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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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transuranische Kräfte, die niemand verstand und deren Strahlung unbekannt war. Schon jetzt spürte er, schwach und durch das strahlensichere Material gefiltert, eine fremdartige Kraft …
    Sie wuchs. Comyn wappnete sich. Durch den Sichtschutz starrte er in diesen blendenden Nexus von Schönheit, wie er sie sich nie erträumt hätte. Und die gewaltigen Energien, die von dieser Schönheit ausgingen, begannen ihn zu berühren, begannen etwas in ihm zu wecken.
    Es war eine angenehme Berührung, wie die des ersten wärmenden Sonnenstrahls nach der Eiseskälte des Winters. Er spürte, wie sie sich durch seinen Körper stahl, in die von Furcht angespannten Teile seines Gehirns, und wohin sie kam, schwanden Furcht und Anspannung. Das Feuer, das ihn in seinen Nebelarmen hielt, durchflutete ihn mit weißen Strahlen, und allmählich offenbarte sich Comyn eine Wahrheit, mit der er nicht gerechnet hatte: es war nichts Böses in den Transuranae.
    Die Flut von Wärme und Leben brandete durch ihn – doch nur ein schwacher Hauch davon, denn der Anzug hielt den größten Teil zurück. Aber es war genug. Die weiße Herrlichkeit war durch den Sichtschutz unverhüllt. Er begann zu verstehen. Er wußte jetzt, weshalb Paul nicht mehr zurückkehren konnte. Er wußte, weshalb die Augen der Menschen hier ihn unsicher machten, warum Vickreys Augen so merkwürdig gewesen waren. Er wußte, weshalb diese Menschen keine Zivilisation brauchten. Die Urkräfte, die Keime des Lebens, der Lebensborn …
    Wie von selbst hob, ja drängte sein Körper sich dem Licht entgegen. Sein Fleisch verlangte nach diesen feurigen reinen Strahlen, nach dieser Macht, die verändern konnte, die in jede Zelle drang und Hunger, Krankheit, Gebrechen und alle Bedürfnisse vertrieb und dafür Leben zurückließ. Er wollte, daß diese Kraft ungehindert in ihrer vollen Stärke durch ihn brandete, wie sie es bei den anderen tat. Er wollte frei sein, so frei wie Paul.
    Die Wälder waren hier und die Ebenen, eine ganze weite Welt offen und ohne Zwang, nicht von Blut besudelt, nicht durch zu viele Ernten gequält. Es gab keinen Hunger mehr, keine Begierden und keine lebenswichtigen Bedürfnisse – nur die Sonne am Tag und die kupferfarbigen Monde des Nachts, und Zeit ohne Ende, ohne Kummer und Sorgen, und nur den schwachen Schatten des Todes, der fast vergessen war.
    Der harte, widerstandsfähige Kern in ihm erinnerte ihn jedoch durch all diese Visionen eines neuen Seins an seine eigenen Worte: Darüber bist du hinaus. Zu lange liegt die Unschuld zurück, sie ist nicht mehr wiederzugewinnen. Das hier ist kein Leben für einen Mann! Es mag besser sein, aber nicht für einen Menschen. Es ist fremd. Verbrenn dir nicht die Finger daran!
    Aber Comyn begriff jetzt, daß das, was er Degeneration genannt hatte, etwas völlig anderes war; daß das, was er mit Vergötterung bezeichnet hatte, das Willkommen für Freunde war; daß das, was er als Opfer angesehen hatte, nur die Rückgabe von Leben an das läuternde Feuer war, aus dem es gekommen war. Die Welt der Transuranae stand ihm offen. Nein, er würde nicht auf diese Stimme hören, die ihn davon fernhalten wollte.
    Das Sternenfeuer war durch seinen Sichtschutz in sein Gehirn gedrungen und überschwemmte allen Zweifel in strahlendem Weiß. Er wußte, daß es keine teuflische Verlockung war, sondern daß man ihm hier etwas bot, das es seit der Vertreibung aus dem Garten Eden nicht mehr gab. Er hob die Hände und legte sie um den Verschluß seines Anzugs.
    Jemand riß sie ihm weg. Jemand brüllte. Er wurde davongezerrt, fort aus den Nebelarmen, die sanft um ihn geruht hatten. Und das Strahlen verblaßte. Er wehrte sich, schrie. Peter Cochranes Gesicht war seinem ganz nah. Er sah es verzerrt und wild hinter dem Sichtschutz. Wirbelnde Sterne hoben sich rings um sie, und die Menschen, manche noch in der strahlenden Umarmung, machten ihnen Platz. Einige lagen betäubt auf den Simsen, und Männer in Strahlenanzügen hielten Schockgewehre in den Händen.
    Verzweifelt versuchte Comyn sich den Helm vom Kopf zu reißen. Er verstand, daß die anderen sich in ihrer Blindheit fürchteten. Ja, Cochrane fürchtete sich, wie Ballantyne sich gefürchtet hatte. Sie alle hatten Angst und wollten ihn zwingen, zu den Menschen zurückzukehren und in den Tod.
    »Comyn! Wissen Sie denn, was Sie tun? Schauen Sie dort hinüber!«
    Er blickte über die Kluft. Stanley hatte sich nicht mehr wie zuvor an die Wand gedrückt. Er stand nun mit den Nackten – und er
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