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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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wusste er, wozu Architekturzeitschriften gut waren. »Und er ist auf ein Haus gestoßen«, sagte Parker.
    Wiss lachte. »Auf einen Palast«, sagte er. »Den Palast, den Aladin sich vom Geist in seiner Lampe hat bauen lassen.«
    »Also«, sagte Elkins, »es gibt da einen Milliardär, einen von diesen Dot-Com-Vögeln, einen Computertyp, der sein ganzes Geld auf einen Schlag gemacht hat – gestern war ernoch ein Spinner, heute spendiert er seiner Alma mater Polofelder.«
    »Er war schon immer ein guter Junge«, sagte Wiss.
    »Hat er auch einen Namen?« fragte Parker.
    »Paxton Marino«, sagte Elkins.
    »Sofern man das als Namen bezeichnen kann«, fügte Wiss hinzu.
    »Du hast bestimmt noch nie von ihm gehört«, sagte Elkins. »Er ist schon früh in diese Internet-Geschichte eingestiegen, hat seine Milliarden verdient, ist ausgestiegen, und jetzt genießt er das Leben. Und er hat sich ein Haus gebaut. Eigentlich hat er, glaube ich, bis jetzt an die acht Häuser gebaut, hier und da, überall auf der Welt verteilt. Das hier steht in Montana.«
    »Seine Jagdhütte«, sagte Wiss und lachte abermals.
    »Einundzwanzig Zimmer«, sagte Elkins, »fünfzehn Bäder, ein Extrahaus für das Personal am Fuß des Hügels.«
    »Abgelegen«, sagte Wiss.
    »Früher war er öfter dort«, fuhr Elkins fort, »vielleicht fünf, sechs Wochen, über das ganze Jahr verteilt, aber jetzt, wo er all die anderen Häuser hat, kommt er bloß noch einmal im Jahr für zehn Tage nach Montana, wenn die Jagdsaison für Elche eröffnet wird, ob du es glaubst oder nicht.«
    »Seine Jagdlizenz gilt nur in Kanada«, sagte Wiss, »aber sein Grundstück reicht bis über die Grenze. Er hat eine Straße durch den Wald bauen lassen.«
    »Wir reden also von einer Jagdhütte«, sagte Parker. »Was gibt’s in einer Jagdhütte schon zu holen?«
    »Gold«, sagte Wiss mit einem breiten Grinsen.
    »Das ist keine Jagdhütte, wie man sie kennt«, erklärte Elkins. »Du weißt schon: Geweihe und ein offener Kamin und der ganze Scheiß. Ralph hat recht: Das Ding ist ein Palast.«
    »Voller Gold«, sagte Wiss.
    »Der Typ liebt Gold«, fuhr Elkins fort. »Alle Bäder sind mit Gold ausgestattet. Fünfzehn Stück. Und nicht bloß die Armaturen sind aus Gold, sondern auch die Waschbecken.«
    »Und die Klos«, sagte Wiss.
    »Das ist also der Punkt, an dem dieser Typ angelangt ist: Er und seine Freunde scheißen auf Gold«, sagte Elkins.
    »Gold ist schwer«, bemerkte Parker.
    »Kein Problem«, sagte Wiss.
    »Wir sind hingefahren und haben uns das mal angesehen«, sagte Elkins. »Als keine Jagdsaison war. Ralph und ich und zwei andere, mit zwei Lastwagen und einem Gabelstapler, wie man sie in Lagerhäusern hat. Du weißt schon: Man stapelt eine Tonne Zeug auf einer Palette und fährt sie herum.«
    »Ich hab von ein paar Bildern Vergrößerungen gemacht«, sagte Wiss, »und die Alarmanlage analysiert. Wir waren also dort oben und haben uns den Arsch abgefroren und das Haus beobachtet. Jeden Nachmittag fährt einer der Angestellten rauf zum Haus, schaltet alle Lichter an und aus, drückt alle Toilettenspülungen und fährt wieder runter. Das ist alles. Die Straße ist privat und führt am Haus für den Wachdienst vorbei, und außerdem haben sie da oben Bewegungsmelder, die sowohl den Sicherheitsdienst als auch die Staatspolizei alarmieren – also, denken sie, kann nichts passieren.
    Wir sind also reingegangen«, fuhr Wiss fort, »und haben erst mal den Alarm ausgeschaltet. Dann wollten wir das Wasser abdrehen, denn schließlich hatten wir ja vor, eine Menge Kloschüsseln rauszureißen.«
    »Und Waschbecken«, fügte Elkins hinzu.
    »Also sind wir in den Keller gegangen«, fuhr Wiss fort, »und da hat Frank es gesehen. Ich hätte es nicht bemerkt.«
    »Ich stand im richtigen Winkel zum Licht«, erklärte Elkins.
    »Der große Kellerraum ist mit Teppichboden ausgelegt, und die anderen Räume gehen von ihm ab: Weinkeller, Videosammlung, in einem Raum sieht es aus wie in einem Sportgeschäft. Aber Frank hat eine Art Spur auf dem Teppichboden entdeckt: Der Flor ist ein bisschen mehr zusammengedrückt, als wären da viele Leute oft hin und her gegangen, aber dieser Weg endet an der Wand.«
    »Hinter der irgendwas ist«, sagte Parker.
    »Wir reden hier von einem Mann, der sein Gold in Badezimmern ausstellt«, sagte Wiss. »Was könnte der verstecken wollen?«
    »Nicht die Pornos jedenfalls«, sagte Elkins. »Die stehen auch da herum, wo jeder sie sehen kann.«
    »Also seid ihr da
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