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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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ihm übel,
    und sie kam an, und sie sagte
    sie habe ihre Handtasche verloren
    mit 55 Dollar drin und ihren
    ganzen Ausweisen, 100 Meilen
    außerhalb der Stadt, sie sei es
    leid geworden, darauf zu warten,
    ob er anrufe oder nicht.
    Laß uns bloß keinen Krach mehr
    haben, sagte sie, ich kann es
    nicht verkraften. Er übergab sich,
    und sie sagte: Du willst dich
    bloß noch umbringen.
    All right, sagte er, kein
    Krach mehr. Aber er wußte,
    daß es wieder und wieder
    passieren würde, bis zum
    endgültigen Krach. Und er
    stand auf, spülte sich den
    Mund aus, wusch sich das
    Gesicht und ging wieder
    mit ihr ins Bett, und sie
    hielt ihn wie ein Baby,
    und er dachte: Verdammt,
    was bin ich bloß für ein Mann?
    Aber dann machte er sich
    keine Gedanken mehr, und sie
    küßten sich, und alles
    war wieder in Ordnung
    bis zum nächsten Mal.

    - 180 -

    Stromausfall

    Ich war drauf und dran
    ein unsterbliches Gedicht
    zu schreiben, es war 21.30 Uhr,
    ich hatte den ganzen Tag gebraucht,
    um in die richtige Stimmung zu kommen,
    ich setzte mich an die Schreibmaschine
    und hatte gerade die Finger auf
    den Tasten, da ging in der ganzen Gegend
    das Licht aus.
    Sie arbeitete an ihrem Roman. Naja,
    sagte sie, gehn wir eben ins Bett.
    Wir gingen ins Bett.
    Da wir es in den letzten beiden Nächten
    fünfmal getrieben hatten, entschieden wir,
    daß wir uns zur Abwechslung mal Gespenster-
    geschichten erzählen wollten.
    Sie erzählte mir eine von 2 Schwestern,
    die sich im Wald verirrten und zum Haus
    eines Wahnsinnigen kamen, es war kalt
    und finster und er war nirgends zu sehen,
    deshalb gingen sie rein, und die
    eine Schwester legte sich in das eine Bett,
    und die andere legte sich ins andere,
    und mitten in der Nacht wachte die
    eine Schwester auf, als sie so ein
    knarrendes Geräusch hörte, und da
    saß der Wahnsinnige in seinem Schaukelstuhl
    und hatte den abgesäbelten Kopf
    ihrer Schwester im Schoß,
    und ich erzählte eine,
    die handelte von zwei Pennern in einer
    Bruchbude, und der eine Penner saß

    - 181 -
    auf dem Fußboden und steckte sich
    die Hand in den Mund und aß seine Hand
    und dann den ganzen Arm und dann aß er sich
    komplett auf, und der andere sah sich das an,
    und anschließend machte er es ihm nach,
    und am Ende sieht man nur noch einen
    leeren Fußboden, über den die Reflexe
    einer bunten Neonreklame zucken . ..
    Also kurz und gut: wir schliefen ein.
    Und dann gingen plötzlich sämtliche
    Lichter an und das Radio und der
    Fernseher, und wir wachten auf,
    und ich sagte: Ach Gott, das Leben
    ist zurückgekehrt, und sie sagte
    Na, was soll's, am besten,
    wir schlafen weiter.
    Ich stand also auf, schaltete alles
    aus, und wir machten die Augen zu,
    und sie dachte: War mal wieder nichts
    mit meinem unsterblichen Roman,
    und ich dachte: War mal wieder nichts
    mit meinem unsterblichen Gedicht.
    Ohne irgendeine Form von Elektrizität
    geht eben nichts.
    Und die Straßenlaternen hielten mich
    noch eine halbe Stunde wach, und dann
    hatte ich einen Traum, darin verdiente
    ich mir meinen Lebensunterhalt damit,
    daß ich Streichhölzer und Glühbirnen aß,
    und ich war der Beste in meiner Branche.

    - 182 -

    Die Dusche

    Hinterher gehn wir jedesmal unter die Dusche,
    ich mag das Wasser gern richtig heiß,
    sie nicht so sehr,
    und ihr Gesicht ist immer
    ganz weich und friedlich,
    und sie wäscht mich immer zuerst,
    seift mir die Eier ein, hebt sie an,
    drückt sie, dann wäscht sie mir den Schwanz
    »Hey, der ist ja immer noch steif!«,
    dann das ganze Haar da unten,
    den Bauch, den Rücken, die Beine.
    Dann wasche ich sie. Zuerst
    die Möse. Ich stehe hinter ihr,
    mein Ding zwischen ihren Hinterbacken,
    und schäume ihr mit Gefühl die
    Mösenhaare ein, wasche sie langsam und
    bedächtig, lasse mir dazu vielleicht
    mehr Zeit als unbedingt nötig . ..
    dann die Kniekehlen, die Schenkel,
    den Arsch, den Rücken,
    ich dreh sie herum, gebe ihr einen Kuß,
    seife ihr die Brüste ein, den Bauch,
    den Hals ... die Knie, die Waden, die Füße .. .
    dann noch mal die Möse, als Glücksbringer,
    noch mal ein Kuß, dann geht sie raus
    und frottiert sich ab, manchmal
    singt sie auch dabei .. . ich bleibe
    unter der Dusche, stelle mir das Wasser
    heißer, genieße das wohlige Gefühl, das
    Wunder der Liebe. Dann geh auch ich raus,
    gewöhnlich ist es Spätnachmittag und ruhig
    und beim Anziehen überlegen wir gemeinsam,

    - 183 -
    was noch alles zu erledigen ist, aber dadurch
    daß wir zusammen sind, erledigt sich schon
    das
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