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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Autoren: Libba Bray
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Geschenkpapier , keine Erinneru n gen , die sie bis zum Frühling wärmen können.
    »Ann« , sage ich eine Spur zu munter. »Wie schön für dich , in Spence tun und lassen zu können , was du willst , während wir fort sind.«
    »Lass das« , antwortet sie.
    »Was?«
    »Versuch nicht , es schönzureden. Ich werde allein und u n glücklich sein. Das weiß ich.«
    »Oh , bitte hör auf , in Selbstmitleid zu zerfließen. Ich halt ’ s nicht aus , wenn das die nächste Stunde so weite r geht« , sagt Felicity gereizt. Sie packt einen langen Stock und schlägt im Vorbeigehen damit gegen die Bäume. Ann schweigt b e schämt. Wie ein geprügelter Hund tro t tet sie dahin. Ich sollte ihre Partei ergreifen. Aber Anns Untätigkeit , ihre Weigerung , sich zur Wehr zu setzen , geht mir langsam , aber sicher auf die Nerven. Also lass ich es sein.
    »Wirst du zu Weihnachten Bälle besuchen?« , fragt Ann. Sie beißt sich auf die Lippen , um sich selbst zu quälen. Es ist da s G leiche wie die kleinen Schnittwunden an ihren Armen , die sie sich mit ihrer Handarbeitsschere zufügt und die sie unter ihren Ärmeln zu verbergen sucht. Die Selbstverletzu n gen , mit denen sie in der let z ten Zeit wieder begonnen hat.
    »Ja. Klar« , antwortet Felicity gelangweilt , als sei das e i ne vollkommen überflüssige Frage. »Meine Eltern haben vor , einen Weihnachtsball zu veranstalten. Alle werden da sein.«
    Alle außer dir , könnte sie genauso gut sagen.
    »Ich werde die Weihnachtsferien in den eigenen vier Wä n den verbringen , mit meiner Großmutter , die keine Gelegenheit auslässt , mir meine Fehler vorzuhalten , und meinem Bruder Tom. Ich versichere dir , es werden sehr anstrengende Ferien werden« , sage ich grinsend und ho f fe , Ann ein Lächeln zu entlocken. Die Wahrheit ist , dass ich mich schuldig fühle , weil ich sie im Stich gela s sen habe , aber nicht schuldig genug , um sie einzuladen.
    Ann sieht mich von der Seite an. »Und was ist mit de i nem Bruder Tom?«
    »Das Übliche. Das heißt , er ist wie immer unmö g lich.«
    »Also hat er noch kein Auge auf jemanden geworfen?«
    Ann ist in Tom verliebt , der sie keines zweiten Blickes würdigen würde. Es ist eine hoffnungslose Situation.
    »Doch , ich glaube schon« , lüge ich.
    Ann bleibt stehen. »Wer ist es?«
    »Äh … eine Miss Dalton. Ihre Familie stammt aus Some r set , glaube ich.«
    »Ist sie hübsch?« , fragt Ann.
    »Ja« , sage ich. Was noch? Hoffentlich ist jetzt Schluss.
    »So hübsch wie Pippa?«
    Pippa. Die schöne Pippa mit ihren dunklen Ringellocken und den veilchenblauen Augen.
    »Nein« , sage ich. »Niemand ist so schön wie Pippa.«
    Wir sind da. Vor uns steht eine mächtige Eiche , ihre Rinde ist mit Reif gesprenkelt. Ein schwerer Felsbrocken lehnt am Stamm des Baumes. Wir ziehen unsere Han d schuhe aus und wälzen den Felsen beiseite , sodass dahi n ter der ausgehöhlte morsche Stamm zum Vorschein kommt. Darin befindet sich eine merkwürdige Ansammlung von Dingen –ein Kinde r handschuh , eine Notiz auf einem Fetzen Pergamentpapier , mit einem Stein b e schwert , eine Handvoll Bonbons und ein paar vertrockn e te Blumen , die sofort vom Wind erfasst werden , der in die Wunde der alten Eiche fährt.
    »Hast du ihn mitgebracht , Ann?« , fragt Felicity.
    Ann nickt und holt ein in grünes Seidenpapier eingewicke l tes Päckchen hervor. Sie öffnet es und enthüllt einen aus we i ßer Spitze und Perlen angefertigten Engel. Jede von uns hat einen winzigen Teil davon mit eigener Hand genäht. Ann wickelt das Geschenk wieder ein und legt es auf den behelf s mäßigen Altar zu den anderen E r innerungsstücken.
    »Fröhliche Weihnachten , Pippa« , sagt sie. Ihr Wunsch gilt einem Mädchen , das seit zwei Monaten tot in seinem Grab liegt , ungefähr dreißig Meilen von hier entfernt. Ein Mädchen , das unsere liebste Freundin war. Ein Mädchen , das ich hätte retten können.
    »Fröhliche Weihnachten , Pippa« , murmeln nun auch Felic i ty und ich.
    Ein paar Minuten lang stehen wir schweigend. Der Wind bläst kalt und ungehindert über die offene Lichtung. Ein H a gel winziger Graupelkörner dringt durch die Wolle meines Wintermantels bis auf die Haut. Ich blicke nach rechts , wo die Höhle liegt , stumm , der Eingang durch eine neue Ziegelmauer versperrt.
    Monate zuvor hatten wir vier uns in dieser Höhle versa m melt und aus dem geheimen Tagebuch von Mary Dowd vo r gelesen. Aus ihren Aufzeichnungen erfuhren wir vom Mag i schen Reich , einer
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