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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden
Autoren: Ian Smith
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Infrarot ausgelöst«, sagte Davenport. »Wären Sie noch ein paar Zentimeter näher herangegangen, wären wir binnen Sekunden tot gewesen. Ist der Alarm erst ausgelöst, wird eine Vakuumpumpe aktiviert. In weniger als fünfzehn Sekunden wird die gesamte Luft aus dem Raum gesaugt, und sämtliche Türen werden verriegelt. Wenn der Vorgang erst gestartet ist, kann man ihn nicht mehr aufhalten.«
    Ich trat ein paar Schritte von den Seilen zurück.
    »Hier ist es also die ganze Zeit gewesen«, sagte ich. »Darum waren Sie auch der einzige von denen, die Reverend Campbell kontaktiert hatte, der etwas mit dieser Passage aus dem Christlichen Feldzug anfangen konnte.«
    »Seite 545 auf der Vorderseite, und Seite 546 auf der Rückseite«, sagte er. Davenport hob seinen Gehstock auf und ging zum Stuhl des Ordensmeisters. Er öffnete eine kleine Klappe in der Wand und drückte mehrere Knöpfe. »Jetzt ist es in Ordnung«, sagte er, während er zu mir zurückkehrte. »Die Alarmanlage ist deaktiviert.«
    Ich trat auf den Schaukasten zu und blickte auf mehr als dreieinhalb Jahrhunderte Geschichte hinunter.
    »Diese Seiten hatten mich inspiriert, etwas aus meinem Leben zu machen«, sagte Davenport. »Nachdem Samps gegangen war, baten sie mich, seine Aufgaben hier zu übernehmen. Sie verdoppelten meine Bezüge, ließen mich einen dicken Stoß Geheimhaltungsverpflichtungen unterschreiben und erklärten sich bereit, mich studieren zu lassen. Daher rührt mein Interesse an der Theologie. Ich wollte nicht nur die Worte auf diesem Stück Papier verstehen lernen – ich wollte vor allem verstehen, warum sie für neun reiche Männer so wichtig waren, dass sie ihre Geheimnisse sogar auf Kosten der eigenen Kinder verbargen und schützten.«
    »Aber warum sind Sie immer noch hier?«, fragte ich. »Sie arbeiten doch seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr für den Club.«
    Ein unbehagliches Lächeln erschien in Davenports Gesicht. »Wenn Sie so viel gesehen und gehört haben wie ich, werden Sie niemals gehen«, sagte Davenport. »Und was noch wichtiger ist: Ich bin hier, weil ich Samps etwas versprochen habe. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich lang genug leben durfte, um dieses Versprechen einzulösen.«
    »Woher wussten Sie, dass wir heute Nacht kommen würden?«
    »Ich habe die Nachricht gehört, die Sie auf meinen Anrufbeantworter gesprochen haben. Ich war mir nicht sicher, dass Sie heute Nacht erschienen, doch aus der Art Ihrer Frage konnte ich schließen, dass Sie dabei waren, die Geheimnisse des Gedichts aufzudecken, und dass Sie ganz dicht vor der richtigen Antwort standen. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Abend hier zu verbringen, bis Sie aufgetaucht wären.«
    »Sie haben die ganze Zeit gewollt, dass ich den geheimen Raum finde«, sagte ich.
    »O ja«, sagte Davenport. »Aber es war wichtig, dass Sie ihn selbst fanden. Hätte ich Ihnen direkt die Antworten gegeben oder Ihnen zu sehr geholfen, wäre es aufgefallen. Ob es in der Houghton-Bibliothek war, in den Archiven oder auf dem alten Anwesen der Abbotts in Newport – Sie haben eine Spur hinterlassen, die bewies, dass Sie es aus eigener Kraft schafften.«
    Ich trat näher an den Schaukasten heran und entdeckte die Worte des Glaubensbekenntnisses und auch diejenigen, die in Abbotts Urne eingraviert waren. Doch noch viel bedeutender waren die Worte, die mit der Hand über den gesamten rechten Rand geschrieben standen. Die Tinte war bereits stark verblasst, doch die sorgfältig gesetzten Buchstaben König Jakobs I. waren immer noch deutlich zu erkennen:
     
    Mein liebster Esme:
    Und werd’ ich einst wie Vogel und Fisch vergessen
    Bei jedem Sturm, den dunkle Himmel senden
    Das süße Ziel, auf das mein Herz versessen,
    Zu dem sich alle meine Sinne wenden.
    Mit Kälte ringt die Flamme meiner Lenden,
    Je mehr sie brennt, je mehr muss ich sie dämmen.
    Kein Winterfrost, kein Sommer wird sie enden
    Und meiner Liebe Sehnen jemals hemmen.
     
    Dies war der Beweis, den die Gelehrten seit Jahrhunderten gesucht hatten. König Jakob I. einer der mächtigsten Monarchen der Geschichte, ein herausragender christlicher Herrscher, nach dem die meistbenutzte Bibelübersetzung benannt worden war, offenbart in eigener Hand, dass er einen homosexuellen Liebhaber hat, nämlich seinen älteren Cousin Esme Stuart. Diese neun Zeilen besaßen in diesem Kontext und der Zeit wegen, in der sie geschrieben wurden, eine Sprengkraft, die eine gesamte Glaubensrichtung zu unterminieren imstande
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