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Der gestreifte Spanier (German Edition)

Der gestreifte Spanier (German Edition)

Titel: Der gestreifte Spanier (German Edition)
Autoren: Marion Pletzer
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Platz.
    „Es geht los“, sagte Luisa. „Komm!“
    Am Startpunkt blieben wir stehen.
    „Als nächste starten: Luisa Winter und Josy“, sagte die Stimme. Ich spitzte die Ohren, schaute Luisa erwartungsvoll an und wartete auf das ersehnte Kommando. Jeder Muskel in meinem Körper war gespannt, bereit loszuschnellen.
    „Los, Josy.“ Sofort spurtete ich auf das erste Hindernis zu und nahm es im Flug. Dabei behielt ich Luisa immer im Blick.
    „Laufsteg, Josy, schnell!“ Ich sauste über den schmalen Balken und achtete auf Luisas Stimme, die das nächste Ziel rief.
    „Wippe.“
    Rauf auf die Wippe, dann langsam bis sie kippte und wieder herunter.
    „Tunnel.“
    Meine Zunge hing weit aus dem Maul, als ich am Ende des Stofftunnels wieder auftauchte.
    „Reifen“.
    Ein Satz und ich war durch.
    „Super, Josy! Slalom.“
    Geschickt bog ich meinen Körper und schaffte die Stangen in Rekordzeit. Als nächstes kam der Dreisprung. Ich flog hinüber.
    „Schnell, Josy, lauf!“ Luisa klatschte in die Hände. So schnell sie konnte, rannte sie hinter mir über die Ziellinie. Vor Begeisterung bellte ich laut und sprang an ihr hoch.
    „Das hast du fein gemacht. Du bist ein toller Hund. Der beste der Welt.“ Kräftig schubbelte Luisa meine Halskrause. Ich presste mich gegen ihre Beine, hechelte und bellte gleichzeitig. „Gratulation! Das war bisher die Bestzeit. Unsere Bordercollies sind einfach nicht zu schlagen“, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher.
    Luisa schrie begeistert auf und lachte.
    „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz“, sagte Bruno, der auf uns gewartet hatte. Er legte den Arm um Luisa und küsste sie. „Dir natürlich auch, Josy.“ Zärtlich strich er mir über den Kopf. Ich schnaufte und ließ mich zufrieden neben Luisa ins Gras fallen.

D er etwas andere Tag

    Erschöpft von einem arbeitsreichen Vormittag, öffnete ich die Tür zum Hühnerstall. Jeden Tag die gleiche Prozedur. Ich gähnte und begann als erstes damit, den Kot von den Sitzstangen zu kratzen.
    „Ihr führt ein feines Leben. Kein stressiger Job, kein nörgelnder Ehemann, keine lästige Hausarbeit“, brummte ich.
    Die Hühner ließ es kalt. Sie pickten unbeirrt am Boden nach Körnern.
    „ Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn. Ich hätt’ nicht viel zu tun “, sang ich leise vor mich hin.
    Die Brust herausgestreckt, stolzierte Artus vor mir her und kratzte demonstrativ am Boden, so dass die Streu in alle Richtungen flog. Sanft schob ich ihn mit dem Fuß zur Seite.
    Empört plusterte er das tiefschwarze Gefieder auf, streckte den Körper bis in die Krallenspitzen und schüttelte die Halskrause, die ihm wie frisch geföhnt bis auf die Brust fiel. Um seinen Protest zu unterstreichen, krähte er heiser. Ich beachtete ihn nicht weiter und setzte meine Arbeit fort. Eine Stunde später knirschte saubere Einstreu unter meinen Füßen, der beißende Hühnergeruch war verschwunden. Zufrieden hockte ich mich zwischen das Federvieh und kramte Haferflocken aus der Jackentasche.
    Sofort kam Clarissa angelaufen, um die Leckerei aus meiner Hand zu picken.

    Auf einmal spürte ich einen brennenden Schmerz in den Füßen. Er kroch die Beine hinauf und erfasste Stück für Stück meinen gesamten Körper. Ein Gefühl, als zöge mir jemand die Haut ab. Bevor ich in Panik verfallen konnte, wurde mir schwindelig und im nächsten Moment verlor ich das Bewusstsein.

    Benommen blinzelte ich ins Licht. Die verschwommenen Umrisse bekamen Schärfe. Mein Blick fiel auf ein fremdartiges Gesicht mit schwarzen Augen. Faltige, weiße Haut bedeckte den Schädel wie eine dicke Schicht Theaterschminke. Ein furchterregender, roter Schnabel zielte direkt auf mich. Entsetzt sprang ich zurück.
    Das merkwürdige Wesen stieß einen schrillen Ton aus und flatterte hektisch davon. Ich sammelte meine Sinne. Dieses Geschrei kam eindeutig von Perle. Aber seit wann besaß mein Wildhuhn die Ausmaße eines Emus?
    Ich sah an mir herunter und schrie auf. An meinem Körper sprießten rostbraune Federn. Meine bis zu diesem Zeitpunkt stets sorgfältig rasierten und eingecremten Beine waren schuppig und zudem gelb wie ein Eidotter.
    „Bitte, lieber Gott, lass mich aufwachen!“, flehte ich inbrünstig und kniff die Augen zusammen, um sie gleich darauf langsam wieder zu öffnen.
    Gott schien anderweitig beschäftigt zu sein, denn nach wie vor saß ich Auge in Auge mit meinen Hühnern in der Streu.
    „Wie ist das möglich?“ Unbeholfen fuchtelte ich mit den Flügeln.
    „Du hast dir doch
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