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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter
Autoren: Hans Kneifel
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anklammerte.
    »Wir werden beobachtet. Also gibt es doch Menschen in dieser Hölle.«
    »Wahrscheinlich mehr, als uns lieb ist.«
    Der Mann gehörte zu den Wilden dieses Landstrichs. Sein Oberkörper war voller Linien und Zeichen. Luxon und Mythor warfen nur einen kurzen Blick auf ihn, dann galoppierte Pandor einen Hang aus Sand und Geröll hoch, wieder zwischen einer Doppelreihe von magischen Symbolen.
    Auch auf der rechten Seite dieses seltsamen Weges kauerte ein Eingeborener. An seinem Körper erkannten die beiden Männer ebenfalls Streifen, Punkte, Flecken und Zeichnungen, die ähnlich aussahen wie die Linien der Bildwerke in den Steinen. Die Kegel und Wälle aus Lava warfen lange Schatten.
    »Sie sind tätowiert, und sie greifen uns nicht an.«
    Der Bitterwolf erreichte, einen halben Bogenschuss weit vor Pandor dahinrennend, die oberste Kante des jenseitigen Hanges. Wieder blieb er stehen, legte den Falken ab und stieß ein lautes, schauerliches Heulen aus.
    Pandor und Luxon keuchten den Hang hinauf und zwischen zwei hochkant gekippten Platten hindurch, auf denen Linien und Kreise eingegraben waren.
    Die Männer blickten direkt in die riesige, feuerrote Kugel der Sonne. Sie stand einige Handbreit über dem Horizont. Der Horizont… Vor ihnen lag die Sandwüste.
    Pandor blieb stehen, ohne dass Mythor etwas getan hätte.
    »Wir haben es geschafft!« stieß Mythor überrascht hervor. »Die Sanddünen!«
    »Tatsächlich. Wir haben die Zone des Todes hinter uns gelassen.«
    Langsam drehte sich Mythor um und warf einen Blick zurück. Die Schatten und der Dunst, der zwischen den Bodenspalten wogte, nahmen wieder Besitz von diesem furchtbaren Land. Hoch in der Luft, über den Geisern und den Spiralen des vulkanischen Rauches, zog eine riesige Flugechse ihre Kreise. Die beiden Eingeborenen hatten ihre Verstecke verlassen und starrten hinter Luxon und Mythor her.
    Es waren hässliche, gedrungene Wesen – das konnte Mythor erst jetzt erkennen, noch einfacher und primitiver als die Eingeborenen in den Karsh-Bergen. Aber sowohl die Gestalten in den Steinen und den Flanken der Lavarillen als auch die Tätowierungen auf den breiten Brustkörben waren alles andere als einfach oder hässlich. Mehr konnte Mythor nicht sehen, denn die Tätowierten verschwanden blitzschnell zwischen den Schatten und Felsen.
    »Wir haben überlebt!« sagte Mythor, vor Erleichterung seufzend. Für ihn war der Anblick, der sich ihnen bot, eine Art Erlösung. Wieder dachte er an die toten Reiter. Er konnte nur hoffen, dass einige von ihnen entkommen waren.
    »Wir sind ziemlich weit im Süden«, sagte Luxon und sah zu, wie Mythor aus dem Sattel rutschte und zu Hark hinüberstapfte.
    »Ja. Richtig. Dort hinten…«, antwortete Mythor bedächtig und zeigte auf das dunkle Band hinter der Kulisse aus scharfkantig abfallenden Dünen, »… das muss die Straße des Bösen sein.«
    »Das ist die Straße des Bösen!« knurrte Luxon und warf den Bogen über die Schulter. Die Sehne gab einen zirpenden Laut von sich.
    Unterhalb des Hanges, der aus einer breiten und langen Bank aus wallförmig aufgetürmten Lavamassen bestand, gab es, so weit das Auge reichte, nichts anderes als hellen Sand. Düne reihte sich an Düne. Zwischen den langgestreckten Verwehungen, deren Oberflächen vom Wind geriffelt und ohne tiefe Spuren dalagen, zeichneten sich die schwarzen Schatten ab. Hinter den ersten Ketten der Dünen lag das schwarze Band. In unregelmäßigen Abständen wuchsen Dämonenpflanzen an den Rändern und mitten in der Straße des Bösen. Von hier aus wirkten sie wie schwarze, drohende Wesen, die zu den beiden Männern herüberstarrten und den Eindruck vermittelten, als könnten sie ihre Wurzeln aus dem Boden reißen und jeden, der sich in ihre Nähe wagte, angreifen.
    Luxon bückte sich, hob mit der rechten Hand einen mehr als faustgroßen Stein auf und ging auf Mythor zu.
    Mythor hielt Horus in der Hand, streichelte über das weiße Gefieder und sah zufrieden, dass die Wunde im Flügel verheilt war. Bald würde der Schneefalke wieder fliegen können, bald würde er ihn vor Gefahren warnen.
    Der Falke blitzte ihn aus kühnen Augen an und stieß ein aufforderndes, krächzendes Fauchen aus.
    Luxon zielte sorgfältig, dann holte er aus und schmetterte Mythor den Stein gegen die Schläfe.
    Mythor schrie ächzend auf, kippte zur Seite und blieb liegen.
    *
    Er konnte alles sehen, aber kein Muskel gehorchte ihm. Vor seinen Augen zogen Nebel vorbei, und er fühlte den
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