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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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sprang zurück, und aller Zauber war vergangen.
    »Etwas hat sich bewegt!«
    »Leben«, sagte Paul sanft. »Leben ohne Bedürfnis und fast ohne Ende. Erinnerst du dich an das alte Testament, das wir noch in der Schule lernten – an das Paradies, in dem es keine Schuld gab?«
    Abscheu überwältigte Comyn. Noch weiter wich er vom Rand des Abgrunds zurück. »Über unseren Kinderglauben sind wir hinaus, Paul. Ich denke, ich verstehe jetzt. Diese transuranische Vergiftung – ja, das ist es! Es ist wie ein Rauschgift, das dich aushöhlt. Du sinkst auf die Stufe dieser anderen herab, und wenn es so weitergeht, Wirst du bald nicht mehr zu retten sein. Ich weiß nicht genau, was die Transuranae mit euch anstellen, aber das Ergebnis ist Sklaverei.«
    Er blickte auf die mit leuchtenden Augen wartende Menge.
    »Ihr vergöttert irgend etwas! Ja, genau das tut ihr. Ihr vergöttert irgendeine Naturkraft, die euren Geist zerstört, während sie euren Sinnen Lust schenkt.«
    Er drehte sich um. Paul beobachtete ihn mit vagem Mitleid, doch sein Geist glitt bereits zurück zu seinen Visionen, aus denen Comyn ihn gerissen hatte. Comyn bemerkte es verärgert, ja angewidert.
    »Ihr habt ihnen Strangs Leiche gegeben«, sagte er. »Und jetzt wartet ihr auf eure Belohnung dafür.«
    Paul Rogers seufzte. »Es bleibt keine Zeit mehr, außer du läufst, wie noch nie in deinem Leben. Lauf, Arch! Lauf!«
    Diese so alltäglichen Worte ließen Comyn erschaudern. Er erinnerte sich, wie oft er sie gehört hatte, an anderen Orten, vor unermeßlicher Zeit. Grob packte er Paul am Arm, diesen ihm fremden Paul, der nichts mehr von der Menschheit wissen wollte, diesen Paul mit den umgewandelten Zellen, mit dieser unfaßbaren Götzenverehrung.
    »Du kommst mit, ob du willst oder nicht!« knurrte er.
    »Es ist zu spät«, sagte Paul leise.
    Seltsamerweise versuchte er nicht sich zu wehren, als Comyn ihn vom Simsvorsprung zog, fort von Vickrey und Kessel. Drei Schritte machten sie auf dem Hauptsims auf dem langen Weg zurück zum Grotteneingang, als dort Männer in Schutzanzügen auftauchten, Männer mit lauten Stimmen und schweren Stiefeln: Peter Cochrane und die anderen vom Schiff, und alle bewaffnet.
    Comyn stolperte weiter und zerrte Paul Rogers mit sich durch die dichtgedrängten Pilger. Er wollte nichts als hinaus ins Freie, fort von hier. Er wußte nicht, wovor er flüchtete, nur daß die Menschen hier auf etwas warteten und daß dieses Etwas abscheulich und unnatürlich war, und daß es ihn davor schüttelte. Und nun standen die Wartenden dicht wie eine Mauer zwischen ihm und allem, was rein und sauber war. Er warf sich gegen diese Wand, und sie gab nach, aber sie war wie aus Treibsand. Sie floß um ihn, schloß sich um ihn. In seiner Verzweiflung und Furcht schluchzte er in seinem Helm.
    Die Stimmen der Männer voraus wurden lauter und echoten im Grottengewölbe. Doch nun vermischten sie sich mit anderen Stimmen, mit den Stimmen dieser Menschen hier, die keine Sprache mehr brauchten, um ihre Gefühle auszudrücken. Diese Menschen drängten sich nun auf den Simsen vor und gaben ihrer Freude, ihrer Verzücktheit Ausdruck. Die Stimmen der Männer gingen in dieser Gefühlsaufwallung verloren.
    Comyn versuchte sich weiter durchzukämpfen, doch es war zu spät. Es war von Anfang an zu spät gewesen. Er steckte nun in der Falle, in die auch Paul Rogers gegangen war. Er ließ Pauls schlaffen Arm los und drehte sich zum Abgrund um. Er wappnete sich rein durch Instinkt, um gegen das zu kämpfen, was kommen würde. Und dann vergaß er einen Augenblick lang sogar seine Angst.
    Denn plötzlich war die ganze Grotte voller Sterne!
    Schon zuvor war es hell hier gewesen, blendend hell, doch nicht so wie jetzt. Schon zuvor hatte das Feuer gelodert und gewabert, doch nicht so wie jetzt. Das eifrige Drängen der Leiber trug ihn bis fast zum Rand des Abgrunds, aber es machte ihm nichts mehr aus. Sein Widerstand war erloschen. Er konnte nur noch starren und staunen wie ein Kind.
    In einer dichten Wolke wirbelten sie empor durch die weiße Waberlohe. Und sie waren weißer noch, rein in ihrer Urstrahlung. Ihre Strahlenarme glichen den verschwommenen Spiralnebeln des Kosmos. Hoch schwebten sie, getragen von der Brandung des Feuers, das gegen sie verblaßte. Lachend kamen sie, und ihr Lachen war das junger, unschuldiger Geschöpfe, geradewegs von Gottes Hand geschickt.
    Das waren seltsame Vergleiche für Comyn, der mit dem ersten Sprießen seines Bartes seinen Glauben an
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