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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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Besoffenen schrien alle den
    Fahrstuhlführer an: LEG DEN HEBEL UM!
    MACH DEN RÜCKWÄRTSGANG REIN! das Blut
    lief ihr in den Schuh, und ich und die
    übrigen Spieler starrten auf die
    Anzeigetafel, hofften auf einen letzten
    brauchbaren Flash, und ich setzte
    auf das falsche Pferd.
    Der Mann von nebenan hat jetzt
    sein Trampeln eingestellt und die
    Bibel aufgeschlagen. Naja, es war
    ein schlimmer Sommer für uns alle. So ein
    bestimmtes Gefühl, ein Reißen in den
    Knochen, alles wird einem zuviel. Sich
    ein Paar Socken anzuziehen wird zu
    einer Zumutung, die einem fast den
    Verstand raubt, wir hängen wie Bilder
    von blauhäutigen Jungfrauen vor den Augen
    von jungen Kerlen mit Gehirnerweichung,
    das Haar wachst uns über den Hemdkragen und
    die Blumen verwelken in der Vase. Meine Frau
    kommt aus dem Klo.

    - 47 -
    Alles in Ordnung? fragt
    sie. Yeah, sag
    ich.

    - 48 -
    Jack

    Er zeichnete ein Blatt
    nach dem anderen
    mit Fischen voll,
    und ich sagte:
    Jack, was ist mit dir?
    aber er gab keine Antwort,
    und seine Frau sagte:
    Er will sich keinen Job suchen,
    das ist mit ihm. Ich kann nicht.
    Ich muß bei den Kindern bleiben.
    Möchte bloß mal wissen, wie wir
    über die Runden kommen sollen.

    Er zeichnete weiter seine Fische,
    ein Blatt nach dem anderen,
    und er war nicht einmal betrunken.

    Ich ging runter und besorgte
    zwei Flaschen Wein, und seine Alte
    schenkte die Gläser voll.

    Jack trank seines aus, und dann
    fing er an zu fluchen: Diesem
    gottverdammten Kugelschreiber
    geht dauernd der Saft aus,
    grad wenn ich am entscheidenden
    Punkt bin, wenn's drauf ankommt,
    wenn ich endlich brenne
    wie ein blödsinniger Docht
    im Wachs ...

    - 49 -
    Er schmiß den Kugelschreiber
    in einen Müllsack voll leerer Flaschen
    und leerer Sardinen- und Bier-
    dosen. Dann zog er seinen Mantel an
    und ging raus.

    Wo geht er hin?
    fragte ich.

    Mir doch scheißegal,
    wo er hingeht,
    sagte seine Alte.
    Dann zog sie ihr Kleid hoch
    und zeigte mir eine Menge Bein;
    sah ziemlich gut aus, ich hatte
    schon immer eine Schwäche
    für Beine. Aber ich ging
    an den Schrank und zog meinen
    Mantel an.

    Wo gehst du denn hin?
    fragte sie.

    Ich geh mir einen Job suchen,
    sagte ich. Da steht was in der
    >Times<, sie suchen Hausmeister
    für das neue Fleischman Building.

    Ich ging die Treppe runter,
    einen halben Block nach Norden
    und in die nächste Bar.
    i
    Jack saß drin.
    Ich weiß nicht, sagte er,
    ich glaub, ich bring mich um.

    - 50 -
    Wozu denn, sagte ich,
    irgendwann passiert es
    von allein.

    Wir saßen den Rest des
    Nachmittags da und tranken,
    und gegen 7 gingen wir;
    er mit einer Feuerroten
    und ich mit einer, die hinkte
    und Henry James las
    und ein schiefes Maul kriegte
    wenn sie lachte.

    Draußen hatte es
    auf 180 abgekühlt,
    und von der Welt
    war nicht mehr viel
    zu sehen.

    - 51 -
    L. Beethoven, Vorstopper

    Er rackerte sich ab
    für das Team. Ludwig V. Beethoven,
    Vorstopper. Er säbelte
    jeden Angreifer um. Aber nachts
    soff er immer Bier und
    spielte Klavier.
    Schüler, du Mißgeburt, sagte er,
    renn nicht so hinter den Ladies her.
    Die Ladies bleiben sich immer
    gleich. Brich dir keinen ab.
    Wenn du eine brauchst, dann
    ist immer eine da.

    Und du, Tschaikowski, sagte er,
    schluck mal 'n paar Vitamine.
    Daß du schwul bist, macht mir
    nichts aus. Hauptsache, du
    bleibst mir auf Distanz.
    Das ist der Trouble mit
    euch allen: ihr seid
    zu blaß!

    Ich nahm einen Querpaß
    von G. B. Shaw an und
    büchste nach hinten aus.
    Beethoven blockte mir
    drei Männer ab, und als
    ich an ihm vorbeikam
    sagte er: Ich hab
    drei Flittchen auf Lager
    für heute abend;
    ramponier dir nichts,

    - 52 -
    was du später vielleicht
    noch brauchen kannst .. .

    Ich schoß wie ein Irrer
    an den Angreifern vorbei
    und das Spielfeld rauf.
    B. studierte Harmonielehre,
    aber ich bezweifelte, daß er es je
    zu etwas bringen würde.
    Er war nichts als ein
    dickbäuchiger deutscher
    Biertrinker.

    - 53 -
    Selbstvernichtungsfanatiker

    Meine Schlange hat rote Finger
    sagte er
    und sie holten ihn von der Couch
    und legten ihn auf eine Tragbahre
    und trugen ihn die 25 Stufen runter
    und seine Frau schlug die Beine
    übereinander (man konnte fast
    ihre magische Box sehen) und
    machte sich eine Zigarette an
    und sagte
    Ich kann einfach nicht verstehn
    was in ihn gefahren ist
    und ich verpaßte ihr eine Ohrfeige
    daß die Zigarette auf den Teppich floj
    wie ein Splitter vom Mars
    und folgte der Tragbahre
    nach unten.

    - 54 -
    Ein Fensterplatz im
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