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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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etwas, womit ich einen von Euch bestechen könnte, würde ich es riskieren«, versicherte Tan dem jungen Mann. »Leider habe ich nur das Versprechen anzubieten, dass Ihr nicht länger Gefängniswärter bleiben werdet, wenn Ihr meinen Namen ins große Haus überbringt.«
    »Weil ich dann selbst Häftling wäre?«, fragte der Wärter, der nicht ganz so naiv war, wie er aussah. »Dann stünde ich zweifellos in Eurer Schuld, hochverehrter Herr. Ich sagte schon, dass es gegen die Bestimmungen verstößt.« Er traf Anstalten, sich abzuwenden und seine Runde fortzusetzen.
    Tan hätte am liebsten mit den Fäusten auf den Boden gehämmert und geschrien. Das hätte jedoch nichts geholfen, und er war ohnehin zu müde dafür. Er überwand sich, lieber leise zu sprechen. »Nun, ich bin sicher, dass es ein Trost für Euch ist. Wenn man mich in dieser Zelle ermordet auffindet, hoffe ich, dass Ihr Euch fragen werdet, inwieweit Ihr Verantwortung dafür tragt. Ihr werdet Euch jedoch keine Vorwürfe machen müssen, nicht wahr? Ihr wisst ja schließlich, wie man sich an die Bestimmungen hält.«
    Der Wärter wandte sich ihm stirnrunzelnd wieder zu. »Ich denke, Ihr seid in unserem Gewahrsam recht sicher.«
    Tan lachte lauthals. »Was denkt Ihr Euch eigentlich? Dass ich irgendein Dieb oder gewöhnlicher Verbrecher bin? Ich bitte Euch, flehe Euch an, meinen Namen dem Fürsten des Deltas selbst zu überbringen, und Ihr denkt, ich wäre ein Dieb? Ist es das, was Ihr Euch denkt?«
    Der junge Wärter öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann wandte er sich ab, warf Tan noch einen unsicheren Blick über die Schulter zu und ging hinaus. Die Tür krachte mit entmutigender Endgültigkeit hinter ihm ins Schloss und ließ Tan allein in der Dunkelheit und Kälte zurück. Tan drückte sich die Hände auf die Augen. Vielleicht hätte er ein bisschen weniger Sarkasmus und etwas mehr Bescheidenheit zeigen sollen? Falls er heute Abend nicht ein Maß an Demut gelernt hatte, dann würde er es sicherlich nie mehr lernen.
    Er lehnte sich an die Wand. Die Mauer war zwar ausreichend trocken, aber kalt. Sie schien ihm die Wärme aus den Knochen zu saugen. Einen Augenblick später rückte er davon ab und kauerte sich ins Stroh. Durch das Gitterfenster der Zelle gelangte derzeit nichts Beunruhigenderes herein als die kalte Luft der ersten Frühlingstage und kleine Wirbel von Nebelschwaden. Tan fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis ihn Linulariner Agenten in dieser Zelle aufspürten. Wie sie lachen würden, wenn sie ihn so dumm in der Falle sitzen sahen, festgesetzt von den eigenen Leuten! Und dann würde jemand einen Giftpfeil durch dieses Fenster schießen oder, schlimmer noch, die Wärter bestechen, ihn so zu entlassen, dass er den Agenten in die Hände fiel. Und dann …
    Es war beängstigend, dass nur die schlichte Redlichkeit eines jungen Gefängniswärters, der nicht bereit war, gegen die Bestimmungen zu verstoßen, Tan womöglich vor seinen Feinden schützte. Natürlich war ihm klar, dass solche Redlichkeit ihn wahrscheinlich nicht gut genug schützen würde.
    Die äußere Tür wurde unvermittelt geöffnet und ließ das helle Licht schwingender Lampen und den schweren Tritt von Stiefeln herein. Tan richtete sich zunächst im Sitzen auf, stellte sich dann auf die Beine und bemühte sich darum, einen klugen und zumindest ansatzweise respektablen Eindruck zu machen. Der junge Wärter war mit einem Offizier der Wache zurückgekehrt: einem kräftigen Mann mit strenger, brutaler Miene.
    »Nun?«, wandte er sich an Tan.
    »Hochverehrter Hauptmann«, sagte Tan unverzüglich und verbeugte sich.
    »Ihr haltet unseren Schutz hier für nicht angemessen, habe ich das richtig verstanden? Ihr habt ganz besondere Feinde, hat man mir berichtet. Ihr denkt, es würde Euch besser ergehen, wenn man Euren Namen oben auf dem Hügel erwähnte, ja?«
    »Falls Ihr bitte dafür sorgen würdet, hochverehrter Herr. Ich schwöre Euch, dass man den Namen dort kennt.«
    Der Hauptmann musterte Tan mit offenem Abscheu von Kopf bis Fuß. »Ihr seid hier ausreichend sicher, dass verspreche ich Euch. Ihr könnt also in dieser Hinsicht ganz beruhigt sein.«
    Tan senkte den Kopf und sagte nichts.
    »Huh, ein verlorener Vetter seid Ihr, wie? Seid in schlechteGesellschaft geraten und habt Euch nach Hause geschleppt, um Vergebung zu erheischen und die Begleichung Eurer Schulden durch den Fürsten?«
    »Wenn Ihr es so ausdrücken möchtet«, antwortete Tan verbindlich. Er bemühte sich

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