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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode
Autoren: Eoin Colfer
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die Abschussvorrichtung oberhalb des Laufs der Neutrino. Diese Vorrichtung funktionierte wie eine altmodische Harpune über eine Druckfeder und würde keine Wärmestrahlung abgeben. Nichts, was irgendwelche Sensoren registrieren konnten.
    Der Kobold amüsierte sich königlich, wie die meisten Kobolde unmittelbar vor ihrer Verhaftung - was erklärt, warum so viele hinter Gittern saßen.
    »Ein Haken? Willst du uns etwa zu Tode piksen, kleine Elfe?«
    Holly zielte auf die Sicherungskappe an der Düse des Feuerlöschers, der an der Rückwand des Wagens befestigt war.
    »Würdest du bitte die Klappe halten«, befahl sie und schoss den Haken ab. Er flog über den Kopf des Kobolds hinweg und bohrte sich genau in die Mitte der Kappe, so dass das Seil quer durch den Wagen gespannt war.
    »Daneben«, spottete der Kobold und streckte seine gespaltene Zunge heraus. Es war ein weiterer Beweis für die Dämlichkeit des Kobolds, dass er während der Abschottung in einem halb geschmolzenen Lieferwagen hockte, die Waffe eines ZUP-Officers auf sich gerichtet, und trotzdem noch glaubte, er hätte die Oberhand.
    »Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten!«, gab Holly zurück und zog an dem Seil, so dass die Sicherungskappe abriss.
    Achthundert Kilogramm Löschschaum schossen mit einer Geschwindigkeit von rund dreihundert Stundenkilometern aus der Düse. Natürlich erstickten sofort alle Feuerbälle. Die Kobolde wurden von dem schnell härtenden Schaum eingeschlossen, und ihr Anführer wurde mit solcher Wucht gegen das Gitter gedrückt, dass die Tätowierungen in seinen Augen gut zu lesen waren. In dem einen stand Mama, in dem anderen Popa. Ein Schreibfehler, aber das war ihm vermutlich noch gar nicht aufgefallen.
    »Aua«, entfuhr es ihm, eher vor Überraschung denn aus Schmerz. Mehr brachte er nicht heraus, da er den Mund voll hatte mit erstarrendem Schaum.
    »Keine Angst«, sagte Holly. »Der Schaum ist porös, so dass ihr weiter Luft bekommt, aber er ist auch absolut feuerfest, also viel Spaß bei dem Versuch, euch freizubrennen.«
    Grub untersuchte noch immer seinen eingerissenen Nagel, als Holly aus dem Wagen stieg. Sie nahm den Helm ab und wischte mit dem Ärmel ihres Overalls den Ruß fort. Das Visier war eigentlich antihaftbeschichtet; vielleicht sollte sie ihm mal eine neue Versiegelung gönnen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Grub.
    »Ja, Corporal, alles in Ordnung. Wenn auch nicht unbedingt dank Ihrer Hilfe.«
    Grub hatte die Frechheit, eine beleidigte Miene aufzusetzen. »Ich habe die Umgebung abgesichert, Captain. Wir können schließlich nicht alle Actionhelden sein.«
    Typisch Grub, immer eine Ausrede parat. Um ihn würde sie sich später kümmern. Jetzt war erst mal das Wichtigste, zum Polizeipräsidium zu kommen und herauszufinden, warum der Rat die Stadt abgeschottet hatte.
    »Ich glaube, wir sollten zur Zentrale zurückkehren«, ließ sich Grub vernehmen. »Die Jungs vom Geheimdienst werden sicher meinen Rat brauchen, wenn die Oberirdischen uns überfallen.«
    »Ich glaube, ich sollte zur Zentrale zurückkehren«, entgegnete Holly. »Sie bleiben hier und behalten die Gefangenen im Auge, bis wir wieder Strom haben. Meinen Sie, dass Sie dazu in der Lage sind? Oder behindert Ihr eingerissener Nagel Sie zu sehr?«
    Hollys kastanienbraunes Haar stand in verschwitzten Stacheln vom Kopf ab, und ihre runden, haselnussbraunen Augen fixierten Grub drohend.
    »Nein, Holly... Captain. Überlassen Sie das ruhig mir. Ich habe alles unter Kontrolle.«
    Wer's glaubt, wird selig, dachte Holly und spurtete Richtung Polizeipräsidium davon.
    Die Stadt war ein einziges Chaos. Sämtliche Bewohner standen auf der Straße und starrten fassungslos auf ihre lahm gelegten Geräte. Einige der jüngeren Unterirdischen konnten offenbar den Verlust ihres Handys nicht verwinden. Leise schluchzend lagen sie am Boden.
    Im Polizeipräsidium wimmelte es von Neugierigen, die herbeischwirrten wie Motten zum Licht. Zu einem der wenigen verbliebenen Lichter der Stadt. Krankenhäuser und Rettungswagen hatten natürlich weiterhin Strom, aber davon abgesehen war die Zentrale der ZUP das einzige Regierungsgebäude, in dem die Energieversorgung noch funktionierte.
    Holly schob sich durch die Menge zum Empfang. Die Schlangen an den öffentlichen Schaltern reichten bis hinaus auf die Straße. Heute stellten alle dieselbe Frage: Was ist mit dem Strom?
    Genau diese Frage lag auch Holly auf den Lippen, als sie ins Besprechungszimmer stürmte, doch sie behielt
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