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Der gelbe Tod

Titel: Der gelbe Tod
Autoren: Robert W. Chambers
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verloren hatte, als ich dort stand mit Pierrot, wo die Menschenmenge in der Straße am dichtesten war.
    Der Possenreißer
    »War sie schön?« fragte ich, aber er lachte nur vergnügt und lauschte den Glöckchen, die auf seiner Kappe klingelten.
    »Verwundet«, kicherte er, »bedenk nur, die lange Reise, die Tage der Gefahr, die furchtbaren Nächte, bedenke, wie er umhergeirrt ist um ihretwillen, Jahr für Jahr, durch feindliche Lande, schmachtend nach seiner Sippe, schmachtend nach ihr!«
    »Verwundet«, kicherte er und lauschte den Glöckchen, die auf seiner Kappe klingelten.
    »War sie schön?« fragte ich, aber er brummte nur und murmelte zu den Glöckchen, die auf seiner Kappe klingelten.
    »Sie küßte ihn am Tor«, kicherte er, »aber in der Halle rührte der Willkommensgruß seines Bruders sein Herz.«
    »War sie schön?« fragte ich.
    »Verwundet«, lachte er vergnügt, »bedenk nur, die lange Reise, die Tage der Gefahr, die furchtbaren Nächte, bedenke, wie er umhergeirrt ist um ihretwillen, Jahr für Jahr, durch feindliche Lande, schmachtend nach seiner Sippe, schmachtend nach ihr.
    Sie küßte ihn am Tor, aber in der Halle rührte der Willkommensgruß seines Bruders sein Herz.«
    »War sie schön?« fragte ich, aber er lächelte nur hämisch und lauschte den Glöckchen, die auf seiner Kappe klingelten.
    Das Grüne Zimmer
    Der Clown wandte sein gepudertes Gesicht zum Spiegel.
    »Wenn schön sein gleichbedeutend ist mit schön sein«, sagte er, »wer kann sich dann mit mir in meiner weißen Maske messen?«
    »Wer kann sich mit ihm in seiner weißen Maske messen?« fragte ich den Tod neben mir.
    »Wer kann sich mit mir messen?« fragte der Tod. »Denn ich bin noch bleicher.«
    »Du bist sehr schön«, seufzte der Clown und wandte sein gepudertes Gesicht vom Spiegel ab.
    Die Liebesprobe
    »Wenn es wahr ist, daß du liebst«, sagte die Liebe, »dann warte nicht länger. Gib ihr die Juwelen, die sie entehren würden und also auch dich entehren, da du eine Entehrte liebst. Wenn es wahr ist, daß du liebst«, sagte die Liebe, »dann warte nicht länger.«
    Ich nahm die Juwelen und ging zu ihr, aber sie zertrat sie und schluchzte: »Lehre mich, zu warten, – ich liebe dich!«
    »Dann warte, wenn es wahr ist«, sagte die Liebe.

Die Straße der vier Winde
    »Fertne tes yeux à demi,
    Croise tes bras sur ton sein,
    Et de ton cœur endormi
    Chase à jamais tout dessein.
    Je chante la nature,
    Les étoiles du soire, les larmes du matin,
    Les couchers de soleil à l’horizon lointain,
    he cid qui parle au cœur d’existence future!«
    I
    Das Tier zögerte auf der Schwelle, fragend, wachsam, bereit, notfalls die Flucht zu ergreifen. Severn legte seine Palette nieder und streckte seine Hand einladend aus. Die Katze verharrte reglos, ihre gelben Augen waren fest auf Severn gerichtet.
    »Miez«, sagte er in seiner leisen, angenehmen Stimme, »komm herein.«
    Ihre Schwanzspitze zuckte unentschlossen.
    »Komm herein«, sagte er noch einmal.
    Offensichtlich fand sie seine Stimme beruhigend, denn sie erhob sich langsam auf alle Viere, die Augen noch immer auf ihn gerichtet, den Schwanz zwischen die mageren Schenkel geklemmt.
    Er erhob sich lächelnd von der Staffelei. Sie beäugte ihn ruhig, und als er sich ihr näherte, sah sie ohne erkennbare Scheu zu, wie er sich über sie beugte. Ihre Augen folgten seiner Hand, bis sie ihren Kopf berührte. Dann stieß sie ein heiseres Miauen aus.
    Schon seit langem war es Severns Gewohnheit, sich mit Tieren zu unterhalten, vielleicht, weil er so oft allein war, und jetzt sagte er: »Was ist los, Miez?«
    Ihre ängstlichen Augen suchten seinen Blick.
    »Ich verstehe«, sagte er freundlich. »Du sollst es sofort haben.«
    Dann begab er sich mit ruhigen Bewegungen eifrig an die Pflichten eines Gastgebers, säuberte eine Schüssel, goß den Rest Milch aus der Flasche auf dem Fensterbrett hinein und kniete sich auf den Boden, um ein Brötchen in der Hand zu zerdrücken.
    Die Kreatur erhob sich und kroch zur Schüssel hin.
    Er verrührte die Brotkrumen und die Milch mit einer Spachtel und trat zurück, als sie ihre Nase in den Brei drückte. Schweigend sah er ihr zu. Von Zeit zu Zeit klapperte die Schüssel auf den Steinfliesen, wenn sie einen Krümel am Rand zu erhaschen suchte. Schließlich war das Brot alle, und ihre dunkelrote Zunge wanderte über jeden unbeleckten Fleck, bis die Schüssel wie poliertes Marmor glänzte. Dann richtete sie sich auf und begann, indem sie ihm kühl den
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