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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum
Autoren: Alexandra Marinina
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darf Ljoscha hier bleiben?«, fragte sie Gordejew. »Er hat das Recht zu erfahren, was passiert ist.«
    Niemand konnte sich entschließen, das Gespräch zu beginnen. Sowohl Nastja als auch Gordejew waren bedrückt und niedergeschlagen.
    »Djakow und Fistin haben ausgesagt«, begann Gordejew endlich. »Djakow ist ja noch ein halbes Kind und hat nichts weiter als Muskeln. Was den Vorfall in Kartaschows Wohnung angeht, hält er sich an die ursprüngliche Version. Angeblich hat ihm irgendein Mann die Schlüssel zu Kartaschows Wohnung gegeben und ihm Geld versprochen, wenn er ihm den Zettel mit Vikas Nachricht bringt. Alles Weitere nach dem üblichen Schema: Ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht, ich habe nichts gesehen. Unter solchen Umständen ist gar kein Anklagepunkt gegen ihn zu finden. Wenn er uns wenigstens dasselbe gesagt hätte wie Kartaschow, wenn es sich um Einbruch mit dem Vorsatz des Diebstahls gehandelt hätte . . . Aber er hat die Wohnung ja nur betreten, um einen Fetzen Papier ohne jeden materiellen Wert zu entwenden. Was soll man damit machen? Der Mann, in dessen Wohnung man Nadja entdeckt hat, besitzt ein Auto von genau derselben Farbe wie dasjenige, von dem Kosarj überfahren wurde. Insofern könnte man versuchen, hier anzusetzen, um dann zu sehen, wo man hinkommt. Fistin ist etwas gerissener. Er fing an zu handeln und hat versprochen, uns irgendeinen allmächtigen Arsenn auszuliefern, der angeblich sämtliche Morde und die Entführung des Mädchens organisiert hat. Aber er versucht natürlich nur, seinen Freund Gradow zu decken. Mal sehen, was er sagt, wenn ich ihm mitteile, dass Sergej Alexandrowitsch sich umgebracht hat. Diesen mysteriösen Arsenn haben wir natürlich nicht gefunden.«
    »Aber es gibt ihn doch«, wandte Nastja zögernd ein.
    »Natürlich gibt es ihn«, seufzte Gordejew, »aber versuch mal, den zu finden. Er hat sich in Luft aufgelöst, wie ein Gespenst in der Morgendämmerung. Die Telefonnummer, unter der Fistin Kontakt mit ihm unterhielt, existiert nicht. Unsere einzige Hoffnung ist Larzew. Wenn er überlebt, wird er uns vielleicht etwas sagen können. Zum Beispiel, warum er Mestscherinow in seiner Wohnung aufgesucht hat. Und warum die beiden aufeinander geschossen haben.«
    »Mestscherinow hat für Arsenn gearbeitet«, sagte Nastja entschieden. »Ich bin davon überzeugt. Er war es, der meine Schlüssel hat nachmachen lassen, als ich aus Italien zurückgekommen bin und zum ersten Mal der Name Brisac fiel. Er war bei Kosarjs Witwe, hat dort das Notizbuch ihres Mannes an sich genommen und dann behauptet, dass er es verloren hat. In Wirklichkeit wollte er es mir nicht geben, weil Bondarenkos Telefonnummern in dem Notizbuch standen.«
    »Und was weiter? Warum hat Larzew sich nicht mit ihm zusammengetan?«
    »Vielleicht hat er erfahren, dass Oleg für diesen mysteriösen Arsenn gearbeitet hat, vielleicht hat er geglaubt, dass Oleg an Nadjas Entführung beteiligt war«, schlug Nastja als Erklärung vor.
    »Vielleicht hat er es geglaubt. Aber warum hat er dann nicht mit ihm gesprochen, warum hat er nicht versucht, aus ihm herauszubekommen, wo seine Tochter ist? Stattdessen hat er auf ihn geschossen. Olegs Mutter hat ausgesagt, dass die beiden kein einziges Wort miteinander gewechselt haben. Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Vielleicht hat Larzew erfahren, dass Oleg es war, der Morozow ermordet hat. Vielleicht war er in seine Wohnung gefahren, um den Verräter umzubringen. Unsere Jungs sind buchstäblich eine halbe Minute zu spät gekommen. Sie waren bereits im Treppenhaus, als die Schüsse fielen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Nastja. »Losfahren, um einen Menschen vor den Augen seiner eigenen Mutter umzubringen . . . So etwas würde Wolodja nie im Leben tun.«
    »Ich glaube es ja auch nicht. Bevor Larzew zu Oleg gefahren ist, war er im Jagd- und Angelverein. Offenbar brauchte er dringend Mestscherinows Adresse, und Oleg hat ihm wahrscheinlich gesagt, dass seine Mutter eine passionierte Jägerin ist. Es war wahrscheinlich einfacher für ihn, die Adresse so herauszufinden, als zur Petrowka zurückzufahren und die Anschrift über das Adressbüro zu ermitteln. Hast du noch andere Versionen?«
    »Bis jetzt nicht. Aber ich werde darüber nachdenken. Ich habe das ungute Gefühl, dass wir die ganze Wahrheit über diese Geschichte nie erfahren werden. Was ist mit Morozow passiert?«
    »Das ist eine ungute Geschichte, Nastjenka. In seiner Tasche wurde ein Block mit Notizen zum Fall
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