Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan
Autoren: Hermann Hesse
Vom Netzwerk:
Ihnen in allem unterwerfen, ehe er zurückgeht dorthin. Solch ein Mieter ist nicht mit Gold aufzuwiegen.
    DIE HAUSBESITZERIN 200 Silberdollar im voraus oder sie geht zurück auf die Straße, woher sie kommt.
    Herein der Polizist.
    DER POLIZIST Lassen Sie sich nicht stören, Herr Shui Ta!
    DIE HAUSBESITZERIN Die Polizei zeigt wirklich ein ganz besonderes Interesse für diesen Laden.
    DER POLIZIST Frau Mi Tzü, ich hoffe, Sie haben keinen falschen Eindruck bekommen. Herr Shui Ta hat uns einen Dienst erwiesen, und ich komme lediglich, ihm dafür im Namen der Polizei zu danken.
    DIE HAUSBESITZERIN Nun, das geht mich nichts an. Ich hoffe, Herr Shui Ta, mein Vorschlag sagt Ihrer Kusine zu. Ich liebe es, mit meinen Mietern in gutem Einvernehmen zu sein. Guten Tag, meine Herren. Ab.
    SHUI TA Guten Tag, Frau Mi Tzü.
    DER POLIZIST Haben Sie Schwierigkeiten mit Frau Mi Tzü?
    SHUI TA Sie verlangt Vorausbezahlung der Miete, da meine Kusine ihr nicht respektabel erscheint.
    DER POLIZIST Und Sie haben das Geld nicht? Shui Ta schweigt. Aber jemand wie Sie, Herr Shui Ta, muß doch Kredit finden?
    SHUI TA Vielleicht. Aber wie sollte jemand wie Shen Te Kredit finden?
    DER POLIZIST Bleiben Sie denn nicht?
    SHUI TA Nein. Und ich kann auch nicht wiederkommen. Nur auf der Durchreise konnte ich ihr eine Hand reichen, nur das Schlimmste konnte ich abwehren. Bald wird sie wieder auf sich selber angewiesen sein. Ich frage mich besorgt, was dann werden soll.
    DER POLIZIST Herr Shui Ta, es tut mir leid, daß Sie Schwierigkeiten mit der Miete haben. Ich muß zugeben, daß wir diesen Laden zuerst mit gemischten Gefühlen betrachteten, aber Ihr entschlossenes Auftreten vorhin hat uns gezeigt, wer Sie sind. Wir von der Behörde haben es schnell heraus, wen wir als Stütze der Ordnung ansehen können.
    SHUI TA bitter: Herr, um diesen kleinen Laden zu retten, den meine Kusine als ein Geschenk der Götter betrachtet, bin ich bereit, bis an die äußerste Grenze des gesetzlich Erlaubten zu gehen. Aber Härte und Verschlagenheit helfen nur gegen die Unteren, denn die Grenzen sind klug gezogen. Mir geht es wie dem Mann, der mit den Ratten fertig geworden ist, aber dann kam der Fluß!
    Nach einer kleinen Pause. Rauchen Sie?
    DER POLIZIST zwei Zigarren einsteckend: Wir von der Station verlören Sie höchst ungern hier, Herr Shui Ta. Aber Sie müssen Frau Mi Tzü verstehen. Die Shen Te hat, da wollen wir uns nichts vormachen, davon gelebt, daß sie sich an Männer verkaufte. Sie können mir einwenden: was sollte sie machen? Wovon sollte sie zum Beispiel ihre Miete zahlen? Aber der Tatbestand bleibt: es ist nicht respektabel. Warum? Erstens: Liebe verkauft man nicht, sonst ist es käufliche Liebe. Zweitens: respektabel ist, nicht mit dem, der einen bezahlt, sondern mit dem, den man liebt. Drittens: nicht für eine Handvoll Reis, sondern aus Liebe. Schön, antworten Sie mir, was hilft alle Weisheit, wenn die Milch schon verschüttet ist? Was soll sie machen? Sie muß eine Halbjahresmiete auftreiben? Herr Shui Ta, ich muß Ihnen sagen, ich weiß es nicht. Er denkt eifrig nach. Herr Shui Ta, ich hab's! Suchen Sie doch einfach einen Mann für sie!
    Herein eine kleine alte Frau.
    DIE ALTE Eine gute billige Zigarre für meinen Mann. Wir sind nämlich morgen vierzig Jahre verheiratet und da machen wir eine kleine Feier.
    SHUI TA höflich: Vierzig Jahre und noch immer eine Feier!
    DIE ALTE Soweit unsere Mittel es gestatten! Wir haben den Teppichladen gegenüber. Ich hoffe, wir halten gute Nachbarschaft, das sollte man, die Zeiten sind schlecht.
    SHUI TA legt ihr verschiedene Kistchen vor: Ein sehr alter Satz, fürchte ich.
    DER POLIZIST Herr Shui Ta, wir brauchen Kapital. Nun, ich schlage eine Heirat vor.
    SHUI TA entschuldigend zu der Alten: Ich habe mich dazu verleiten lassen, den Herrn Polizisten mit meinen privaten Bekümmernissen zu behelligen.
    DER POLIZIST Wir haben die Halbjahresmiete nicht. Schön, wir heiraten ein wenig Geld.
    SHUI TA Das wird nicht so leicht sein.
    DER POLIZIST Wieso? Sie ist eine Partie. Sie hat ein kleines, aufstrebendes Geschäft. Zu der Alten: Was denken Sie darüber?
    DIE ALTE unschlüssig: Ja …
    DER POLIZIST Eine Annonce in der Zeitung.
    DIE ALTE zurückhaltend: Wenn das Fräulein einverstanden ist …
    DER POLIZIST Was soll sie dagegen haben? Ich setze Ihnen das auf. Ein Dienst ist des andern wert. Denken Sie nicht, daß die Behörde kein Herz für den hartkämpfenden kleinen Geschäftsmann hat. Sie gehen uns an die Hand, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher