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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum
Autoren: Alexandra Marinina
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Jeremina gefunden. Er hat auf eigene Faust ermittelt und die Informationen vor dir geheim gehalten, er wollte die Mörder wahrscheinlich selbst fassen. Du sitzt in der Tinte, und er macht sein eigenes Ding. Aber seine Notizen werden uns genügen, um Fistin und seinen Leuten die Verwicklung in den Mordfall Jeremina nachzuweisen, dafür können wir ihm immerhin dankbar sein. Aber gestern ist offenbar etwas vorgefallen, was ihn zu einer großen Gefahr für den Mittelsmann gemacht hat. Was das war, werden wir nun nie mehr erfahren. Er hat die ganze Zeit auf mich gewartet, Pawel Sherechow wollte er nichts erzählen. Das hat er nun davon. Man soll über Tote nicht schlecht sprechen, aber er war ein Dummkopf. Man darf die Regeln nicht verletzen, wenn man in einer Mannschaft spielt. So etwas nimmt nie ein gutes Ende. Sie haben nicht einmal den Versuch gemacht, zu erfahren, ob er die Informationen, die er besaß, an jemanden weitergegeben hat, sie haben ihn sofort umgebracht. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Das war eine Erziehungsmaßnahme, die unter anderem auch mich warnen sollte«, erwiderte Nastja. »Wir machen keine leeren Versprechungen, sollte das heißen, du hast versprochen, dass im Mordfall Jeremina niemand mehr etwas unternehmen wird, und du hast dein Versprechen nicht gehalten. Jetzt haben wir dir ein anschauliches Beispiel dafür geliefert, was mit denen geschieht, die sich so verhalten wie du. Du guter Gott, was sind das für Ungeheuer, die einen Menschen nur deshalb töten, um einem anderen etwas zu beweisen! Hat Oleg Morozow umgebracht?«
    »Höchstwahrscheinlich. Jedenfalls hat man bei dem Praktikanten einen Revolver mit Schalldämpfer gefunden, das Gutachten wird erst nach den Feiertagen vorliegen. Mein Gott, mein Gott, tauge ich denn wirklich überhaupt nicht mehr für diese Arbeit?«
    Viktor Alexejewitsch schüttelte den Kopf und stützte die Stirn müde auf seine Faust.
    »Ich habe nicht begriffen, dass dieses Bürschlein, der Praktikant, unser Feind ist. Ich habe Larzew mit eigenen Händen in den Rachen des Ungeheuers gestoßen, und ich habe es nicht geschafft, ihn genügend abzusichern. Ich habe auf seine Professionalität und auf die Observation vertraut. Hätten die Jungs ihn nicht aus den Augen verloren, wäre alles vielleicht ganz anders gekommen. Ich verliere nicht zum ersten Mal jemanden von meinen Leuten, aber so schwer habe ich mich noch nie getäuscht.«
    »Sie sollten sich keine Vorwürfe machen«, versuchte Nastja ihren Chef zu trösten. »Hätten Sie genug Leute gehabt, hätten Sie, nachdem man Larzew aus den Augen verloren hatte, zehn andere losschicken können, um ihn zu suchen und die Tragödie zu verhindern. Aber so . . .«
    »Weißt du, was mir gerade einfällt?«, sagte Gordejew, plötzlich wieder lebhaft werdend. »Warum hat Oleg, der alles dafür getan hat, damit wir die Wahrheit nicht erfahren, mir plötzlich die ganze Geschichte über Nikifortschuk erzählt?«
    »Warum?«
    »Weil wir, obwohl wir mit verbundenen Augen gespielt haben, ein Tor geschossen haben. Wir haben Gradow mit seinem Mittelsmann entzweit, und dieser brach seine Zusammenarbeit mit ihm ab. Glaubst du etwa, es ist purer Zufall, dass wir zwei Monate lang auf der Stelle getreten sind, um dann in vierundzwanzig Stunden alle auf einmal zu kriegen? Das konnte nur deshalb passieren, weil der Mittelsmann sich aus der Sache herausgezogen hat. Wir haben es geschafft, ihn nicht nur mit Gradow, sondern auch mit Fistin zu entzweien, und auf diese Weise haben wir das Mädchen gerettet, wenn auch nur dank Onkel Kolja.«
    »Also arbeiten wir auch nur mit Manipulation, wir benutzen die Leute für unsere Zwecke wie Marionetten, genau wie dieser Mittelsmann. Inwiefern sind wir dann besser als er?«
    »Das ist eine heikle Frage, Nastjenka. So schwer es auch sein mag, es sich einzugestehen, aber in unserem Beruf kann niemand moralisch sauber bleiben. Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen, nur Dummköpfe glauben an idealistische Lügenmärchen. Aber wir beide sind keine Dummköpfe. Die Mafia ist natürlich unsterblich, aber es gibt zum Glück auch noch gute Kripobeamte. Und auch sie werden nicht aussterben. Basiert das vielleicht auf irgendeinem sozialbiologischen Gesetz? Sag du es uns, Alexej, du bist schließlich Professor.«
    »Vom Standpunkt der natürlichen Auslese her wird die Mafia immer brutaler werden und die Miliz immer schlagkräftiger. Die Schwächeren werden aussterben und die Stärkeren überleben«, erwiderte
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