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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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ich
    aus Leukoplast, sagte ich.
    Ich hab ein Gefühl, als war ich
    ein Thunfisch-Sandwich, sagte sie.
    Ich hab ein Gefühl, als war ich
    'ne geschnitzelte Tomate, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, es gibt
    Regen, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, die Uhr
    ist stehengeblieben, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, die Tür
    ist nicht zu, sagte sie.

    Ich hab das Gefühl, es kommt
    gleich ein Elefant rein, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, wir müßten
    die Miete bezahlen, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, wir sollten
    uns einen Job suchen, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du solltest
    dir einen suchen, sagte sie.

    Ich hab das Gefühl, ich
    will keinen, sagte ich.

    Ich hab das Gefühl, ich bin
    dir egal, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, wir sollten
    'ne Nummer schieben, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, wir machen's

    - 174 -
    in letzter Zeit zu oft, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, wir sollten
    es öfter machen, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du solltest
    dir lieber einen Job suchen, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, du solltest
    dir einen suchen, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, ich brauch
    einen Drink, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, ich brauch
    'ne Flasche Whisky, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, mehr als
    Wein wird nicht drin sein, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, du hast
    recht, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, ich geb's
    auf, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, ich brauch
    ein Bad, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du hast auch
    eins nötig, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, du solltest
    mir den Rücken schrubben, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du
    liebst mich nicht, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, ich
    liebe dich doch, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du hast dein
    Ding jetzt in mir drin, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, mein Ding ist
    tatsächlich in dir drin, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, ich liebe
    dich jetzt, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, ich liebe
    dich mehr als du mich, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, es ist so schön,

    - 175 -
    daß ich gleich schreien muß, sagte sie.
    Ich hab das Gefühl, ich möchte am liebsten
    ewig weitermachen, sagte ich.
    Ich hab das Gefühl, du
    kannst es auch, sagte sie.
    Ich hab so ein Gefühl, sagte ich.
    Ich auch, sagte sie.

    - 176 -
    Das Warten auf die Antwort

    Ich höre sie schon von weitem
    lachen. Dann stürmt sie zur
    Tür herein:

    »Na? Du hast dir doch immer
    eine gewünscht, die 'n SPLEEN
    hat, stimmt's?
    Hahahaha, ha.
    Hast doch schon immer 'ne
    Schwäche für SPLEENIGE Weiber
    gehabt, oder nicht?
    Hahahaha, ha.«

    »Hock dich hin«, sage ich. »Ich
    hab einen Kaffee aufgestellt.«

    Wir setzen uns ans Küchenfenster,
    an einem Sonntag in Los Angeles,
    und ich sage:

    »Siehst du den Mann da draußen?«
    »Ja«, sagt sie.
    »Weißt du, was er gerade
    denkt?« frage ich.
    »Nee. Was denkt er
    denn?« fragt sie.
    »Er denkt«, sage ich, »er denkt,
    daß er zum Frühstück einen
    ganzen Laib Brot haben will.«

    - 177 -
    »Einen ganzen Laib? Zum Frühstück?«

    »Ja. Kannst du dir vorstellen, daß
    einer so hirnrissig ist, daß er
    zum Frühstück einen ganzen Laib
    Brot haben will?«

    »Nee. Kann ich mir nicht vorstellen.

    Ich stehe auf und gieße den Kaffee ein.
    Dann sitzen wir da und sehen einander
    an. In der letzten Nacht ging etwas
    daneben, und wir möchten dahinter-
    kommen, ob es ihre Magenverstimmung war
    oder mein Durchfall oder
    etwas Schlimmeres.

    Wir heben unsere Tassen, stoßen an,
    in unseren Augen glitzert die Frage,
    und wir sitzen am Küchenfenster,
    an einem Sonntag in Los Angeles,
    und warten.

    - 178 -

    Ein Krach

    Jetzt nehm ich's sogar
    mit dem Tod auf, sagte er
    als er von der Pferderennbahn
    heimwärts fuhr. Der Reißverschluß
    an seiner Hose klemmte. Er
    hatte 80 Dollar gewonnen
    und eine Frau verloren.
    Er ignorierte Halteschilder,
    fuhr bei Rot über Kreuzungen,
    mit 110 eine Seitenstraße hoch,
    und dann krachte es -
    er durchbrach eine Absperrung,
    Bretter und Petroleum-
    lampen flogen durch die Luft,
    Sachen knallten auf die
    Kühlerhaube, der Wagen kam
    ins Schleudern, er brachte ihn
    gerade noch vor einem geparkten
    Auto wieder unter Kontrolle.
    Er war angetrunken, aber
    er hatte zum ersten Mal
    in 35 Jahren etwas gewonnen.
    Er verfuhr sich, landete
    in einer Sackgasse, wendete
    und fuhr wieder heraus,
    bog zweimal rechts ab,
    und fünf Minuten später
    war er in seiner Wohnung.
    Er hängte sich ans Telefon,
    und eine Stunde später waren
    14 Leute da und feierten
    mit ihm. Nur sie
    fehlte.

    - 179 -
    Am nächsten Tag war
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