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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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eine höhere Macht abgelegt hatte. Doch aus irgendeinem Grund beschäftigten seine Gedanken sich jetzt damit. Das Lachen war lautlos, und doch war es da. Es war in ihrer Art, sich zu bewegen, aus sich heraus zu strahlen und ihr Licht zu verbreiten.
    Weiße Sterne in einem Flammenhimmel! Ein inbrünstiges Willkommen von der Menge auf den Simsen. Und jetzt sagte Paul Rogers:
    »Das sind die Transuranae.«
    Die Urkräfte, die Keime des Lebens, der Lebensborn. Vielleicht stammten alle Menschen von ihnen ab? Comyn bemühte sich, seine Fassung wiederzugewinnen, aber sein Kopf war voll von Bruchstücken längst vergessen Geglaubtem und Fetzen alter Gefühle. Er wußte nicht, weshalb es so war, wenn nicht das Strahlen der Transuranae es hervorrief und ihr glücklicher Tanz.
    Die Sternenwolke schoß höher, breitete sich aus, verteilte sich, und die nebelhaften Arme streckten sich aus, um zu berühren, um einander zu umschlingen. Sie drehten sich umeinander, lösten sich, wirbelten um sich selbst und schlossen sich wieder zusammen – ohne ersichtlichen Grund, ohne sichtbares Muster, nur aus Freude am Leben. Und so strahlend waren sie, daß Comyn vor Ehrfurcht erschauderte und ein ungewohntes Glück in ihm erwuchs.
    Peter Cochrane und seine Männer kamen langsam auf den Abgrund zu. Ihr Blick hing an den Transuranae. Ohne wirkliche Anteilnahme sah Comyn sie und wußte, daß sie jetzt nicht mehr fort konnten, obwohl der Weg frei war.
    Pauls Hand legte sich auf seinen Arm, und seine Stimme klang ganz deutlich im Helmempfänger. »Du wirst es nun gleich verstehen – in einer Minute wirst du es verstehen.«
    Wieder drängte die Menge nach vorn und nahm Comyn mit sich an den äußersten Rand. Und jetzt sah er auf der anderen Kluftseite, als die Menschen sich dort auf dem Sims bewegten, einen Mann in einem Schutzanzug. Ihm war sofort klar, daß das nur Stanley sein konnte, der als erster der zweiten Expedition hierhergekommen war, um den Ort der Transuranae zu finden. Und nun, da er ihn gefunden hatte, hing das Schockgewehr schlaff von seinen Fingern.
    Paul drückte freundschaftlich Comyns Arm. Comyn blickte ihn an. Paul lächelte jetzt, und in seinem Gesicht war etwas vom Strahlen der Transuranae. Er sagte: »Es tut mir leid, daß du keine Gelegenheit mehr hattest, dich selbst zu entscheiden. Aber Arch, ich freue mich, daß du gekommen bist.« Das waren seine letzten Worte, danach war keine Zeit mehr, etwas zu sagen. Comyn starrte hoch, schwindelig vom Wirbeln der großen Sterne. Und dann fielen die Sterne, fielen von dem brennenden Grottengewölbe.
    In einem Regen lebender Flammen – eine vom Himmel stürzende Galaxis – sausten sie herab, schwangen im Bogen wie Meteore, mit der Pracht eines Feuerwerks: auf Comyn, der wie betäubt von diesem Flammenregen war, auf die Nackten, die die Arme hoch erhoben hatten, um die Seligkeit zu empfangen.
    Und die Transuranae breiteten ihre Arme aus, die wie Spiralnebel waren, und schlangen sie um die Menschen, die verblaßten und sich – jeder einzelne – im Herzen eines Sternes verloren. Comyn war dabei, auch ihn hüllte das apokalyptische Feuer ein.
    Drei Herzschläge lang stand er völlig erstarrt. Etwas in ihm drängte ihn, sich aus dem Anzug zu befreien, dieses wundersame Strahlen willkommen zu heißen, das so plötzlich den Rest der Welt ausgelöscht hatte. Doch da schüttelte der harte Realist in Comyn, der eine Weile betäubt gewesen war, diesen Alptraum ab, und er stieß einen würgenden Schrei des Entsetzens und des Abscheus aus. Er schlug nach der Strahlenkreatur, die ihn hielt, und kämpfte wie besessen gegen sie an.
    Er wollte nicht, daß es ihm wie Ballantyne erging. Und er wollte nicht wie Paul werden, dessen Geist und Seele nun saft- und kraftlos waren. Genausowenig wollte er, daß ihm geschah wie Strang, dessen Leiche in den Abgrund geworfen worden war – als Opfer für die Sterne!
    Er riß und zerrte an dem übernatürlichen Strahlen, das ihn bedeckte. Aber es war ein Strahlen, nichts weiter, und so glitten seine Hände hindurch wie durch Rauch. Wieder versuchte er fortzulaufen, und auch jetzt versperrte ihm die Menge den Weg und drängte sich um ihn in seiner grauenvollen Verbindung mit dem Transuranae. Es gab keinen Ausweg.
    Er schrie nach Paul um Hilfe, doch Paul war hinter einem Strahlenschleier verborgen. Es gab keine Hilfe für ihn.
    Comyn wartete ab, doch er wußte, daß er hoffnungslos in der Falle saß. Sein Schutzanzug war dicht, aber hier handelte es sich um
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