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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden
Autoren: Ian Smith
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Unsicherheit fürchtete, die Ihr Tod mit sich brächte.«
    »Unsicherheit?«
    »Es wird Ihnen sehr viel deutlicher sein, wenn Sie den Inhalt dieser Kiste untersucht haben.«
    Ich ließ die Hand über das narbige Leder wandern. »Was ist darin?«, fragte ich.
    »Ihr Erbe und Ihr Schicksal in einem«, sagte Davenport.
    Langsam hob ich den Deckel ab. Alles war in Plastiktütchen verpackt. Ich zog das erste heraus und ertastete einen kleinen Metallgegenstand, der an einer Kette hing.
    »Eine seiner Erkennungsmarken aus der Armee«, sagte Davenport. »Er trug immer zwei davon. Ich habe nur ein einziges Mal gesehen, dass er sie abgenommen hat – das war, als er sie mir übergab, bevor er den Club endgültig verließ.«
    Ich betrachtete die rostfreie Stahlscheibe durch das Plastik hindurch. Sie enthielt die üblichen Informationen: Name, Sozialversicherungsnummer, Blutgruppe und Religionszugehörigkeit. Ich bemerkte auch eine große Delle nahe der Mitte. Ich hielt den Beutel hoch, um sie mir genauer anzusehen.
    »Sie hat ihm einmal das Leben gerettet«, sagte Davenport. »Ein Betrunkener in einer Bar in Mississippi hatte auf ihn geschossen, weil der Kerl meinte, Moss habe seine Frau angestarrt. Die Erkennungsmarke hat die Kugel in Moss’ rechte Schulter abgelenkt. Nur einen Zentimeter tiefer, und der Schuss hätte ihn direkt ins Herz getroffen. Jahre später konnte er jedes Mal vorhersagen, wann Regen kam, weil seine Schultergelenke dann wie verrückt schmerzten.«
    Ich zog den zweiten Beutel heraus. Er enthielt das Schwarzweißfoto eines mageren Jungen, der kaum älter als sieben Jahre sein konnte. Die Hände in den Hosentaschen, lehnte er an einer Veranda, blinzelte in die Sonne und grinste breit.
    »Da ist er im Haus seiner Großeltern in Beulah, Mississippi«, sagte Davenport. »Es war sein Lieblingsbild.«
    Ich betrachtete die Aufnahme. Er war ein süßer kleiner Kerl, doch es lag etwas Trauriges in seinen großen braunen Augen. Ich stellte mir vor, wie er im Sommer Baseball spielte oder Süßigkeiten im Dorfladen kaufte. Seine Kleidung sah ramponiert aus und war viel zu groß für seinen zierlichen Körper, doch er posierte stolz für die Kamera. Mit der Unschuld eines Kindes.
    »Was ist denn das Besondere an dieser Aufnahme?«, fragte ich.
    »Sie war die einzige, die in seiner Kindheit von ihm gemacht wurde«, antwortete Davenport. »Seine Familie war zu arm, um sich einen Fotoapparat leisten zu können, also musste sein Vater eine ganze Woche lang arbeiten, um davon einen Mann bezahlen zu können, der kam und Samps und seine Geschwister fotografierte. Er bewahrte dieses Foto in einer Bibel auf, die seine Großmutter ihm zur Taufe geschenkt hatte.«
    Als Nächstes zog ich einen großen Briefumschlag aus der Kiste, der mit zwei alten Streifen Klebeband verschlossen war, die kaum noch hielten und deren Ecken sich bereits kräuselten.
    »Offnen Sie es jetzt noch nicht«, sagte Davenport.
    »Warum?«
    »Ich möchte, dass Sie es sich aufsparen, bis Sie wieder in Ihrem Zimmer sind. Aber sorgen Sie dafür, dass Sie allein sind, wenn Sie es öffnen. Tun Sie es nicht einmal in Gesellschaft von Mr. Winthrop.«
    »Was ist denn darin?«
    »Was ich mein ganzes langes Leben lang für Sie aufbewahrt habe.«
    Ich betrachtete den unauffälligen Umschlag. Es stand nichts darauf; es gab nicht den kleinsten Hinweis, was er enthalten könnte. Ich konnte fühlen, dass er Papiere enthielt, aber es konnten nicht mehr als ein paar zusammengefaltete Blätter sein.
    »Ich möchte, dass Sie noch etwas sehen, bevor Sie gehen«, sagte Davenport. »Schließlich haben Sie es sich verdient, die Früchte Ihrer Arbeit zu ernten.«
    Er erhob sich vom Stuhl und durchquerte das Zimmer, wobei er sich langsam, aber entschlossen bewegte. Während ich ihm in die Mitte des Raumes folgte, betrachtete ich die Stühle an der Wand. Sie sahen aus wie Kirchenstühle. Ihre Armlehnen gingen ineinander über, und sie waren mit blauen Samtkissen gepolstert. An den hohen Rückenlehnen waren Messingplatten angebracht worden, und einige der Namen darauf erkannte ich wieder. Randolph Winthrops Stuhl stand neben dem von (Holländer Abbott, und der nächste Stuhl hatte John P. Morgan Jr. gehört. Über Onkel Randolphs Namensschild hing jetzt das von Theodore Stickney, was bedeutete, dass er der neue Besitzer des Stuhls war. Ein einsamer, viel größerer und schmuckvollerer Stuhl stand zwischen den anderen acht in der Mitte der Rückwand. Über ihm hingen zwei gekreuzte
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