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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde
Autoren: Rachel Neumeier
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eine Umarmung, und sie vergrub sich an seiner Brust und brach in Tränen aus.
    »Na ja, das war schon eine seltsame Geschichte«, erzählte ihr Tef ein wenig später, als der kurze Gefühlsausbruch vorüber war und Maianthe sich mit Wasser aus seiner Gießkanne das Gesicht gewaschen hatte. »Ein Mann kam vor vier Tagen zu meinem Haus geritten. Er fragte mich, ob ich der Tef wäre, der früher als Gärtner für Fürst Beraod gearbeitet hat. Ich sagte ja, und er stellte mir jede Menge Fragen nach dem alten Haushalt.«
    »Und über mich«, mutmaßte Maianthe. Vor vier Tagen – also musste Fürst Bertaud jemanden nach Kames geschickt haben, kaum dass er Onkel Talenes’ Haus verlassen hatte. Zu dem Zeitpunkt musste er somit schon daran gedacht haben, Maianthe zu sich ins große Haus zu holen. Diese Entschlusskraft ängstigte Maianthe ein wenig, denn sie hatte nach wie vor keine Vorstellung von den Gründen , die ihren Vetter bewegten, sie zu sich zu nehmen.
    »Ja, Maia, auch über dich, obwohl er das nicht gleich zu Anfang tat. Ich konnte erkennen, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte, aber ich wusste nicht recht, was das war. Und als ich es dann erfuhr, hatte ich keine Ahnung, welches die Gründe waren. Ich konnte jedoch nicht erkennen, dass es jemandem geschadet hätte, die Fragen zu beantworten; also sagte ich ihm alles.«
    »Ja, aber was hast du ihm erzählt?«
    »Nun, die Wahrheit! Dass deine Mama gestorben war, als du drei warst, und dein Vater dich kaum zur Kenntnis genommen hatte, außer wenn du ihm in die Quere kamst. Dass Fürst Beraod ein giftiges Temperament hatte und sein Hauspersonal einfach nicht halten konnte, auch wenn er es gut bezahlte. Dass du in sechs Jahren siebenundzwanzig Kindermädchen hattest und kaum eines, das auch nur einen Groschen Gerste wert gewesenwäre, geschweige denn eine Kupfermünze; und dass …« Er brach ab.
    Maianthe blickte ihn fragend an. »Was?«
    »Na ja, dass ich dich vermutlich habe hinter mir herlaufen lassen«, antwortete Tef barsch. »Schließlich sagte dieser Mann, Fürst Bertaud, Sohn von Boudan, wäre ins Delta zurückgekehrt, um hier Fürst zu sein, nur bräuchte er halt auch Dienstboten – und ob ich wohl Gärtner für das große Haus werden wollte? Ich antwortete, ich wäre in den Jahren auch nicht jünger geworden, aber er meinte, Fürst Bertaud würde sich daran nicht stören. Und dann sagte er, der Fürst würde nach dir schicken, Maia. Also habe ich mein Haus der Tochter meines Neffen gegeben und meine Sachen gepackt, und na ja, hier sind wir nun.«
    Maianthe dachte darüber nach. Schließlich fragte sie: »Aber warum hat er nach mir geschickt?« Und sie wartete zuversichtlich auf die Antwort. Ihr kam gar nicht in den Sinn, dass Tef sie womöglich nicht wusste.
    Und sie wurde nicht enttäuscht. Lebhaft antwortete Tef: »Na ja, das ist recht einfach, denke ich. Du weißt ja, dass der alte Herr, Fürst Berdoen, dein Großvater … Du weißt ja, dass er der leibhaftige Schrecken war, vermute ich, und seine zwölf Söhne mit harter Hand am Zügel und mit der Peitsche führte, wie man so schön sagt.«
    Alle Welt wusste das. Maianthe nickte.
    »Nun, Fürst Boudan, der Vater deines Vetters, er hatte das gleiche kalte Herz und die gleiche harte Hand wie der alte Fürst, erzählt man. Jedenfalls schickte der hohe Herr Boudan seinen Sohn an den königlichen Hof – das war, als der alte König noch lebte. Nach allem, was man so hört, mochte Prinz Iaor Bertaud gern und sorgte dafür, dass er bei ihm blieb. Also ist der hohe Herr Bertaud nicht nach Hause zurückgekehrt, als Fürst Boudan und dann der alte König starben – es sei denn für flüchtigeBesuche, verstehst du? Er hatte seinen Vater so gehasst, dass er nichts hier im Delta leiden konnte, vermute ich mal, und so blieb er bei Hofe. Und er steht dem König immer noch nahe, nach allem, was man sich über den zurückliegenden Sommer erzählt. Man erzählt, Iaor hätte deinen Vetter nach den Schwierigkeiten des Sommers als persönlichen Sendboten nach Casmantium geschickt. Hast du davon gehört?«
    Maianthe schüttelte unsicher den Kopf, womit sie andeutete, dass ihr Onkel entweder nichts zu ihr gesagt hatte oder dass sie unaufmerksam gewesen war, als er es ihr erzählte.
    »Na ja, ich weiß auch nicht viel darüber. Aber es kursierten Gerüchte überall im Delta, weil dein Vetter unser rechtmäßiger Fürst ist, verstehst du? Und manche Leute erzählen das eine und einige etwas anderes, doch ich
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