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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Autoren: Libba Bray
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dem ich auf Schritt und Tritt gefolgt war. »Sie lässt sich nicht so leicht den Hof machen.«
    »Jede Frau lässt sich gerne den Hof machen. Man muss es nur richtig anstellen. Dein Bruder , Amar , hat es sehr geschickt verstanden , die Mutter des Mädchens auf unsere Seite zu zi e hen.«
    Mein Bruder unter dem Mantel des Verführers. Mein Br u der mit einem Dämon im Leib. Jetzt war nicht der rechte Moment , meine beunruhigenden Träume zur Sprache zu bri n gen. Die Rakschana könnten mich für einen Dummkopf oder Feigling halten.
    »Gewinne ihre Gunst. Finde den Tempel. Halte sie von j e dem anderen Zeitvertreib fern. Den Rest überlasse uns.«
    »Aber …«
    »Geh jetzt , Bruder Kartik« , sagte er dann , den Ehrentitel benutzend , der mir vielleicht eines Tages als vollwe r tigem Mitglied der Rakschana verliehen werden würde. »Wir we r den dich im Auge behalten.«
    Meine Schergen traten auf mich zu , um mir wieder di e A u gen zu verbinden. Ich fuhr herum. »Wartet!« , rief ich. »S o bald sie den Tempel gefunden hat und wir die mag i sche Kraft gewonnen haben , was wird dann aus ihr?«
    Es war totenstill im Raum , ausgenommen das Flüstern der Kerzenflammen , die im leisen Luftzug flackerten. Schließlich schallte die Stimme in den Gerichtssaal he r ab.
    »Dann musst du sie töten.«

Dezember 1895
    S pence-Akademie für junge Damen
     

1 . Kapitel
    W eihnachten! Was für kostbare , sentimentale Erinneru n gen weckt die bloße Erwähnung dieses Festes: ein hoher , imme r grüner Baum , behängt mit Glaskugeln und Silberfäden; da r unter ve r streut liebevoll verpackte Geschenke; ein knisterndes Feuer im Kamin und gefüllte Gläser zum Anstoßen; Adven t sänger um die Haustür gruppiert , auf deren Mützen sich die Schneeflocken sammeln; eine her r liche fette Gans , mit Äpfeln garniert auf einer Platte angerichtet. Und natürlich Plumpu d ding zum Nachtisch. Oh ja , ei n fach wundervoll. Ich kann mir nichts Schöneres vorste l len.
    Diese Bilder eines frohen Weihnachtsfestes sind meile n weit von der Spence-Akademie für junge Damen en t fernt , wo ich jetzt sitze und aus Stanniolpapier , Kattun und einem Stückchen Schnur einen kleinen Trommler als Christbaumschmuck basteln soll. Das Resultat ähnelt auf e r schreckende Weise einer Missgeburt , die einem teufl i schen Experiment entsprungen ist. Das Monster Franke n stein lässt grüßen. Diese lächerliche Figur wird in keinem Menschen weihnachtliche Gefühle wecken. Viel eher wird sein Anblick Kinder dazu bringen , in Tränen ausz u brechen.
    »Das ist unmöglich« , murmle ich. Doch niemand e r barmt sich meiner. Selbst Felicity und Ann , meine besten Freundi n nen , besser gesagt meine einzigen Freundinnen hier , machen keine Anstalten , mir zu helfen. Ann ist wild entschlossen , aus kleinen Zündholzstücken und feuchtem Zucker ein naturg e treues Abbild des Jesuskindes in der Krippe zu schaffen. Ihre Aufmerksamkeit scheint au s schließlich ihren eigenen zwei Händen zu gelten. Und Felicity wendet mir nur ihre kühlen grauen Augen zu , als wollte sie sagen: Leide. So wie ich.
    Nein , kein Mitleid. Stattdessen lässt sich Cecily Temple vernehmen. Die ach so liebe Cecily , die durch ihr pures D a sein das Leben andern zur Hölle macht –das Biest , wie ich sie im Geheimen zärtlich nenne.
    »Ich begreife nicht , was daran so schwierig sein soll , Gemma. Wirklich , es ist das Einfachste von der Welt. Hier , ich habe schon vier gemacht.« Sie zeigt vier perfekte Trom m ler aus Stanniolpapier vor. Ein Chor von Ahs und Ohs schallt ihr entgegen , alle bewundern die kunstvoll geformten Är m chen , die winzigen wollenen Schals –von Cecily eigenhändig gestrickt , versteht sich –und ihr verklärtes Lächeln , als seien sie überglücklich , mit einer Schlinge um den Hals an einem Christbaum zu hängen.
    Zwei Wochen noch bis Weihnachten und meine Stimmung wird von Stunde zu Stunde schwärzer. Der Trommler scheint mich anzuflehen , ihm den Gnadenschuss zu geben. Irgende t was , das stärker ist als ich , reizt mich , mit dem armen Kerl etwas anzustellen. Ich schiebe ihn auf der Tischplatte vo r wärts und lasse ihn dabei sein nutzloses Bein nachziehen.
    »Gott sei unserer armen Seele gnädig« , lisple ich mit hoher , weinerlicher Stimme.
    Schockiertes Schweigen antwortet mir. Niemand wagt es , aufzublicken. Sogar Felicity , die Unverfrorenheit in Person , scheint peinlich berührt zu sein. Hinter mir höre ich ein woh l bekanntes Räuspern tiefster
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