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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode
Autoren: Eoin Colfer
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Kapitel 1
     
    Der Würfel
     
     
    Knightsbridge, London
     
    Artemis Fowl war beinahe zufrieden. Sein Vater sollte bald aus dem Universitätskrankenhaus in Helsinki entlassen werden. Er selbst freute sich auf ein leckeres - wenn auch recht spätes - Mittagessen im En Fin, einem Londoner Fischrestaurant, und der Geschäftsmann, mit dem er verabredet war, musste jeden Moment eintreffen. Alles lief nach Plan.
    Butler, sein Leibwächter, war nicht ganz so entspannt. Aber das war er eigentlich nie. Man wurde nicht zu einem der tödlichsten Männer der Welt, indem man in seiner Wachsamkeit nachließ.
    Der riesige Eurasier glitt zwischen den Tischen des Lokals umher, versteckte die übliche Sicherheitsausstattung und räumte Fluchtwege frei.
    »Haben Sie die Ohrstöpsel eingesetzt?«, fragte er seinen Arbeitgeber.
    Artemis stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ja, Butler, obwohl ich kaum glaube, dass wir hier in Gefahr sind. Schließlich wird das ein vollkommen legales Geschäftsessen am helllichten Tag, Himmel noch mal.«
    Bei den Ohrstöpseln handelte es sich genau genommen um Schallfilterschwämme, die aus einem Helm der Zentralen Untergrund-Polizei ausgebaut worden waren. Butler hatte die Helme samt einem ganzen Schatz weiterer Elfentechnologie vor über einem Jahr erbeutet, als einer von Artemis' verbrecherischen Plänen ihn mit einer Bergungseinheit der Unterirdischen konfrontiert hatte. Die Schwämme wurden in den Laboren der ZUP gezüchtet und besaßen hauchdünne, poröse Membranen, die sich automatisch verschlossen, wenn die Dezibelstärke über den verträglichen Bereich hinausging.
    »Schon möglich, Artemis, aber Killer schlagen nun mal gerne dann zu, wenn man nicht damit rechnet.«
    »Mag sein«, erwiderte Artemis und betrachtete eingehend den Vorspeisenteil der Karte, »aber wer sollte ein Motiv haben, uns umzubringen?«
    Butler warf einer Frau an einem der wenigen besetzten Tische einen drohenden Blick zu, nur für den Fall, dass sie etwas im Schilde führte. Die Frau musste mindestens achtzig sein. »Vielleicht sind sie gar nicht hinter uns her. Vergessen Sie nicht, Jon Spiro ist ein mächtiger Mann. Er hat eine Menge Firmen in den Ruin getrieben. Wir könnten zwischen die Fronten geraten.«
    Artemis nickte. Wie immer hatte Butler Recht - und nur aus diesem Grund waren sie beide noch am Leben. Jon Spiro, der Amerikaner, den er erwartete, war genau die Sorte Mann, die die Kugeln von Killern auf sich zog. Ein erfolgreicher Milliardär aus der IT-Branche mit dunkler Vergangenheit und angeblichen Verbindungen zur Mafia. Gerüchten zufolge verdankte seine Firma ›Fission Chips‹ ihren Erfolg allein gestohlenen Forschungsunterlagen. Natürlich konnte das nie nachgewiesen werden, obwohl die Chicagoer Staatsanwaltschaft es fleißig versucht hatte, und zwar mehr als einmal.
    Eine Kellnerin kam herüber und lächelte Artemis strahlend an. »Hallo, junger Mann. Soll ich dir die Kinderkarte bringen?«
    An Artemis' Schläfe begann eine Ader zu pochen. »Nein, Mademoiselle, Sie brauchen mir nicht die Kinderkarte zu bringen, da die Kinderkarte selbst zweifelsohne besser schmeckt als das, was sich dort verzeichnet findet. Ich möchte à la carte speisen. Oder servieren Sie Minderjährigen keinen Fisch?«
    Das Lächeln der Kellnerin wurde sichtlich kühler. Diese Wirkung hatte Artemis' Ausdrucksweise auf die meisten Menschen.
    Butler verdrehte die Augen. Und Artemis fragte sich, wer einen Grund hätte, ihn umzubringen? Nun, die meisten Kellner und Schneider Europas zum Beispiel.
    »Sehr wohl, Sir«, stammelte die bedauernswerte Kellnerin. »Was immer Sie wünschen.«
    »Was ich wünsche, ist eine Kombination von Hai und Schwertfisch, in der Pfanne sautiert, auf einem Bett aus Gemüse und neuen Kartoffeln.«
    »Und zu trinken?«
    »Quellwasser. Irisches, wenn Sie haben. Und bitte ohne Eis, da Ihr Eis, wie ich annehme, aus einfachem Leitungswasser gemacht ist, was der Absicht, Quellwasser zu trinken, wohl in sich widerspricht.«
    Die Kellnerin hastete in die Küche, froh, dem bleichen Jungen von Tisch sechs zu entkommen. Sie hatte mal einen Vampirfilm gesehen, und das untote Wesen hatte genau denselben hypnotischen Blick gehabt. Vielleicht drückte der Kleine sich deshalb so erwachsen aus, weil er in Wirklichkeit fünfhundert Jahre alt war.
    Artemis lächelte in Vorfreude auf sein Essen, ohne die Bestürzung zu bemerken, die er hervorgerufen hatte.
    »Bei den Schulbällen werden Sie ein echter Hit sein«, bemerkte
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