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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem neben ihm knieenden Direktor zu und sagt leise: »Der Mann ist tot. Offensichtlich Herzschlag oder – er ist vergiftet worden …«
    Das Publikum starrt über diese Szene hinweg ins Bassin. Das Lächeln ist von Joans Lippen verschwunden. Ihre Augen sind angstgeweitet. Sie blickt zu den Assistenten, die sich verzweifelt an den Vorhängeschlössern zu schaffen machen, und gibt deutliche Alarmzeichen.
    Höchste Zeit, der Luftvorrat ist verbraucht … das Ersticken … das grauenvolle, qualvolle Ersticken unter Wasser beginnt.
    Jack Carter springt auf die Bühne. Er hat sich einen Vorschlaghammer geholt und wuchtet diesen nun gegen die rechte Seitenwand des Bassins.
    Blondie fällt ihm in den Arm. »Das ist doch sinnlos … das Panzerglas bricht nicht. So können wir Joan nicht retten, wir müssen die Schlösser durchsägen. Bringt Eisensägen …«
    Die Assistenten und Carter rasen hinter die Bühne. Wo sind die Werkzeuge? Sie rufen nach den Bühnentechnikern.
    Joan Dhisers Gesicht ist von nackter Angst überzogen. Sie schlägt mit den Armen um sich … stößt mit dem Kopf gegen den Deckel … trommelt gegen die Wände … nacktes Entsetzen schreit aus ihren Augen.
    Alle Artisten sind nun auf der Bühne. Es herrscht ein wirres Durcheinander. Wo bleiben die Eisensägen …?
    Viele Zuschauer sind aufgesprungen und haben sich an der Bühnenrampe versammelt. Eine neue Sensation – das Gefühl des Schreckens und der Ohnmacht. Zwölfhundert Menschen werden Zeugen eines grauenhaften Todeskampfes.
    Jim Dhiser preßt seinen Mund an die unnachgiebige Glaswand. Seine Arme sind ausgebreitet. Es ist, als wolle er seine Frau umarmen.
    »Joan!« ruft er. »Joan, Liebste, liebste Joan … nur noch eine Minute … eine Minute noch …« Dann wirbelt er herum und schreit die hilflos durcheinanderlaufenden Bühnenarbeiter und Artisten an. »Tut doch was … ihr Idioten, steht doch nicht herum … versucht doch, den Deckel aufzubrechen … eine Eisenstange her!« Und wieder trommelt er vor Verzweiflung an die dichte Glaswand und schreit mit greller Stimme den Namen seiner Frau.
    Joan Dhiser schlägt mit den Armen um sich. Ihre schon brechenden Augen erblicken plötzlich Jim, und mit einer unendlich flehenden Gebärde streckt sie beide Arme nach ihm aus, schwimmt auf ihn zu, und ihre Augen sind voll Hoffnung, Freude und – Liebe.
    »Joan!« brüllt da Jim Dhiser auf, und sein Schrei zittert durch den weiten Saal. »Joan, Joan …« Dann sinkt er ohnmächtig nieder, in demselben Augenblick, in dem Joan Dhiser vor zweitausendvierhundert, größtenteils entsetzten, aber auch sensationslüsternen Augen ertrinkt.
    Kostbare Minuten sind unwiederbringlich vergangen, als ein Bühnenarbeiter endlich eine Eisensäge bringt. Jack Carter reißt sie ihm aus den Händen und fängt an, das erste Vorhängeschloß durchzusägen. Es ist eine mühsame Arbeit.
    Erst jetzt gibt Blondie das Zeichen, den Vorhang fallen zu lassen. Niemand hatte bisher an diese Maßnahme gedacht. Der Direktor geht vor die Bühne und bittet mit erstickter Stimme das Publikum um Verständnis dafür, daß die Vorstellung abgebrochen werden muß.
    Auf der Bühne ist es Carter inzwischen gelungen, auch das zweite Schloß durchzusägen. Die Assistenten haben kaum den Deckel zurückgeschlagen, als der inzwischen wieder zu sich gekommene Jim Dhiser bereits ins Bassin taucht und seine leblos auf dem Boden liegende Frau herausholt.
    Der Theaterarzt versucht wiederbelebende Maßnahmen. Behindert wird er dabei von Jim Dhiser, der seinen Mund wie besessen auf den seiner Frau preßt und versucht, ihr seinen lebensspendenden Atem einzuhauchen.
    Nach zehn Minuten bricht der Arzt seine Bemühungen ab. Blondie übernimmt es, den sich verzweifelt anklammernden Jim Dhiser von seiner Frau zu lösen.
    »Kommen Sie, Jim … seien Sie vernünftig. Es hat keinen Zweck mehr. Joan ist tot …«
    Jack Carter hat inzwischen im Zuschauerraum die Lampen löschen lassen. Damit zwingt er selbst die Sensationslüsternsten, das Theater zu verlassen. Er will nun auch die Bühne freimachen und ordnet deshalb an, alle Requisiten zu entfernen.
    »Halt!« schreit in diesem Augenblick Jim Dhiser und springt auf. Sein Gesicht ist verzerrt; wirr und naß hängen ihm die Haare in die Augen. »Halt! Alles bleibt so wie es ist! Nichts wird berührt … Hier ist ein Verbrechen geschehen – Joan ist ermordet worden …!«
    Erst jetzt wird allen bewußt, was sich wirklich zugetragen hat.
    Ein Mord, der unweigerlich den
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