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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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geworden bin. Ich wollte den Leuten das zeigen, was sie von selbst nicht sehen.«

    Im Inneren des Fahrstuhls drückte er auf einen Knopf.
    »Du bist mir sofort aufgefallen«, fuhr er mit Plauderstimme fort.
    »Fünfter Stock.«
    »Genau. Bereits, als du das erste Mal in den Club gekommen bist, habe ich es gewusst. Du verströmst ein unglaublich helles Licht. Das tut nicht jeder. Zumindest nicht so stark und rein wie du. Das ist es, was dich zu jemand Besonderem macht.«
    »Fünf... B«, murmelte Trueheart, als er verschwommen die Eingangstür der Wohnung vor sich sah.
    »Ja, hier oben gibt’s nur A und B, und der Typ, der in Apartment A wohnt, arbeitet immer nachts. Das macht es mir besonders leicht. Komm rein. Leg dich ruhig ein bisschen hin. Ich bereite währenddessen schon mal alles vor.«
    »Ein Loft. Village? Soho? Wo?«
    »Bitte, streck dich einfach aus.«
    Er wollte gegen Gerry kämpfen, aber da er keine Kraft mehr in den Gliedern hatte, wirkten seine Schläge weniger bedrohlich als vielmehr trotzig, so wie die eines kleinen Kindes.
    »Immer mit der Ruhe. Entspann dich. Ich will dich nicht vollständig betäuben. Du hast schließlich das Recht zu wissen, was mit dir passiert. Was aus dir werden wird. Gib mir nur ein paar Minuten Zeit.«
    Er musste seine Kräfte sparen, ging es Trueheart undeutlich durch den Kopf. Auch wenn er kaum noch Kraft besaß, musste er sie sparen und beobachten. Beobachten und berichten. »Umgewandeltes Loft. Groß. Fenster. Ah, Gott. Drei große Fenster und drei Oberlichter
vorne. Oberste Etage? Wände. Oh, Himmel, oh, mein Gott. Wände... Porträts. Sehe die Opfer. Ich bin das Opfer. Das bin ich. Ich bin dort an der Wand. Bin ich tot?«
     
    »Er dreht allmählich durch.«
    »Tut er nicht.« Eve schlug mit der geballten Faust auf das Lenkrad ein. »Er macht einfach seinen Job. Roarke, nenn mir eine Adresse. Gottverdammt.«
    »Bin dabei.« Während er die Finger über ein Minikeyboard tanzen ließ, fielen ihm die Haare wie ein schwarzer Vorhang ins Gesicht. »Bisher habe ich fünf mögliche Adressen, aber es kommen noch mehr. Diese Bezirke scheinen gerade bei Singles sehr beliebt zu sein.«
    »Ein fünfstöckiges Haus mit Loft.«
    »Ich habe ihn gehört, Lieutenant«, erklärte er in ruhigem Ton. »Aber ich brauche noch ein paar Minuten.«
    Vielleicht war es in ein paar Minuten für Trueheart schon zu spät.
    Sie schoss mit dem Wagen über den Broadway und dann eine Reihe von Querstraßen entlang. Die Gegend hier war hip. Hier lebten jede Menge Künstler, Hippies, junge Bohemiens sowie betuchte Yuppies, denen dieses Flair gefiel.
    Er war jung genug, um eine solche Umgebung zu genießen, und hatte einen soliden finanziellen Hintergrund. Niemand würde sich in dieser Ecke das Geringste dabei denken, wenn er einen jungen Mann einem anderen schwankenden Typen - oder einem Mädchen - durch eine Haustür helfen sah. Es war
eine ruhige Nachbarschaft. Lauter junge Leute. Niemand würde sich darüber wundern, wenn irgendwer auf einer Party etwas über den Durst getrunken hatte. Das war hier sozusagen normal.
    Sirenen und Donnergrollen hallten durch das Dunkel, ein Blitz zuckte am Himmel, und dann brach mit einem Mal der Regen los.
     
    »Lass es mich dir erklären«, sagte Gerry, während er die Beleuchtung und die Filter testete. »Meine Mutter war eine wunderbare Frau. Rein und freundlich. Sie hat mich ganz alleine großgezogen, und auch wenn sie es sich nicht leisten konnte, nur Hausfrau und Mutter zu sein, war sie immer für mich da. Sie war Krankenschwester und hat ihr Leben damit zugebracht, anderen zu helfen. Dann wurde sie selber krank.«
    Er trat einen Schritt zurück und begutachtete kritisch das von ihm geschaffene Szenarium. »Das hätte nicht passieren sollen. Es ist falsch, wenn ein so selbstloser, strahlender Mensch von einem Schatten überwältigt wird. Sie nennen sie Schatten, die Mediziner nennen Tumore Schatten. Sie hatte Schatten im Gehirn. Wir haben alles richtig gemacht, haben alle Anweisungen ganz genau befolgt. Aber statt dass es besser geworden wäre, tauchten noch mehr, noch dunklere Schatten auf. Das war nicht richtig.«
    Er nickte. »Ich bin so gut wie fertig. Tut mir leid, dass es so lange dauert, aber ich will, dass es perfekt ist. Dies wird mein letztes Bild. Du bist derjenige, mit dem mein Werk abgerundet wird. Deshalb will ich keinen Fehler machen. Licht ist ungemein wichtig für ein Bild. Man kann es am Computer noch verfeinern,
auch das ist eine Kunst. Aber
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