. Gates.“
    „Aber, um zur eigentlichen Diskussion zurückzuko m men“, sagte der Moderator, „sind wir uns denn sicher, daß aus dem Verzehr unserer Kriminellen an Stelle ihrer A b schiebung keine Auswirkungen auf unsere Ernährungsg e wohnheiten erwachsen würden? Professor Sugermann, vie l leicht könnten Sie als Historiker uns schildern, wie die Ha l tung der breiten Öffentlichkeit gegenüber der Verwendung gekochten Feindes in der täglichen Küche aussah?“
    Auf dem Fernsehschirm erschien eine Sammlung histor i scher Relikte: zwei Meter lange Bratroste, Vorlegeteller, auf denen bequem ein Mensch Platz fand, ein Sortiment Tra n chiermesser. Gläser voller Gewürze. Gabeln mit riesigen Zinken. Messer. Rezeptbücher.
    „Es war ganz zweifellos eine Kunst“, sagte Professor S u germann. „Ordnungsgemäß zubereitet, kalt gekochter Feind als Leckerbissen für jeden Gourmet. Davon zeugen die eig e nen Worte des Majors, die zu diesem Thema überliefert sind.“ Professor Sugermann, jetzt wieder sichtbar, entfaltete seine Notizen. „Gegen Ende seines Lebens aß der Major nur noch – oder jedenfalls fast nur noch – gekochten Feind. Das war auch ein Leib- und Magengericht seiner Frau, deren R e zepte ja, wie wir schon sagten, zu den feinsten der uns erha l ten gebliebenen gezählt werden. E. B. Erickson hat einmal geschätzt, daß Major Streiter und seine nächsten Familie n angehörigen wenigstens sechshundert voll ausgewachsene ,Unmögliche’ persönlich assimiliert haben müssen. Da h a ben Sie die mehr oder weniger offizielle Meinung.“
    Whamp! machte der Fernsehbildschirm, und wieder e r losch das Bild. Eine kaleidoskopische Folge von Farben, Mustern und Punkten wirbelte rasend schnell vorüber; aus dem Lautsprecher drang protestierendes Kreischen, Winseln und schrilles Quieken.
    „… eine Tradition in der Streiter-Familie. Vom Enkel des Majors heißt es, er habe eine große Vorliebe für…“
    Wieder Stille. Dann Spotzen und zerhackte Bildeindrücke.
    „… und darum kann ich dieses Programm gar nicht nac h drücklich genug befürworten. Die Effekte…“ Noch mehr Durcheinander, Geräusche und Flimmern. Ein plötzliches Aufbrüllen der Statik. „… wäre nicht nur ein wirksamer Denkzettel, sondern würde zugleich auch gekochtem Feind endlich seinen ihm gemäßen Platz in der modernen…“
    Der Fernsehschirm gurgelte, erlosch, flackerte kurzzeitig noch einmal zu neuem Leben auf.
    „… mag so oder so die Nagelprobe sein. Waren noch a n dere beteiligt?“
    Allens Stimme ließ sich vernehmen: „Mehrere. Wie es heißt, wird man sie in Kürze eingefangen haben.“
    „Aber sie haben den Rädelsführer schon! Und Mrs. Hoyt höchstpersönlich hat ihr Interesse daran bekundet…“
    Weitere
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