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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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verheddert
    in einem Wacholderbusch, durch Liebe,
    verplätschert hinter kaputten Rolläden
    an einem Oktobertag,
    durch Gestalten und Fenster und Linien,
    durch ein Buch von Kafka mit Weinflecken,
    durch Frauen und Freunde und Gefängnisse
    und Erinnerungen an eine ferne Jugend,
    die ersten Klänge von Beethoven oder Bruckner,
    oder das erste Mal auf einem Fahrrad,
    so jung, unvorstellbar,
    in Schlangenlinien über die Brücke
    in Philadelphia geradelt und die
    erste Nutte angesprochen, dann
    ausgerutscht auf dem Eis, betrunken und
    umnebelt, sich gegenseitig wieder
    auf die Beine geholfen und gelacht,
    gelacht, bis einem die Tränen kamen,
    keine Ehe war je so unschuldig oder
    bedeutete so viel, und ich erinnere mich
    an ihren Namen, ja, und an ihre Augen
    und das Muttermal auf ihrer linken Schulter
    und sinke in mich zusammen, versacke
    in Trauer und Trübsinn, in einer
    fettigen Küche, wo ein kochender
    Maiskolben in einem Topf auf dem Herd
    das einzige Geräusch macht.

    - 168 -
    Ein Künstler

    Er kam die Veranda hoch
    in Begleitung eines Kerls
    mit einem schwachsinnigen
    Grinsen im Gesicht.
    Da standen sie.
    Beide stanken nach Wein.
    Der Maler versteckte irgendwas
    unter seinem Mantel.
    Er hielt den Mantel auf,
    und es war ein Sturzhelm
    von einem Polizisten,
    komplett mit Messingschild.
    »Gib mir 20 Dollar dafür«,
    sagte er.
    »Schieb ab, Mann«, sagte ich,
    »was soll ich mit dem Deckel
    von einem Bullen?«
    »Zehn Dollar«, sagte er.
    »Habt ihr den Kerl
    gekillt?« fragte ich.
    »Fünf Dollar .. .«
    »Was ist denn mit den
    6000 Piepen, die du letzten Monat
    mit deiner Ausstellung verdient hast?«
    »Alles versoffen. Alles in der
    gleichen Bar.«
    »Und für mich war nicht mal
    ein Bier drin«, sagte ich.
    »Zwei Dollar . ..«
    »Habt ihr ihn umgelegt?«
    »Bloß in die Mangel genommen.
    Bißchen zusammengeschlagen ...«

    - 169 -
    »So ein Stuß. Ich will das
    Ding nicht haben.«
    »Uns fehlen noch 18 Cents
    an einer Flasche, Mann . . .«
    Ich ließ die Kette an der Tür
    und schob diesem Künstler
    35 Cents durch den Spalt.
    Er wohnte bei seiner Mutter,
    verprügelte in regelmäßigen Abständen
    seine Freundin, und als Maler war
    auch nicht viel mit ihm los.
    Aber die Welt ist voll
    von solchen Linkmicheln,
    die einmal unsterblich
    werden wollen.
    Ich bin selber
    so einer.

    - 170 -
    Hoffen wir mal auf einen Bestseller

    Warten wir mal, bis meine
    Freundin, die an einem
    Roman schreibt, den richtigen
    Dreh findet,
    sie sitzt in der Küche
    und denkt an ihren letzten
    Aufenthalt im Irrenhaus,
    an ihren Mann, der sich
    scheiden ließ,
    während ich ihre 3jährige
    Tochter unterhalte, die
    in der Badewanne sitzt . ..
    naja, ich schätze,
    nach ein oder 2 Irrenhäusern
    kann man schon den
    einen oder anderen
    Break gebrauchen . ..
    wenn ich mir's recht überlege,
    spinnt sie wahrscheinlich
    immer noch,
    sonst würde sie nicht
    mit mir unter einem Dach
    leben . . .
    aber vielleicht bin auch
    ich derjenige, der spinnt .. .
    ein paarmal hat sie mir
    schon gedroht, sie würde
    mir die Eier abschneiden,
    wenn ich dies oder jenes
    mache . . .
    bei dem Risiko, das ich
    hier eingehe, kann ich nur

    - 171 -
    hoffen, daß es ein guter
    Roman wird, oder wenigstens
    ein schlechter, der zum
    Bestseller wird.
    Ich sitze hier und
    drehe mir eine Zigarette
    nach der anderen, während
    sie da drin drauflos
    hämmert. . .
    ich nehme an, für jedes Genie,
    das die Kurve kriegt,
    müssen 5 oder 6 Leute
    leiden . . .
    für es, sie, ihn,
    oder einander.

    Mir soll's
    recht sein.

    - 172 -
    Ein Fall von Hassliebe

    Dein Kind hat keinen Namen
    Dein Haar hat keine Farbe
    Dein Gesicht hat kein Fleisch
    Deine Füße haben keine Zehen
    Dein Land hat zehn Fahnen

    Deine Stimme hat keine Zunge
    Deine Gedanken winden sich wie Schlangen
    Deine Augen passen nicht zusammen

    Du frißt nichts als Blumen
    Und wirfst den Hunden
    Vergiftetes Fleisch hin

    Ich sehe dich in engen Gassen lauern
    Mit einem Knüppel in der Hand
    Ich sehe dich mit einem Messer
    Für jeden, der dir in die Quere kommt
    Und dein Herz, mit dem du hausieren gehst
    Ist ein stinkender Fischkopf

    Und wenn sich die müde Sonne
    Ins Meer wühlt, kommst du aus der Küche
    Mit einem Drink in der Hand
    Und summst den neuesten Schlager
    Und lächelst mich an
    In deinem hautengen roten Kleid . . .
    Wirklich eine reife Leistung.

    - 173 -
    Mann und Frau im Bett um 10 Uhr abends

    Ich hab ein Gefühl, als war ich
    'ne Dose Ölsardinen, sagte sie.
    Ich hab ein Gefühl, als war
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