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Der größte Verlierer der Welt

Der größte Verlierer der Welt

Titel: Der größte Verlierer der Welt
Autoren: Charles Bukowsky
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    nach Süden und Osten, dort
    standen zwei Fliegengewichtler
    im Ring, ein Japs und ein Mexikaner
    und der Mexikaner deckte den Japs
    mit Schlägen ein, der Japs blutete
    aus einer Platzwunde über dem
    Auge, kämpfte aber nur noch
    verbissener, er war dünn wie ein
    Grashüpfer, spindeldürre Arme,
    aber seine Schläge waren hart,
    es ging über die vollen 10 Runden,
    und der Japs siegte nach Punkten,
    dann folgte ein weiterer
    10-Runden-Kampf, ich trank
    eine Menge Bier, mußte immer wieder
    pissen gehen, und irgendwann
    kam ich rein, und der Kampf
    war aus, K. o., und ich ging raus
    zu meinem Wagen, und da die Halle
    downtown war, fuhr ich an dem
    Laden vorbei, wo ich tagsüber
    malochte, um mal zu sehen,
    ob das bei Nacht vielleicht
    weniger zermürbend aussah,

    - 64 -
    und als ich durchs Fenster
    schaute, glaubte ich Ralph
    den Lagerarbeiter zu sehen,
    wie er auf Händen und Knien
    da drin herumkroch
    er war ein bißchen seltsam,
    die Sekretärinnen hatten alle
    Angst vor ihm, und ich überlegte,
    ob ich die Polizei alarmieren sollte,
    aber dann dachte ich: mir doch egal,
    ob er die Bude ausräumt oder
    in Brand steckt,
    und ich stieg wieder ins Auto und
    fuhr über den Freeway zurück
    zu meinem Apartment.

    Ich trank ein paar Gläser Scotch,
    stellte den Wecker auf 6.30 Uhr,
    schluckte ein Vitamin-Dragee,
    dachte an eine Nutte in Glendale,
    sah mir die Football-Ergebnisse an,
    ging noch einmal pissen,
    knipste das Licht aus,
    kroch in mein Bett, allein,
    sagte kein Gebet,
    dachte an Orte wie Japan und
    Central Avenue,
    dachte an die Toten und
    die Berühmten,
    dachte an meinen eigenen Tod,
    an die Themse, die dann ohne mich
    weiterfließen mußte,
    an die Girls draußen auf dem
    Bürgersteig, ohne mich,
    und dann dachte ich: es wäre
    kein großer Verlust,

    - 65 -
    und ich schlief ein und
    schlief gut.

    - 66 -
    Kommunisten

    Wir trieben die Frauen in einer
    langen Reihe hinunter zum Fluß,
    verkrampft von der Angst in ihren
    stupiden Reisbauern-Schädeln,
    die Kmder krampfhaft an sich gedrückt,
    Säuglinge, klein wie Mäuse,
    die nach Luft schnappten,
    ihre Chancen standen 1 : 1000;
    die Männer mußten in einem Kreis
    niederknien, dann erschossen wir sie,
    und ihr Tod hatte kaum etwas
    von einem Tod, es war eher
    wie irgendwas in einem Film,
    Männer mit Armen und Beinen wie Spinnen
    mit einem Fetzen Tuch über den Genitalien,
    Männer, die kaum geboren waren,
    konnte man eigentlich kaum töten
    aber da lagen sie nun auf der Erde
    und waren tot, und in der grellen Sonne
    hatten sie so einen eigenartigen
    Ausdruck im Gesicht, als war ihnen
    alles ein Rätsel.

    Von den Frauen konnten einige mit
    Gewehren umgehen. Wir ließen
    eine kleine Abteilung zurück,
    die sich mit ihnen befassen sollte.
    Dann steckten wir die restlichen
    Hütten in Brand und zogen weiter
    zum nächsten Dorf.

    - 67 -
    Ein wertvoller Tip

    Wenn du tot bist, sagte er zu mir,
    brauchst du dir wegen der Würmer
    keine Sorgen zu machen, die kommen
    nicht an dich ran, mit dem Körper
    gehen allerhand Veränderungen
    vor - bis die sich durch den Sarg
    genagt haben, ist schon einiges
    passiert, und es ist von Fall
    zu Fall ganz verschieden -
    sie haben diese alten Könige da
    aus ihren Gräbern ausgebuddelt,
    verstehst du:
    der eine war bloß noch so 'ne
    Pfütze schwarzes Wasser,
    ein anderer hatte einen
    18 Fuß langen Bart,
    und ein anderer war zu
    so was wie einem Brocken Salz
    geworden.

    Yeah? sagte ich.
    Yeah, sagte er.

    Er kannte sich mit all
    diesen Dingen aus.
    Er wohnte da oben in den
    Bergen und war unglaublich
    gescheit.

    Ehe ich ging, langte ich hin
    und zog ihm die Würmer
    aus Augen Nase Bauch

    - 68 -
    Schuhen Haaren Ohren,
    und dann sagte er
    gute Nacht,
    und ich sagte
    gute Nacht
    und stieg in meinen Wagen
    und fuhr weg.

    Und die Würmer lachten
    während der ganzen Fahrt
    nach Hause.

    - 69 -
    Stierkampf

    Sie hatten ihm bereits
    eine in die Schulter verpaßt,
    und er kam aus dem
    Tunnel heraus,
    stocksauer -
    witterte die Weite
    der Arena,
    witterte die Sonne
    und sah sich
    nach einem um.

    Da stand er.

    Es schien, als hätte
    sogar die Sonne
    Angst vor dem Stier.

    Der Matador sehne irgend was,
    schwenkte und schüttelte
    die Capa. Der Stier
    ging auf ihn los.
    Er gab ihm die Capa,
    aber er ging nicht
    sehr nahe ran.

    Dann sah der Stier
    das vermummte Pferd
    mit den verbundenen Augen,
    und er trottete rüber
    und begann es mit den
    Hörnern zu bearbeiten,
    von der Seite und
    von unten.

    - 70 -
    Der
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