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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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mußte nicht ein Leben lang
    dafür bezahlen, und aus dem
    Aschenbecher, ein bißchen naß
    von Bier und Ginger Ale,
    kräuselte sich der blaue Zigaretten-
    qualm durchs dunkle Zimmer,
    sie besorgte es einem, gekonnt und
    sicher wie ein Leopard, der
    einen Hirsch reißt,
    und in der Badewanne sollte man
    sie erst mal erleben, wenn sie
    eine Arie sang aus einer dieser
    italienischen Opern.

    - 160 -
    Spätvorstellung

    Meine Freundin
    bekam einen Tobsuchts-
    anfall und schmiß
    meine ganzen Whisky-
    und Bierflaschen kaputt,
    dann rannte sie schreiend
    aus der Tür.

    Fünf Minuten später
    waren die Bullen da,
    einer hielt eine Schrotflinte
    schußbereit in der Hand,
    und sie stellten mir
    diverse Fragen, und
    eine davon war:
    »Was sind Sie
    von Beruf?«

    »Schriftsteller«,
    sagte ich.

    Der Bulle setzte
    ein höhnisches Grinsen auf,
    ging an meine Schreibmaschine,
    griff sich einige Blätter
    und fing an
    zu lesen.

    Es war mein 2 1/2-Seiten-Essay
    über den Sinn des
    Selbstmords.

    - 161 -
    Er fand Ihn anscheinend
    nicht besonders
    interessant.

    Als sie weg waren
    fuhr ich raus nach
    Altadena und blieb
    über Nacht bei einer
    22jährigen
    mit seltenen Qualitäten,
    einigem Pot,
    3 Katzen,
    3 Homos,
    einem 7jährigen Sohn,
    einem Hund
    und einem Foto
    von mir, 24 X 20,
    das über dem offenen
    Kamin hing, und
    auf dem ich
    sehr weise
    dreinsah.

    - 162 -
    Die Schönheit des Schimpansen

    Sie zog sich vor mir aus,
    aber so, daß ihre Pussy immer
    in die andere Richtung zeigte.
    Ich lag im Bett mit einer
    Flasche Bier.

    »Woher hast du denn die Warze
    auf deinem Arsch?« fragte ich.

    »Das ist keine Warze!« sagte sie.
    »Es ist ein Leberfleck, so was wie
    ein Muttermal.«

    »Das Ding macht mir Angst«,
    sagte ich, »lassen wir's
    lieber sein.«

    Ich stand auf und ging ins
    Wohnzimmer und setzte mich
    in den Schaukelstuhl und
    schaukelte.

    Sie kam heraus. »Jetzt hör mir
    mal zu, du altes Stinktier«,
    sagte sie. »Du hast Warzen
    und Narben und so Sachen
    am ganzen Körper! Ich
    glaub fast, du bist der
    häßlichste alte Knacker,
    den ich je gesehen hab!«

    - 163 -
    »Vergiß es«, sagte ich.
    »Erzähl mir noch was
    von diesem Leberfleck
    auf deinem Hintern.«

    Sie ging ins Schlafzimmer und
    zog sich an, und dann
    rannte sie an mir vorbei
    und knallte die Tür zu
    und war fort.

    Und das, obwohl sie
    meine sämtlichen
    Gedichtbände
    gelesen hatte.

    Natürlich war ich
    kein schöner Mensch.
    Ich konnte nur hoffen,
    daß sie es nicht
    weitersagte.

    - 164 -
    Klimax

    Ich war irgendwo . .. irgendwo in
    Europa ... 2. Aufzug, 2. Szene,
    Siegfried ...
    das ganze Gebäude wankte,
    Feuer brach aus,
    Weltuntergang,
    Leiber flogen durch die Luft
    wie verrückte Clowns,
    das Orchester hörte auf
    zu spielen .. .
    »DIE BOMBE!« schrie
    jemand, »DIE BOMBE!!«
    die Bombe die Bombe die Bombe
    die Bombe.
    Ich packte eine dicke
    Blondine,
    riß ihr das Abendkleid
    runter,
    Götterdämmerung!
    »Ich will nicht
    sterben!« kreischte
    die Blondine. Das ganze Opern-
    haus stürzte über uns
    zusammen. Blut auf dem
    Boden. Flammen.
    Rauch. Qualm. Geschrei. Es war
    entsetzlich. Ich steckte ihn
    rein.

    - 165 -
    Die Traumfrau

    Die Frau, von der jeder Mann
    träumt, ist eine Nutte mit
    einem Goldzahn und schwarzen
    Strapsen; viel Parfüm
    falsche Wimpern
    Lidschatten
    Ohrringe
    hellrosa Slips
    Salami-Mundgeruch
    Pfennig-Absätze
    Nylons mit einer dezenten
    Laufmasche am linken Bein
    ein bißchen dick
    ein bißchen betrunken
    ein bißchen doof und
    ein bißchen plemplem;
    eine, die keine
    schlüpfrigen Witze
    erzählt und 3 Warzen
    am Hintern hat
    und so tut
    als habe sie eine
    Schwäche für klassische
    Musik; eine, die
    eine Woche dableibt
    nur eine Woche
    und das Geschirr abwäscht
    und Essen kocht und
    fickt und lutscht
    und den Küchenboden schrubbt
    und keine Fotos von
    ihren Kindern herzeigt

    - 166 -
    oder von ihrem Ehemann
    oder ihrem Ehemaligen redet
    oder wo sie zur Schule ging
    oder wo sie geboren ist
    oder weshalb sie das letzte Mal
    im Knast landete
    oder in wen sie verliebt ist;
    eine, die gerade
    eine Woche bleibt
    nur eine Woche
    und das Nötige tut
    und geht
    und nie mehr
    wiederkommt
    auch dann nicht
    wenn sie einen
    Ohrring auf der
    Kommode
    vergessen hat.

    - 167 -
    Mehr oder weniger für Julie

    Auf der Hammondorgel oder durchs verdunkelte
    Fenster, durch Steaks, verdorben und
    blau angelaufen in durchsoffenen Tagen,
    durch Insignien und Speichel und
    durch Savannah, die Straßen wie
    dunkelblaue Adern,
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