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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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hatte, waren unberührt.
    Charovs privater Auftraggeber würde nicht sofort auf das Verschwinden des Russen reagieren. Es blieb genug Zeit, um zu überprüfen, ob die Sache in Montana der Mühe wert war. Auch genug Zeit, um nachzusehen, wie die Besitzer dieser kyrillischen Namen aussahen, wenn sie zu Hause waren.
    Parker rief Claire in ihrem Hotel in Manhattan an, doch wie er es erwartet hatte, war sie nicht da. Er hinterließ ihr eine Nachricht: »Wir sehen uns in ein, zwei Wochen.«

SECHS
    Auf der letzten Etappe seiner Reise brachte die Maschine der regionalen Fluggesellschaft Big Sky Parker von Great Falls, Montana, nach Havre, das nur vierzig Kilometer von der kanadischen Grenze entfernt lag. Elkins erwartete ihn in einem gemieteten Jeep Cherokee. »Hast du dein anderes Zeug erledigt?«
    »Das hat noch ein bisschen Zeit«, sagte Parker.
    Sie fuhren durch Havre, ein kleines, ordentliches, flaches Städtchen, umgeben von Bergen – im Grunde noch immer kaum mehr als ein Bahnhof und eine Ansammlung von Häusern. Drei Gipfel der Bear Paw Mountains – Baldy, Bates und Otis, jeder zwei- bis zweieinhalbtausend Meter hoch – lagen zwanzig Minuten vom Zentrum der Stadt entfernt.
    Die Route 2 führte in ost-westlicher Richtung am Ufer des Milk River zu dem hundertfünfzig Kilometer entfernten Ort Malta, doch ihr Motel, das zu keiner Kette gehörte und Thibadeau View hieß, lag nur ein paar Kilometer östlich der Stadt in Richtung Chinook. Es stand links der Straße, ein langgestrecktes, eingeschossiges Gebäude mit weißen Schindeln, überragt von einem indianischen Totempfahl. Dahinter floss rasch und schäumend der Milk River.
    Es war sieben Uhr abends. Im Motel gab es nichts zu essen, und so fuhren die vier, nachdem Parker seine Tasche ins Zimmer gebracht hatte, zu einem Lokal, das sich als Familienrestaurant bezeichnete. Allerdings waren sie nichtgerade die Art von Familie, die sich die Besitzer vorgestellt hatten.
    Beim Essen sagte Elkins: »Wir haben uns gedacht, wir fahren heute nacht mal da rauf und sehen uns um. Außerdem muss Larry morgen wieder zurück nach Massachusetts.«
    Parker sah Lloyd an. »Hast du vor zu pendeln? Von Massachusetts nach Montana und zurück?«
    »Nein, ich komme komme danach nicht mehr her«, antwortete Lloyd. »Es ist ja kein normales Gebäude mit einem normalen Zugang, und darum muss ich dieses eine Mal vor Ort sein, um zu sehen, wie ich ins System einsteigen kann. Danach kann ich alles andere von zu Hause aus regeln.«
    Wieder betrachtete Wiss ihn mit beinahe väterlichem Stolz. »Wie findest du das, Parker?« sagte er. »Er wird das Schloss übers Internet knacken.«
    »Wenn er’s nicht schafft«, sagte Parker, »sind wir diejenigen, die am Tatort geschnappt werden. Und er ist derjenige, der ein elektronisches Alibi hat.«
    Wiss schüttelte den Kopf. »Larry wird es schaffen«, sagte er.
    »Ich werde die ganze Zeit mit Ralph in Kontakt stehen«, erklärte Lloyd. »Er wird ein Handy mitnehmen. Was auch passiert – ich werde es genauso schnell wissen wie ihr.«
    »Ich hab gehört, das Handynetz ist nicht sicher«, sagte Parker. »Jeder kriegt alles mit.«
    »Wir werden so tun, als ginge es um ein Schachspiel«, erwiderte Wiss. »Das haben wir alles schon ausgetüftelt – Eröffnungen, Gambits, Opfer und so weiter. Larry und ich spielen beide Schach, also wird das ganz einfach sein.«
    Parker konnte sich Situationen vorstellen, in denen es alles andere als einfach sein würde – zum Beispiel, wennjemand mithörte, der ebenfalls Schach spielte und merkte, dass vollkommen unsinnige Züge erörtert wurden. Aber das erschien ihm nicht so problematisch, dass er darauf gedrungen hätte, sie sollten sich auf eine andere Form der Kommunikation einigen, die dann vielleicht noch weniger einfach und sogar riskanter wäre. Es war seltsam, jemanden dabeizuhaben, der seinen Beitrag per Telefon leistete, aber alle schienen zu glauben, dass es funktionieren würde, und so zuckte Parker die Schultern und sagte: »Na gut.«
    »Wollen Sie noch ein Dessert?« fragte die Kellnerin.
    Sie wollten keins.
     
    Im Wald, in der Nähe oder vielleicht sogar schon jenseits der kanadischen Grenze, fuhren sie ohne Licht. Wiss und Elkins trugen Nachtsichtgeräte. Wiss saß am Steuer, und Elkins ging voraus. Er hatte eine topographische Karte und einen Kompass und suchte einen befahrbaren Weg in die richtige Richtung. Wiss behielt Elkins im Auge und folgte ihm.
    Parker und Lloyd saßen auf dem Rücksitz und sahen
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