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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan
Autoren: Hermann Hesse
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wir setzen Ihnen dafür Ihre Heiratsannonce auf! Hahaha! Er zieht eifrig sein Notizbuch hervor, befeuchtet den Bleistiftstummel und schreibt los.
    SHUI TA langsam: Das ist keine schlechte Idee.
    DER POLIZIST »Welcher … ordentliche … Mann mit kleinem Kapital … Witwer nicht ausgeschlossen … wünscht Einheirat … in aufblühendes Tabakgeschäft?« Und dann fügen wir noch hinzu: »Bin hübsche sympathische Erscheinung.« Wie?
    SHUI TA Wenn Sie meinen, daß das keine Übertreibung wäre.
    DIE ALTE freundlich: Durchaus nicht. Ich habe sie gesehen.
    Der Polizist reißt aus seinem Buch das Blatt und überreicht es Shui Ta.
    SHUI TA Mit Entsetzen sehe ich, wieviel Glück nötig ist, damit man nicht unter die Räder kommt! Wie viele Einfälle! Wie viele Freunde! Zum Polizisten: Trotz aller Entschlossenheit war ich zum Beispiel am Ende meines Witzes, was die Ladenmiete betraf. Und jetzt kamen Sie und halfen mir mit einem guten Rat. Ich sehe tatsächlich einen Ausweg.

3
Abend im Stadtpark
    Ein junger Mann in abgerissenen Kleidern verfolgt mit den Augen ein Flugzeug, das anscheinend in einem hohen Bogen über den Park geht. Er zieht einen Strick aus der Tasche und schaut sich suchend um. Als er auf eine große Weide zugeht, kommen zwei Prostituierte des Weges. Die eine ist schon alt, die andere ist die Nichte aus der achtköpfigen Familie.
    DIE JUNGE Guten Abend, junger Herr. Kommst du mit, Süßer?
    SUN Möglich, meine Damen, wenn ihr mir was zum Essen kauft.
    DIE ALTE Du bist wohl übergeschnappt? Zur Jungen: Gehen wir weiter. Wir verlieren nur unsere Zeit mit ihm. Das ist ja der stellungslose Flieger.
    DIE JUNGE Aber es wird niemand mehr im Park sein, es regnet gleich.
    DIE ALTE Vielleicht doch.
    Sie gehen weiter. Sun zieht, sich umschauend, seinen Strick hervor und wirft ihn um einen Weidenast. Er wird aber wieder gestört. Die beiden Prostituierten kommen schnell zurück. Sie sehen ihn nicht.
    DIE JUNGE Es wird ein Platzregen.
    Shen Te kommt des Weges spaziert.
    DIE ALTE Schau, da kommt das Untier! Dich und die Deinen hat sie ins Unglück gebracht!
    DIE JUNGE Nicht sie. Ihr Vetter war es. Sie hatte uns ja aufgenommen, und später hat sie uns angeboten, die Kuchen zu zahlen. Gegen sie habe ich nichts.
    DIE ALTE Aber ich! Laut. Ach, da ist ja unsere feine Schwester mit dem Goldhafen! Sie hat einen Laden, aber sie will uns immer noch Freier wegfischen.
    SHEN TE Friß mich doch nicht gleich auf! Ich gehe ins Teehaus am Teich.
    DIE JUNGE Ist es wahr, daß du einen Witwer mit drei Kindern heiraten wirst?
    SHEN TE Ja, ich treffe ihn dort.
    SUN ungeduldig: Schert euch endlich weiter, ihr Schnepfen! Kann man nicht einmal hier seine Ruhe haben?
    DIE ALTE Halt das Maul!
    Die beiden Prostituierten ab.
    SUN ruft ihnen nach: Aasgeier! Zum Publikum: Selbst an diesem abgelegenen Platz fischen sie unermüdlich nach Opfern, selbst im Gebüsch, selbst bei Regen suchen sie verzweifelt nach Käufern.
    SHEN TE zornig: Warum beschimpfen Sie sie? Sie erblickt den Strick. Oh.
    SUN Was glotzt du?
    SHEN TE Wozu ist der Strick?
    SUN Geh weiter, Schwester, geh weiter! Ich habe kein Geld, nichts, nicht eine Kupfermünze. Und wenn ich eine hätte, würde ich nicht dich, sondern einen Becher Wasser kaufen vorher.
    Es fängt an zu regnen.
    SHEN TE Wozu ist der Strick? Das dürfen Sie nicht!
    SUN Was geht dich das an? Scher dich weg!
    SHEN TE Es regnet.
    SUN Versuch nicht, dich unter diesen Baum zu stellen.
    SHEN TE bleibt unbeweglich im Regen stehen: Nein.
    SUN Schwester, laß ab, es hilft dir nichts. Mit mir ist kein Geschäft zu machen. Du bist mir auch zu häßlich. Krumme Beine.
    SHEN TE Das ist nicht wahr.
    SUN Zeig sie nicht! Komm schon, zum Teufel, unter den Baum, wenn es regnet!
    Sie geht langsam hin und setzt sich unter den Baum.
    SHEN TE Warum wollen Sie das tun?
    SUN Willst du es wissen? Dann werde ich es dir sagen, damit ich dich loswerde. Pause. Weißt du, was ein Flieger ist?
    SHEN TE Ja, in einem Teehaus habe ich Flieger gesehen.
    SUN Nein, du hast keine gesehen. Vielleicht ein paar windige Dummköpfe mit Lederhelmen, Burschen ohne Gehör für Motore und ohne Gefühl für eine Maschine. Das kommt nur in eine Kiste, weil es den Hangarverwalter schmieren kann. Sag so einem: Laß deine Kiste aus 2000 Fuß Höhe durch die Wolken hinunter abfallen und dann fang sie auf, mit einem Hebeldruck, dann sagt er: Das steht nicht im Kontrakt. Wer nicht fliegt, daß er seine Kiste auf den Boden aufsetzt, als wäre es sein Hintern, der ist kein
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