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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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Alicia Dilbert nur geholfen, sich ihrer Körper zu entledigen?«
    »Ja, genau. Wissen Sie, ihr Licht hat derart hell gestrahlt. Wenn Sie richtig hinschauen und meine Porträts von ihnen wirklich verstehen würden, würden Sie das sehen. Meine Mutter hat mir von dem Licht erzählt. Sie hat das Licht als Krankenschwester in den Augen der Patienten gesehen. In manchen hat es unglaublich hell geleuchtet, selbst wenn es aus medizinischer Sicht so ausgesehen hat, als hätten sie nicht mehr die geringste Chance. Aber sie hat dieses Licht gesehen, hat sie mir erzählt, und dann hat sie gewusst, sie kämen durch. Bei anderen hat man gedacht, nun,
die Chancen stünden gut, aber ihnen hat dieses Licht gefehlt. Und deswegen sind sie gestorben. Sind den Ärzten entglitten, einfach so.«
    »Aber Ihre Mutter hat doch dieses helle Licht verströmt?«
    »Ja, aber es war offenbar nicht hell genug.« Ein Ausdruck der Trauer huschte über sein Gesicht, und während eines flüchtigen Moments lag in seinem Blick nicht Wahnsinn, sondern das Unglück eines jungen Mannes, dem das Liebste genommen worden war. »In ihr waren zu viele Schatten. Die Schatten haben das Licht gedämpft. Wissen Sie...« Wieder rutschte er auf seinem Stuhl herum, und abermals wurde die Trauer durch den Wahn ersetzt. »Ich habe mich eingehend mit den Werken von Henri Javert befasst. Er war...«
    »Ich weiß. Er hat Tote fotografiert.«
    »Eine wirklich faszinierende Kunst. Seine Bilder haben mir gezeigt, was meine Mutter mit dem Licht gemeint hat. Wenn man einem Menschen das Licht nimmt, bleibt von ihm nichts als eine leere Hülle. Javerts Arbeit war brillant und hat mir dabei geholfen zu erkennen, welchen Weg ich gehen muss. Ich musste sie von ihren Körpern befreien und ihr Licht erhalten.«
    »Sie haben das Licht in sich aufgenommen, mit Hilfe Ihrer Kamera.«
    »Die Linse hat Zauberkraft. Wissen Sie, es ist mehr als bloße Technologie. Es ist Kunst und gleichzeitig Magie. Durch die Linse können Sie die Seele sehen. Sie blicken einen Menschen an und sehen seine Seele. Es ist erstaunlich. Ich habe die Gabe, direkt in die Seele zu sehen.«

    »Weshalb haben Sie Hastings benutzt?«
    »Ich verstehe nicht...«
    »Sie haben Bilder aus seinen Dateien genommen.«
    »Oh. Ich bewundere seine Arbeit. Er ist zwar ein ziemlich schwieriger Mensch, aber ein unglaublicher Künstler. Ich habe innerhalb kürzester Zeit sehr viel von ihm gelernt. Auch er macht Aufnahmen von Toten, aber nur, wenn er den Auftrag dafür kriegt. Es geht ihm dabei nicht um Kunst. Das, was ich mache, ist Kunst.«
    »Haben Sie ihm geholfen, als er Tote aufgenommen hat?«
    »Nur einmal, aber das war erstaunlich. Wissen Sie, nach der Sache mit meiner Mutter war ich völlig fertig. Professor Browning hat mir geholfen, wieder in die Spur zu kommen. Sie wusste, dass ich eine schlimme Zeit durchmachte, und hat mir deshalb vorgeschlagen, mich als Assistent bei Hastings zu bewerben. Auf diese Art war ich beschäftigt. Ich habe nur etwa eine Woche für ihn gearbeitet, aber das hat mir bereits geholfen. Als ich Rachel Howard auf dieser Hochzeit sah, als ich das helle Licht in ihren Augen sah... war das wie eine Erleuchtung. Hastings hat es ebenfalls gesehen. Ich musste mich zwingen, ihm nicht die Kamera aus der Hand zu reißen und sie sofort zu porträtieren. Aber, wie gesagt, er hat es ebenfalls gesehen. Und mir wurde bewusst, dass er mir auf den Weg geholfen hatte. Dass er eine Art Führer für mich gewesen war.«
    »Und dann haben Sie die Disketten mit den Aufnahmen genommen.«
    »Ich nehme an, das war nicht richtig, und es tut mir
leid. Ich werde ihm eine Entschädigung dafür bezahlen.« Er sah sie mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Aber die Sache war lebenswichtig - ich bin sicher, das wird Hastings verstehen. Später, nachdem ich meinen Plan entwickelt hatte, war ich noch mal in seinem Studio. Er ist ein bisschen desorganisiert und geht mit seinen Dateien ziemlich achtlos um. Ich habe sie mir nur kurz angesehen. Und dabei fielen mir die Gesichter, fiel mir das Licht in ihren Augen sofort auf.«
    »Trueheart war nicht dabei.«
    »Trueheart?«
    »Mein Officer. Der Mann, den Sie heute Abend mit in Ihrem Studio hatten.«
    »Trueheart. Treues Herz . Der Name passt genau. Ich hatte keine Ahnung, wie er heißt, denn ich hatte mich noch nicht gründlich mit ihm befasst. Eigentlich hatte ich mein letztes Bild mit jemand anderem machen wollen. Doch als ich ihn im Make The Scene entdeckte, wusste ich sofort, dass
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