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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde
Autoren: Rachel Neumeier
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bist.«
    Maianthe war generell nichts anderes gewöhnt als nur widerwilligste Hilfe, und sie wusste nicht, was sie zu dem sagen sollte.
    Fürst Bertaud schien sich nicht daran zu stören, dass sie nicht redete, und führte sie ins Haus und einen langen Korridor entlang. Keinerlei Mosaikfliese schmückte den Fußboden; er bestand nur aus schlichtem Holz. Die Bretter waren sauber, aber nicht einmal gestrichen, und sie knarrten, wenn man auf ihnen ging.
    Bertaud erklärte Maianthe: »Du kannst das Haus erkunden, sobald wir gespeist haben, oder wann immer du möchtest. Ich habe dich vorläufig in einem Zimmer untergebracht, das in der Nähe von meinem liegt. Abgesehen von Teilen dieses Flügels ist das ganze Haus bislang abgeschlossen, aber später kannst du dir selbstverständlich jedes Zimmer aussuchen, das dir gefällt.«
    Sie gingen um eine Ecke und betraten die Küche, ein weitläufiger, ausgedehnter Raum mit drei Öfen und vier Arbeitstischen. Ein langer Esstisch stand vor zwei großen Fenstern, die sich im Schatten ausladender Bäume befanden und offen waren, um jeden Lufthauch einzufangen. Auch die Tür zu einem Kühlkeller stand offen, sodass ein kühler Zug dort hochkam. Nur in einem Ofen brannte Feuer. Man sah sofort, dass hier kein richtiges Küchenpersonal arbeitete, denn das Mahl wurde von einem Mann zubereitet, der nach einem Soldaten aussah.
    »Ja«, sagte Fürst Bertaud, den Maianthes Gesicht offensichtlich erheiterte. »Ich wollte keinen Koch einstellen, den du vielleicht nicht magst, Cousine; der Koch ist fast so wichtig wie deine Mägde. Also bekommen wir heute leider nur Lagerkost gereicht.«
    »Nun, mein Fürst, ich denke, wir haben etwas Besseres als Lagerkost zuwege gebracht«, verkündete der Mann gutgelaunt. »Nichts Ausgefallenes, wie ich gestehe, aber ein Braten ist leicht genug zuzubereiten, und man kann immer Kartoffeln ins Bratenfettt tunken. Und ich habe Daued in die Stadt geschickt, um Gebäck zu kaufen.« Der Mann nickte Maianthe höflich zu. »Meine Dame.«
    Maianthe erwiderte zögerlich das Nicken.
    »Wir alle essen heute im Speiseraum des Personals, ganz formlos«, erklärte ihr Vetter.
    »Ja, mein Herr«, pflichtete ihm der Mann bei und stieß eine langstielige Gabel in den Braten. »Der ist so zart, dass er fast schon geschmolzen ist, Herr. Wir können also jederzeit servieren, wann immer Ihr das wünscht.«
    »In einer halben Stunde«, ordnete Fürst Bertaud an und wandte sich dann Maianthe zu. »Ich denke, du möchtest sicher gern meinen neuen Gärtner begrüßen. Ich habe ihn gerade erst vor zwei Tagen eingestellt, aber ich bin sehr zufrieden mit ihm. Geh einfach durch die Tür dort, und ich denke, du wirst ihndabei antreffen, wie er im Kräutergarten arbeitet, direkt hier am Haus.«
    Maianthe starrte ihren Vetter an.
    »Nur zu«, ermunterte Fürst Bertaud sie und lächelte sie an. »Bitte sag ihm, dass alle im Speiseraum für das Personal essen werden, Cousine. In einer halben Stunde. Aber wenn ihr ein wenig zu spät kommt, wird niemand daran Anstoß nehmen.«
    Das kam Maianthe sehr seltsam vor, aber schließlich erschien ihr alles an ihrem Vetter merkwürdig. Als Fürst Bertaud mit dem Kopf entschieden zur Küchentür deutete, tat sie vorsichtig einen Schritt in diese Richtung. Als er ihr erneut zunickte, drehte sie sich um und schob die Tür auf.
    Der Gärtner saß auf einem niedrigen Schemel und platzierte sorgfältig neue Mangoldsetzlinge mit weinroten Stielen in einem Beet, wo sie langstielige Salatpflanzen ablösten. Obwohl der Mann Maianthe den Rücken zuwandte, erkannte sie ihn sofort. Sie blieb stehen und starrte zu ihm, denn obwohl sie ihn erkannte, glaubte sie nicht, dass er es sein konnte. Er hörte jedoch die Küchentür hinter Maianthe ins Schloss fallen und drehte sich um. Sein breites, altes Gesicht hatte sich überhaupt nicht verändert.
    »Maia!«, rief Tef und griff nach seiner Krücke, die neben dem Schemel lag.
    Maianthe rannte nicht zu ihm. Sie ging langsam und vorsichtig, denn sie fürchtete mit jedem Schritt, er könnte sich unvermittelt in einen anderen verwandeln – in einen Fremden, jemanden, den sie nicht kannte. Vielleicht bildete sie sich ihn ja nur ein, weil der Geruch von Kräutern und umgegrabener Erde sie mit Erinnerungen überwältigt hatte. Als sie den Gärtner jedoch erreicht hatte und vorsichtig die Hand nach ihm ausstreckte, war es immer noch Tef. Er rieb sich Erde von den Händen, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog Maianthein
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