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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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Knie und Brüste,
    und ich küsse sie.

    Das Alter ist nicht so schlimm,
    sagt er jetzt. Man wird ruhiger.
    Das Problem ist nur: wie wird man
    mit der Ruhe fertig, ohne innerlich
    abzusterben. Man darf die Jugend
    nicht als minderwertig ansehen,
    nur weil man alt ist; und das Alter
    soll man nicht mit Weisheit
    gleichsetzen, nur weil man mehr
    Erfahrung hat. Ein Mann kann
    alt sein und trotzdem ein Narr –
    viele sind es. Ein Mann kann
    jung sein und weise - das sind
    die wenigsten. Ein . . .

    Menschenskind! heulte ich,
    hör auf!
    Er stand auf, griff sich
    seinen Spazierstock und
    ging raus.

    - 14 -
    Du hast ihm weh getan, sagte sie.
    Er hält dich für einen großen Dichter.

    Er ist mir zu glatt, sagte ich.
    Er weiß zuviel.

    Mittlerweile hatte ich
    ihre eine Brust heraus.

    Es war ein monströses
    herrliches
    Ding.

    - 15 -
    Ein Rest

    Es steht nicht schlecht, denn ich
    bin noch am Leben,
    und die Ratten tummeln sich
    zwischen den Bierdosen,
    und die Müllsäcke regen sich
    wie kleine Hunde;
    Fotos von ihr stecken
    an einem Bilderrahmen,
    das Bild ist von einem
    toten Deutschen, und sie
    ist auch tot, und es brauchte
    14 Jahre, um sie kennenzulernen,
    und wenn sie mir noch mal 14 geben,
    kann ich vielleicht begreifen,
    wer sie war ...
    ihre Fotos stecken am Glas,
    sie bewegen sich nicht und
    sagen nichts, aber ich habe
    ihre Stimme auf Tonband
    und an manchen Abenden
    spricht sie, wieder ganz
    sie selbst,
    lacht, als sei sie noch hier,
    sagt die tausend Dinge
    und das eine, auf das ich
    nie geachtet habe;
    das wird mir immer bleiben:
    daß mir eine
    ihre Liebe gab
    und starb.
    Ein Foto und ein Tonband,
    das ist nicht viel, und diese

    - 16 -

    Einsicht kommt sehr spät;
    doch gebt mir 14 Tage oder
    14 Jahre - ich werde jeden
    töten, der mir auch noch
    dieses bißchen
    nehmen will.

    - 17 -
    Etwas zur Selbstverbrennung der Buddhisten

    Die verbrennen sich doch nur, damit sie schneller ins Paradies kommen.
    Madame Nhu

    Wirkliche Courage ist immer gut,
    und zum Teufel mit der Motivation;
    und wenn ihr sagt, die seien
    darauf trainiert, keinen Schmerz
    zu empfinden - gibt's dafür etwa
    eine Garantie?
    Soll es immer noch nicht möglich sein,
    daß man für andere stirbt?

    Ihr seid ja alle so abgeklärt.
    Ihr lehnt euch bequem zurück
    und laßt eure blasierten
    Statements ab.
    Ich habe die rote Rose brennen sehen,
    und das bedeutet mehr.

    - 18 -
    Eine klare Trennung

    Ich lebe in einem
    alten Haus, wo nichts
    in Siegesgeschrei ausbricht,
    Geschichtsbücher wälzt
    oder Blumen pflanzt.

    Manchmal fällt meine
    Uhr herunter. Manchmal
    ist meine Sonne ein Panzer,
    der in Flammen aufgeht.

    Ich will nicht
    eure Armeen
    oder
    eure Küsse
    oder
    euren Tod.
    Das habe ich
    alles selber.

    Meine Hände haben Arme,
    meine Arme haben Schultern,
    meine Schultern haben mich.
    Ich habe mich,
    ihr habt mich nur,
    wenn ihr mich sehen könnt;
    aber ich will nicht,
    daß ihr mich seht.

    Ihr sollt nicht sehen, daß ich
    Augen im Kopf habe
    und gehen kann;

    - 19 -
    ich will nicht auf eure
    Fragen antworten,
    ich will euch nicht amüsieren,
    und ihr sollt auch
    mich nicht amüsieren
    oder anöden
    mit Gerede über
    irgend etwas.

    Ich will euch nicht
    lieben; ich will euch
    nicht retten.
    Ich will eure Arme nicht
    und eure Schultern
    auch nicht.

    Ich habe mich,
    ihr habt euch.

    Dabei soll es
    bleiben.

    - 20 -

    Unterhaltung mit einer Lady, die ein Glas Whisky pur
    schlürft

    Und Joe, mit dem war nicht viel los,
    sogar mit 45 war er noch so unvernünftig
    wie der Durchschnittsmensch, mit seiner
    Vorliebe für Nutten und Pferde;
    er würde noch viele Jahre brauchen,
    bis er schätzen lernte, was eine
    Dahlie blühen ließ, aber so geht es eben:
    die Götter sind gründlich, sie machen
    es nicht mit einem Blitzstrahl, sondern
    brechen uns übers Knie; zweimal verheiratet,
    zweimal geschieden, triefäugig und
    magenkrank, mehr kann man nicht
    erwarten, gute Männer werden jeden Tag
    erledigt im Korea einer sinnlosen Sonne;
    er steckte einen Job nach dem anderen auf
    oder wurde gefeuert, er wußte nichts,
    absolut nichts, höchstens vielleicht
    wie er die Haare geschnitten haben wollte,
    er stolperte durchs Leben wie ein
    16jähriger nach einem bösen Traum,
    kam immer zu spät zur Arbeit, aber
    nie zu spät zum ersten Rennen
    oder ins HAPPY NIGHT, wo er auf dem
    letzten Barhocker saß. Sie sagen,
    Joe sei nie groß geworden, aber andererseits
    wurde er auch nicht kleiner, er versuchte
    sich ein bißchen Leben einzuhauchen
    mit
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