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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden
Autoren: Ian Smith
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dichte Rauchwolke an die Decke und lächelte. »Ich weiß fast alles«, sagte er. »Zumindest, so weit es den Orden betrifft.«
    »Sie haben gewusst, was wir tun, seit ich mit diesem Zitat in Ihr Büro gekommen bin?«, fragte ich.
    »Schon vorher«, erwiderte Davenport. »Als Lenny mich anrief und mir erzählte, dass ein Student mit diesem rätselhaften Zitat bei ihm aufgetaucht war, wusste ich, dass Sie beide Ihr Versprechen gegenüber Randolph gebrochen und das Buch geöffnet hatten. Jeder Student, der eine Kopie dieses Zitats besitzt, muss das Glaubensbekenntnis gesehen haben.«
    »Sie kannten meinen Onkel Randolph?«, fragte Dalton.
    »Fast seit ich in Ihrem Alter war. Er war ein guter und nobler Mann – so nobel, dass er den Tod wählte, damit Sie leben konnten.«
    »Er wusste, dass man ihn umbringen würde?«
    Davenport nickte. »Aber er hat es nicht mit denselben Augen betrachtet wie Sie. Er war ein Ordensritter, und er hoffte, dass sein Tod nicht nur Sie, sondern auch den Orden schützen würde. Sie haben gegen die Regeln verstoßen, als Sie sein Hosenband gestohlen haben, ein Verstoß, der die Mechanik des Todes in Gang gesetzt hat. Eine Aufnahme in den Orden ist unwiderruflich. Er musste sterben, doch er hat Ihren Namen bis zum letzten Atemzug für sich behalten.«
    Dalton ließ sich ins Sofa zurücksinken und verbarg das Gesicht in den Händen. Ich konnte ihn leise schluchzen hören. Doch ich ließ Davenport nicht aus den Augen.
    »Was haben Sie mit all dem hier zu tun?«, fragte ich. »Sind Sie auch Ritter?«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Davenport. »Ich habe vor langer Zeit für den Club gearbeitet. Das ist so lange her, dass damals noch nicht einmal Ihre Eltern lebten. Ich bin in Deutschland geboren und über Großbritannien hierher gekommen. Mein Vater war zweiter Offizier auf dem britischen Kreuzer Hogue. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs, am 22. September 1914, torpedierte ein deutsches U-Boot binnen einer Stunde drei britische Kriegsschiffe. Es versenkte erst die Aboukir, dann die Cressy und schließlich die Hogue mit meinem Vater an Bord. So waren meine Mutter, ich selbst und ein entfernter Vetter, von dem wir nur selten etwas hörten, die letzten überlebenden Davenports. Im Alter von zehn Jahren nahm meine Mutter mich mit nach Amerika, weil sie Angst hatte, Deutschland könne Großbritannien besiegen und vernichten. Sie arbeitete im Hafen und verkaufte den Männern alles Mögliche, wenn sie von See zurückkamen. Als ich dreizehn war, bekam ich einen Job als Botenjunge hier im Club. Ich hatte keine vernünftige Ausbildung und kaum Arbeitserfahrung, aber sie nahmen mich trotzdem. Es gehörte nicht viel dazu, Feuerholz zu besorgen oder eine Kiste Zigarren einzukaufen. Sie zahlten mir acht Dollar die Woche, und ich hatte meinen ersten Job.«
    »Haben Sie in der Halloweennacht 1927 hier gearbeitet?«, fragte Dalton.
    »Nein, aber ich wollte, ich hätte es getan«, sagte Davenport. »Vielleicht hätte ich dann das Leben meines Freundes retten können.«
    »Sie kannten Erasmus Abbott?«, fragte ich.
    »Ich bin ihm nie im Leben begegnet«, sagte Davenport. »Ich habe von Samps gesprochen. So habe ich ihn zumindest genannt. Er hörte auf den Namen Moss Sampson, aber auch das war nicht sein richtiger Name. Geboren wurde er als Tyrone Ludley.«
    »Wie gut haben Sie ihn gekannt?«
    »So gut wie alle anderen, schätze ich. Samps war ein sehr schweigsamer Mann. Er sprach nur ungern über sein Privatleben. Er hatte als dritter Pförtner angefan gen und sich bis zum Verwalter hochgedient. Er war ein guter Mann und ein noch besserer Freund. Noch heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte ich.
    »Sie kennen seine Polizeiakte. Erzählen Sie es mir.«
    »Er verschwand«, sagte Dalton. »Sie befragten ihn zum Abbott-Fall, und ein paar Jahre später verließ er den Club. Damit endet die Akte.«
    Davenport schüttelte den Kopf und schaute ins Leere.
    »Samps war zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte er. »Er erzählte mir, dass er die beiden an jenem Abend dabei beobachtet hatte, wie sie über den Zaun kletterten. Er war oben in seinem Zimmer, als er ihre Geräusche hörte. Als sie im Hof landeten, blieb der andere zurück, während Abbott durch die Küche ins Haus eindrang. Samps ging nach unten, um nachzuschauen, was los war, doch als er in die Küche kam, war Abbott schon auf dem Weg nach oben. Dann hörte Samps ein Klopfen aus einem der Räume im zweiten
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