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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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Glücklicherweise war es nicht weit bis dorthin. Im Moment schien sie noch guten Mutes zu sein, eher mu n ter und ein wenig nervös als deprimiert. Vielleicht ließ sich viel von ihren Depressionen auf bloße Langeweile zurüc k führen… auf die völlige Leere einer eintönig grauen Welt.
    Hand in Hand trotteten sie völlig außer Atem auf das Landefeld.
    Dort, eingerahmt von Lichtern, war das große Inter-S-Schiff, das sich für seinen Flug vom Sol-System zum Sirius-System bereitmachte. Passagiere drängten sich am Fuße des Lifts, sagten Lebewohl.
    Sie liefen über das kiesbestreute Landefeld, und Allen rief: „Mavis! Warten Sie auf uns!“
    Inmitten der Passagiere stand ein mürrischer, vornübe r gebeugter Mann in einem schweren Überzieher. Myron M a vis schaute auf, spähte verdrießlich umher.
    „Stop!“ rief Allen, als Mavis sich abwandte. Krampfhaft die Finger seiner Frau umklammernd, erreichte Allen den Rand der Passagierplattform und hielt keuchend und schna u fend an. „Wir kommen mit.“
    Mavis musterte sie beide mit blutunterlaufenen Augen. „Ja?“
    „Sie haben doch Platz genug“, sagte Allen. „Ihnen gehört ein ganzer Planet. Kommen Sie, Myron. Wir müssen von hier verschwinden.“
    „Ein halber Planet“, korrigierte Mavis.
    „Wie ist er?“ keuchte Janet. „Ist es schön dort?“
    „Hauptsächlich Viehherden“, sagte Mavis. „Obstplanta gen, jede Menge landwirtschaftliches Gerät, das danach schreit, benutzt zu werden. Und massenweise Arbeit. Sie können Berge abtragen und Sümpfe trockenlegen. Sie we r den beide schwitzen; Sie werden nicht herumsitzen und so n nenbaden.“
    „Fein“, sagte Allen. „Genau das, was wir uns wünschen.“
    In der Dunkelheit über ihnen intonierte eine mechanische Stimme: „Alle Passagiere bitte in den Lift treten. Alle Bes u cher bitte das Feld verlassen.“
    „Nehmen Sie das“, befahl Mavis und drückte Allen abrupt ein Köfferchen in die Hand. „Sie auch.“ Er reichte Janet eine mit einer Schnur zugebundene Schachtel. „Und halten Sie immer schön den Mund. Wenn irgendwer sie i r gendwas fragt, lassen Sie mich das Reden erledigen.“
    „Sohn und Tochter“, sagte Janet. Sie drückte sich an ihren Ehemann und umklammerte seine Hand. „Sie werden sich unserer annehmen, nicht wahr? Wir sind auch so still wie Mäuschen.“ Mit einem atemlosen Lachen umarmte sie z u erst Allen und dann Mavis. „Auf geht’s – wir heben ab und lassen alles hinter uns!“
    Am Rande des Landefeldes, dicht an den Absperrgittern, drängte sich eine Gruppe schattenhafter Gestalten. Allen, der Mavis’ Handköfferchen umklammert hielt, schaute zurück und sah die Jugendlichen. Da waren sie, zusammengezogen zu dem üblichen kleinen, dunklen Knoten. Still wie immer verfolgten sie die Startvorbereitungen. Grübelten, spekulie r ten, stellten sich vor, wohin es diesmal ging… machten sich in der Phantasie ein Bild von der Kolonie und malten es in leuchtenden Farben aus. Wurde dort Ackerbau betrieben? War es ein Planet der Orangen? Oder vielleicht eine Welt wuchernder Pflanzen, mit Hügeln und Weiden und Herden von Schafen, Ziegen, Rindern oder Schweinen? Rinder, in diesem Falle. Die Jungs würden es wissen. Sie würden es gerade jetzt ehrfurchtsvoll aussprechen, es sich gegenseitig zuraunen, einer dem anderen. Oder vielleicht würden sie es auch nicht aussprechen. Würden es nicht aussprechen mü s sen, weil sie schon so lange zuschauten.
    „Wir können nicht weggehen“, sagte Allen.
    „Was ist los?“ Janet zupfte drängend an seinem Ärmel. „Wir müssen auf der Liftplattform bleiben; sie geht gleich hoch.“
    „Gottachgott!“ ächzte Mavis. „Anders überlegt?“
    „Wir gehen zurück“, sagte Allen. Er setzte Mavis’ Han d koffer ab und nahm Janet das Päckchen aus den Händen. „Später vielleicht. Wenn wir hier fertig sind. Wir müssen noch eine Menge tun.“
    „Irrsinn“, sagte Mavis. „Irrsinn über Irrsinn.“
    „Nein“, sagte Allen. „Und Sie wissen, daß es keiner ist.“
    „Bitte“, flüsterte Janet. „Was ist los? Was ist denn nicht in Ordnung?“
    „Sie können nichts für diese Jungs tun“, sagte Mavis zu ihm.
    „Ich kann bei ihnen bleiben“, sagte Allen. „Und ich kann meinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Immerhin das.“
    „Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.“ Mavis warf se i ne Arme voller Ekel und Resignation hoch. „Ach, gehen Sie doch zur Hölle. Ich weiß nicht einmal, wovon Sie da eigen t lich sprechen.“ Aber der
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