Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
Vom Netzwerk:
allerdings leider erst mal nicht gefunden haben«, warf Wiss ein.
    »Aber aus den Karten wissen wir jetzt, wo sie sind«, sagte Elkins. »Und wir können das Haus von Norden aus erreichen. Trotzdem haben wir noch keine Ahnung, wie wir reinkommen sollen.«
    »Ich fahre nicht gern in Kanada herum«, sagte Parker. »Da gibt es immer Probleme mit den Ausweisen.«
    »Wir brauchen nicht durch Saskatchewan zu fahren«, sagte Wiss. »Wir nehmen uns wie letztesmal ein Zimmer in Great Falls und fahren auf der 87 durch Havre. Erst wenn wir da oben in der Wildnis sind, wechseln wir auf die andere Seite der Grenze.«
    »Fällt euch keine einfachere Möglichkeit ein, eure Partner zu Geld kommen zu lassen?« fragte Parker.
    »Wenn du eine weißt«, sagte Wiss, »sind Frank und ich ganz Ohr.«
    »Nein, ich weiß auch keine«, sagte Parker. »Ich hab noch eine Kleinigkeit zu erledigen, aber dabei wird kein Geld herausspringen.«
    »Diese Sache ist kein Spaziergang«, sagte Elkins, »aber das ist so was ja nie. Wenn du mitmachst, Parker, wird sich’s für dich lohnen.«
    »Für euch auch.«
    »Wissen wir«, sagte Wiss. »Darum hat Frank dich ja angerufen.«
    Parker dachte nach. Er hatte nichts anderes laufen, er wusste nicht, wer ihm Charov auf den Hals gehetzt hatte und zu welchen Komplikationen das führen würde, aber es sah so aus, als würden Claire und er gut daran tun, sich für eine Weile von ihrem Haus fernzuhalten. Er sagte: »Ihr übernehmt meine Unkosten.«
    »In Ordnung«, sagte Elkins.
    »Die ich euch nicht aus meinem Anteil zurückzahle.«
    »Nein, das verstehe ich.«
    »Ich muss mich morgen um eine andere Sache kümmern«, sagte Parker. »Wann und wo sollen wir uns wieder treffen?«
    »In Great Falls, Hotel Muir, nächsten Montag«, sagte Elkins. »Nennst du dich wieder Lynch?«
    »Ja.« Parker sah Lloyd an und sagte: »Wenn du in Montana bist, denkt dein elektronisches Ding dann immer noch, dass du in einer Bibliothek in Massachusetts sitzt?«
    Lloyd lachte fröhlich wie ein Junge. »Das ist es ja, was so viel Spaß macht«, sagte er.

VIER
    Charovs möblierte Wohnung lag in der South Side von Chicago, nicht weit entfernt vom Marquette-Park. Das Haus war ein weitläufiges dunkles Backsteingebäude, das etwas Provisorisches an sich hatte, als hätte niemand je geplant, länger hierzubleiben. Die Hälfte der Klingeln und Briefkästen war unbeschriftet, und bei den übrigen waren die Namen mit der Hand auf Pappstückchen oder Klebestreifen geschrieben. In dem sauberen, aber trostlosen Vestibül waren zwei Fahrräder mit schweren Ketten an senkrechte Heizungsrohre aus Metall geschlossen.
    Charovs Name stand weder auf den Briefkästen noch auf den Klingelschildern, so dass Parker nicht wusste, welche Wohnung ihm gehörte. Er fand die Hausmeisterwohnung im rückwärtigen Teil des Erdgeschosses, hinter der Treppe, und als er zum zweitenmal klopfte, wurde die Tür von einer sehr kleinen, stämmigen Frau um die Fünfzig geöffnet. Sie war barfuß und trug Jeans und einen gelben ärmellosen Pullover. Eine brennende Zigarette klebte in ihrem Mundwinkel, eine zweite, unangezündete steckte hinter ihrem Ohr. In einer Hand hielt sie eine Ausgabe des Star . Sie musterte Parker mit einem scharfen, misstrauischen Blick, kam zu dem Schluss, dass er weder ein Mieter noch ein Polizist war, und sagte: »Ja?«
    »Mein Bruder Viktor sollte mich am Flughafen abholen«, sagte Parker. Er tat, als sei er verwirrt, nicht allzu intelligentund im Begriff, sich Sorgen zu machen. Er wedelte mit seinem Flugticket herum und sagte: »Sehen Sie? Ich bin von Albany hergeflogen, und Viktor wollte mich abholen, aber er ist nicht gekommen.«
    Stirnrunzelnd warf sie einen Blick auf das Ticket. »Und was geht das mich an?«
    »Er wohnt hier! Viktor Charov!«
    »Ah«, sagte sie und nickte. »Stimmt.«
    »Ich musste mir ein Taxi nehmen«, sagte Parker. »Dreiundzwanzig Dollar! Viktor ist einfach nicht gekommen.«
    »Vielleicht ist er im Stau steckengeblieben«, sagte sie.
    »Vielleicht hat er auch wieder was mit dem Herzen«, erwiderte Parker. »Er hatte schon mal Herzprobleme – vielleicht ist er krank.«
    Sie bemühte sich, mitfühlend zu erscheinen. »Haben Sie versucht, ihn anzurufen?«
    »Es geht keiner dran«, sagte er. »Kommen Sie, schließen Sie mir die Wohnungstür auf, dann können wir nachsehen, ob er da ist.«
    Sie sah stirnrunzelnd auf die Zeitung und hatte offenbar keine Lust, sich aus ihrem Nest herauszubewegen. »Mein Mann ist oben und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher