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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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drittesmal an, wusste aber, dass er sie nicht erkennen würde. Die Begegnung mit diesem Mann war zu lange her oder hatte zu kurz gedauert.
    Neben dem Anrufbeantworter lag ein Block, auf dem drei Namen notiert waren:
     
    П. Брок
    М. Розенштеин
    WILLIS
     
    Der letzte war mit lateinischen Buchstaben geschrieben, denn das war der Name, der auf dem Briefkasten vor Parkers Haus am See stand. Es war das Zeichen, nach dem Charov gesucht hatte.
    Und die ersten beiden Namen – sofern es denn Namen waren? Sie sahen jedenfalls wie Namen aus. Gehörte einer von ihnen zu der nervösen Stimme auf dem Anrufbeantworter? Hatte Charov hier telefoniert und die Namen seines neuen Auftraggebers und des Opfers notiert?
    Parker ließ die Revolver, wo sie waren. Er nahm nur das Geld, die Pässe, den Umschlag mitsamt seinem Inhalt und den Notizblock mit den Namen an sich.

FÜNF
    » Cosmopolitan Beverages.«
    »Ich möchte Viktor Charov sprechen«, sagte Parker.
    »Wen, bitte?«
    »Viktor Charov.«
    »Tut mir leid, Sir, einen Mitarbeiter dieses Namens haben wir nicht.«
    »Ach, dann ist er in Moskau?«
    »Nein, Sir, wir haben … Wie war der Name noch mal?«
    »Viktor Charov«, sagte Parker. »Er ist Einkäufer für Ihre Firma. Ist er nicht da?«
    »Bleiben Sie bitte dran.«
    Parker blieb dran. Es herrschte wenig Verkehr an der Tankstelle, derselben, von der aus er mit Elkins gesprochen hatte. Er war noch nicht beim Haus gewesen, um nachzusehen, ob sich dort etwas getan hatte. Claire war in ein Hotel in New York gezogen und wollte dort einige Einkäufe erledigen; er würde sie später anrufen, wenn er herausgefunden hatte, was eigentlich los war.
    »Ms. Bursar.«
    »Hallo«, sagte Parker. »Ich möchte mit Viktor Charov sprechen.«
    »Würden Sie den Namen bitte buchstabieren?«
    Er buchstabierte, einschließlich des K, und Ms. Bursar sagte: »Wir haben keinen Mitarbeiter, der so heißt.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Parker. »Er fliegt regelmäßig für Ihre Firma nach Moskau.«
    »Sir, ich bin die Buchhalterin der Firma«, sagte Ms. Bursar. »Ich stelle die Gehaltsschecks aus und habe noch nie einen für Viktor Charov unterschrieben.«
    »Tja, dann bin ich wohl einer Fehlinformation aufgesessen«, sagte Parker. »Entschuldigen Sie.«
    »Es gibt in dieser Gegend eine ganze Reihe Getränkeimporteure«, sagte Ms. Bursar. »Vielleicht arbeitet er für einen von denen.«
    »Könnte sein«, sagte Parker, legte auf und ging wieder zu seinem Lexus.
     
    Ein Job ohne Anwesenheitspflicht, um Charovs Reisen zwischen den beiden Ländern und sein Einkommen zu erklären. Irgend jemand bei Cosmopolitan hatte Verbindungen zum Syndikat und konnte diesen Auftragskiller ohne Wissen der Buchhalterin in der Firma unterbringen.
    Das war der Grund, warum Charov von Chicago aus operierte, obwohl sein »Arbeitgeber« in einer Stadt gleich neben dem Hafen von New York war. Chicago lag für jemanden, dessen tatsächliche Tätigkeit ihn in jeden Teil des Landes führen konnte, wesentlich zentraler.
    Jahrelang hatte man die Profikiller aus Italien geholt: ungebildete Bauernburschen, die kein Englisch sprachen und nur kamen, um den Auftrag zu erledigen, ihren kargen Lohn zu kassieren und sogleich wieder zurückzufliegen. Doch dieses System funktionierte schon bald nicht mehr. Einige wollten nicht nach Italien zurückkehren, andere wurden geschnappt und wussten sich in dem ungewohnten amerikanischen Justizsystem nicht zu schützen, und wieder andere hatten Verpflichtungen in Europa, die im Widerspruch zuden Zielen ihrer einmaligen Auftraggeber in den USA standen.
    Es ist aber alles in allem am besten, einen Auftragskiller zu haben, der seine Basis weit entfernt in einem anderen Land hat. Es zahlt sich aus, wenn er ein verlässlicher, gebildeter Mann ist, den man langfristig einsetzen kann. Die Tarnung seines »Jobs« bei Cosmopolitan Beverages erlaubte es Viktor Charov, nach Belieben zu kommen und zu gehen. Er konnte jeden privaten Auftrag annehmen, und von Zeit zu Zeit baten ihn die Leute, die ihm diese Tarnung ermöglichten, eine Kleinigkeit für sie zu erledigen.
    Doch hinter dem Anschlag auf Parker steckte nicht das Syndikat. Das war eine Privatperson gewesen, der Mann mit der nervösen Stimme auf dem Anrufbeantworter in Chicago. Es war einer der privaten Aufträge gewesen, der Viktor Charov das Leben gekostet hatte.
     
    Im Haus war niemand gewesen. Parker ging langsam von einem Raum zum anderen, und alle kleinen Fallen, die er aufgestellt
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