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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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Das machte Kid Longo nichts aus, denn er war ein Zocker. Einer der besten, aber nicht der beste.
    Genau das wollte er werden. Da ergriff er jede Chance, um zum Ziel zu gelangen. Oder, wie in seinem Fall, den absoluten Jackpot zu erreichen.
    Longo schwitzte. Er traute sich nicht, sich zu bewegen. Der Beichtstuhl kam ihm eng vor wie ein Grab. Er hätte sich den Schweiß abwischen müssen, doch er war einfach zu kraftlos dafür. Die Arme hatte er angewinkelt, und seine Hände lagen auf dem schmalen Sims vor der Trennwand. Zudem hatte er das Gefühl, dass die Arme nicht mehr zu ihm gehörten und einfach an seinen Körper geklebt worden waren.
    Er musste schlucken. Der wenige Speichel schmeckte bitter. Sein Mund war trocken.
    »Alles?« fragte er noch mal nach.
    Er hörte das Kichern. »Natürlich, mein Freund, alles!«
    »Gut, gut!« flüsterte Kid und feuchtete seine trockenen Lippen an. »Und was bedeutet das?«
    »Geld«, lautete die Antwort. Sie war leise und auch zögernd gegeben worden. Genau das störte Kid.
    Er hätte sich gewünscht, dass der andere schneller gesprochen hätte, jetzt hatte ihn das Zögern aufmerksam werden lassen. »Da ist doch noch etwas - oder?«
    Hinter der Trennwand vernahm er ein Kichern. »Sehr gut, mein Freund. Du hast aufgepasst. Da ist tatsächlich noch was. Du kannst nicht nur Geld gewinnen, sondern auch dein Leben, Kid. Das ist noch viel mehr wert als das Geld.«
    Longo gab keine Antwort. Er musste erst nachdenken, was ihm in dieser schwülen Enge nicht leicht viel. Er spielte nicht um Geld, sondern auch um sein Leben, und darüber musste er nachdenken. Er befand sich in der Realität, doch er hatte das Gefühl, sie zu verlassen und einfach wegzuschwimmen in eine Welt, die nicht mehr zur Realität gehörte, sondern zu einer, die es nur in Märchen gab. Genau das war es. Eine Märchenwelt, von der er bisher nur gelesen hatte, und zwar als Kind, und das lag schon lange zurück.
    Um das Leben spielen!
    Dieser eine Satz schockte ihn. Er bekam es mit der Angst zu tun und spürte in der feuchten Schwüle die Kälte, die an seinem Rücken entlangglitt.
    »Was ist denn mit dir? Hat es dir die Sprache verschlagen, Kid?«
    »Ja, das hat es.« Longo ärgerte sich darüber, dies zugeben zu müssen, aber es war nicht anders zu machen. Er gehörte zu den Menschen, die sich als abgebrüht bezeichneten. Am Pokertisch hatte er seine Gefühle unter Kontrolle, das musste so sein, denn der kleinste Fehler konnte ihn sonst ein Vermögen kosten. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Er war mit allen Wassern gewaschen, aber in diesem Fall wusste er nicht, was er erwidern sollte. Das kam ihm zu unwahrscheinlich, zu unglaublich und auch zu märchenhaft vor.
    »Sollte ich mich in dir getäuscht haben?«
    Die Flüsterstimme regte ihn auf. Sie hinterließ wieder einen Schauer auf seinem Körper. Er fühlte sich bei jeder Frage in die Enge getrieben.
    »Ich weiß nicht…«
    »Willst du nicht?«
    »Ich überlege noch.«
    Longo hörte ein Lachen, das ihn erschreckte. Er fand es einfach widerlich. Es klang auch wissend, als könnte der andere in ihn hineinschauen.
    »Was gibt es da zu überlegen, Kid? Ich biete dir etwas an, was du nie mehr bekommst. Eine Chance, die es im Leben eines Menschen nur einmal gibt. Und du zögerst.« Wieder hörte er das Lachen.
    »Das, verdammt noch mal, begreife ich nicht.«
    »Es ist aber so.«
    Der andere ging nicht auf Kids Antwort ein. »Du musst dich entscheiden. Hier und jetzt!«
    Der Schweiß strömte stärker. Er rann über sein Gesicht. Er spürte ihn in seinen Augen, die zu brennen begannen. Er zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. Er war hin und her gerissen. In seinem Gehirn wog er das Für und Wider ab. Es musste eine Lösung geben.
    Einerseits wollte er gewinnen, andererseits aber meldete sich ein Gefühl, das ihn davor warnte, nicht in die Falle zu tappen.
    Aber da gab es noch die Gier!
    Genau sie spielte eine sehr große Rolle. Es war die reine Gier nach dem Geld. Er wollte den Mammon, der ihn reich und unabhängig machte. Dafür hätte er alles getan oder fast alles. Und dann war da noch der Joker. Das Leben gewinnen.
    Er hörte sich stöhnend einatmen. »Was soll das mit dem Leben genau bedeuten?«, fragte er.
    »Die Antwort ist leicht«, flüsterte die Gestalt hinter der Scheibe, die nur als Schatten zu sehen war.
    »Du kannst den Tod überlisten, Kid. Ja, den Tod überlisten.«
    Longo sagte nichts. Die Antwort gab ihm sein Körper selbst. Er wusste nicht, ob
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