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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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beieinander und
    benommen von ihrem Sturz und
    benommen vom Leben,
    stand schwankend auf ihren
    turmhohen Pfennigabsätzen,
    rieb sich ihre weißen Knie,
    und der junge Mann redete auf sie ein
    mit seinem roten Gesicht, groß

    - 29 -
    und blond und dämlich und einsam,
    doch dann fragte ihn die Frau
    nach der nächsten Bar, und er
    grinste und zeigte die Straße runter
    und gab es auf.
    Er stieg wieder ein, und die
    18 Meter Möbel und Decken und Herd
    fuhren ab,
    und die grüne Antilope
    ging über die Straße
    in Richtung Bar und
    schlingerte und wackelte
    mit allem, was sie hatte,
    und wir saßen da
    wie in Trance
    und sahen ihr nach,
    bis hinter mir im Stau
    ein energischer Mensch
    auf die Hupe drückte;
    ich machte den Gang rein
    und fuhr langsam
    auf das große Schlagloch
    am Supermarkt zu,
    das deinen Wagen mitten durch-
    brechen kann,
    und die anderen folgten mir
    und machten genauso
    langsam:
    18 Autos mit Männern
    die sich vorstellten
    was hätte sein können
    mit der Dame, die ihnen
    durch die Lappen ging,
    und es war kurz vor
    Sonnenuntergang, und der
    Verkehr war dicht

    - 30 -
    und das Leben
    hart.

    - 31 -
    Hab ich dir von dem schon mal erzählt?

    Hab ich dir schon erzählt
    von dem verdammten Spinner
    der es am liebsten vor
    einem Panoramafenster trieb?

    Und dann gab es den,
    der seinen Plattenspieler
    wieder mitnahm,
    und den, der mir die
    Lampenschirme kaputtschlug,
    und den mit den goldenen
    Härchen auf der Brust.

    Und den auf dem Fußboden
    in der Küche
    und den, der total
    fixiert war auf die
    Mündung des Orinoco.

    Und den Großen, der zur
    Forstverwaltung ging
    und Roger eine Nachricht
    hinterließ, in der er
    zugab, daß er schwul war
    (aber Roger wußte das
    schon längst).

    Dann hatte ich mal was
    mit einem Kommunisten -
    der ist jetzt in Kanada
    oder Florida, aber unter
    einem andern Namen, glaube ich,

    - 32 -
    und ich hab ein Foto von ihm,
    da steigt er gerade aus einem
    Ruderboot; er hat wunderschönes
    graues Haar, und sein Gesicht
    ist irgendwie blau,
    und er schreibt unglaublich lange
    Liebesbriefe.

    Und Edward, der war ein Homo –
    aber so was von zärtlich; er
    machte Kerzen an, hatte einen
    Sinn für Humor und stark
    behaarte Beine - wie so ein
    Taschenkrebs oder 'ne Kokosnuß.

    Und Jerry war genau wie ein Pferd –
    wenn ich ihm in die Augen sah,
    konnte er mich nie
    küssen.
    (Er tat immer so, als wär er
    schwul; aber er war's nicht.)
    (Ich merke so was. Oh, ich
    kenn mich damit aus.)

    Und dann meine Romanze in der
    Wüste - eigentlich möchte ich
    darüber nicht reden, aber
    wenn du mich schon fragst -
    ich glaube, der hat mich
    wirklich geliebt.
    Ich war blau und
    fiel vom Pferd
    und brach mir den
    Arm
    beim Sprung über einen Zaun,
    wir saßen zu zweit im

    - 33 -
    Sattel, und seine Frau
    hat mir gedroht, sie
    würde mich umbringen,
    da hab ich mich dann
    aus der Stadt
    verzogen.

    Mit Manny ging ich immer
    aufs Dach.
    Seine Eltern hatten ihn
    verhätschelt, und davon
    hatte er eine Macke.
    Wir sahen uns den Mond
    durch ein Fernrohr an:
    ich stand vorne und
    hielt es hoch, und er
    saß am anderen Ende
    und sah durch.

    Und Carl hat noch mein
    >Drama Through The Ages –
    From Euripides to Miller<.
    Ich muß ihm gleich mal
    schreiben, daß er mir's
    wiederschickt. Macht dir
    doch nichts aus, oder?
    Dieser Carl, das
    war vielleicht einer ...

    An meinem Geburtstag
    hat er sich mal besoffen,
    und als ich reinkam,
    lag er besinnungslos auf
    der Couch, und ich
    warf ihm eine Handvoll
    Blumen an den Kopf

    - 34 -
    (mitsamt der Vase),
    und er stand auf und
    schenkte mir ein winzig
    kleines goldenes Armband
    in einer kleinen Schachtel,
    die mit Filz gepolstert war,
    und ich heulte.
    (Oh ja, ich hab ihn geliebt.
    Ich hab ihn wirklich
    geliebt, er war so nett, und
    hinterher schrieb er immer
    an meine Mutter — »Wo ist
    Rita? Bitte sag mir's doch!«
    aber Mama hat es ihm
    nie gesagt.)

    Und dann war da dieser alte
    fiese Deutsche, der wußte nie,
    wann es genug war. Er hatte
    eine Glatze, und ich haßte ihn,
    er sah aus wie ein kranker
    Frosch und stank aus dem Mund,
    aber das Merkwürdigste an ihm
    war dieser unglaublich behaarte
    Bauch. Das konnte ich mir nie
    erklären.
    Er hatte eine Menge Geld,
    aber er war verheiratet,
    der alte Drecksack,
    und er sagte, er würde mich
    lieben, und er stellte mich
    als seine Sekretärin ein,
    er hatte ständig Affären,
    der alte Drecksack,
    und schließlich lief ich
    ihm weg. Natürlich hätte ich ihn

    - 35 -
    seiner Frau
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