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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg
Autoren: Jason Dark
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Es war für Fremde schon immer gefährlich gewesen, allein durch Korsika zu fahren, doch dem Reporter Ty Everett machte dies nichts aus. Er war ein Typ, der die Gefahr liebte. Man fand ihn dort, wo immer etwas los war. Ob im Libanon, wo er sich zwischen den kämpfenden Parteien bewegte und seine Frontberichte schrieb, ob in geheimer Mission in dem von den Russen besetzten Afghanistan oder in der Slumhölle der südlichen Bronx. Er hatte alles überstanden, und warum sollte er nicht auch Korsika überstehen, diese Insel zwischen Frankreich und Italien, auf der es in letzter Zeit zu Spannungen gekommen war?
    Eigentlich war ihm Korsika noch zu mies gewesen, aber er besaß einen französischen Freund, der ihn gebeten hatte, etwas für ihn zu übernehmen. Und da Freundschaft viel bei Ty Everett zählte, konnte er einfach nicht ablehnen.
    Es ging um Kidnapping. Korsische Banditen hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, die Söhne und Töchter reicher Eltern zu entführen und hohe Lösegelder zu erpressen. Nur hatten sie bei Everetts Kumpel Pech gehabt. Entweder waren die Banditen nicht genug informiert worden, oder man hatte sie bewusst reingelegt. Die kleine Colette hatte ebenso wenig reiche Eltern wie Ty Everett. Sie war entführt worden, und der Vater sollte eine Million zahlen.
    Die konnte er nie und nimmer auftreiben. Die Polizei hatte er aus dem Spiel gelassen, dafür Ty alarmiert, und der war nach Korsika gekommen.
    Ty kannte Gott und die Welt. Unter anderem auch einen korsischen Bandenboss, der auf den Namen Jaques Carru hörte, tatsächlich aber nur »Der Tiger« genannt wurde. Ihn wollte Ty sprechen.
    Normalerweise war es so gut wie unmöglich, an die Bosse heranzukommen. Sie saßen in sicheren Bergverstecken, aber Ty wusste da einige Tricks. Zudem war er kein Polizist, denn die wurden von den Banditen als Erbfeinde betrachtet.
    Ty hatte viel gefragt. Besonders in den kleinen Bergdörfern war man auf ihn aufmerksam geworden.
    Da hockte er stundenlang in den Bars und redete mit den Einheimischen. Die meisten wussten, wo sich die Banditen aufhielten. Ty Everett brauchte eigentlich nur zu warten, bis man ihm eine Nachricht brachte.
    Es verging eine Woche. Der Reporter hatte sich in einem einfachen Bauerngasthof einquartiert. Genau am siebten Tag schob ihm jemand einen Zettel unter die Zimmertür, als Ty nicht anwesend war.
    Die Nachricht klang gut. Jaques Carru wollte ihn sehen.
    Er konnte sich noch sehr gut an die alten Zeiten erinnern. Allerdings wollte er nicht ins Dorf kommen, Everett sollte selbst zu ihm fahren. Carru hatte auch einen Treffpunkt angegeben. Unterhalb des Galgenbergs, wo früher die Gehängten im Wind geschaukelt hatten, befand sich eine Kreuzung. Hier sollte Ty gegen Mitternacht warten.
    Nun befand er sich auf dem Weg dorthin. Er fuhr einen Range Rover. Diesen Wagen brauchte er bei den schlechten Straßen schon. Von Asphalt hatten die Leute hier noch nichts gehört, Schotter gab es auch nicht, nur Staub und Schlaglöcher.
    Im Sommer stöhnte die Insel unter der mörderischen Hitze. Im Winter jedoch war es kalt. Da fiel Wind von den hohen Bergen ins Tal. Er brachte Kälte mit, manchmal Frost und Schnee. Der Schnee lag zum Glück nicht auf der Straße. Es waren in diesem noch frischen Jahr schon Unmengen gefallen, allerdings weggetaut. Dafür konnte man die Piste als reine Matschfläche bezeichnen.
    Vier dickprofilige Reifen wühlten den Dreck auf, als Ty dem Treffpunkt entgegenfuhr. Oft lagen Steine auf dem Boden. Sie wurden von den Rädern hochgeschleudert, klatschten gegen den Unterbau oder verschwanden irgendwo rechts und links im Gelände.
    Abergläubisch war Ty Everett nicht. Ein Einheimischer wäre um diese Zeit nicht zu dem Treffpunkt gefahren, denn die Nähe des Galgenberges wurde sogar bei Tage gemieden. Es wohnten dort zwar keine Menschen, doch der Volksmund sprach von den Seelen der Erhängten, die keine Ruhe finden konnten und des nachts herumgeisterten. Sie würden jeden holen, der sich dem Geisterberg näherte, und eine uralte Sage sprach auch von einem unheimlichen Lebewesen, das seine Wohnstatt innerhalb des Berges gefunden haben sollte.
    Den Namen wagte man überhaupt nicht auszusprechen, aber Ty Everett hatte in einem Heimatmuseum eine Abbildung des Wesens gesehen. In eine Steinplatte war dieses Ungeheuer eingraviert worden.
    Ein gewaltiges, wurmartiges Geschöpf mit zwei Köpfen. Einmal mit einem Schlangenkopf und zum zweiten mit dem normalen Wurmkopf. Nach langem Hin und Her
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