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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode
Autoren: Eoin Colfer
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unangenehm«, erwiderte Holly mit kaum verhülltem Desinteresse.
    Sie fuhren über einen Magmastreifen zum Polizeipräsidium, die Übeltäter in Handschellen im Fond ihres Dienstwagens. Der war allerdings kein ZUP-Fahrzeug. Die B'wa Kell hatte es während der kurzen Zeit ihrer Machtübernahme fertig gebracht, so viele Polizeiwagen in Brand zu setzen, dass die ZUP sich gezwungen gesehen hatte, jedes Fahrzeug zu beschlagnahmen, das einen Motor und Platz genug für ein paar Gefangene hatte. Die Karre, die Holly steuerte, war in Wirklichkeit der Lieferwagen einer mobilen Curryküche, auf dessen Seiten das Eichelsymbol der ZUP aufgesprüht worden war. Die Gnome von der Fahrzeugabteilung hatten einfach die aufklappbare Seitenwand verriegelt und die Kochstelle ausgebaut. Schade nur, dass sie nicht auch den Geruch entfernt hatten.
    Grub betrachtete seinen verletzten Finger. »Diese Handschellen haben ganz schön scharfe Kanten. Ich sollte eine Beschwerde einreichen.«
    Holly konzentrierte sich aufs Fahren, obwohl der Magmastreifen ihr das Lenken abnahm. Beschwerden einzureichen war offenbar Grubs Lieblingsbeschäftigung. Troubles kleiner Bruder fand an allem etwas auszusetzen, nur nicht an sich selbst. Und in diesem Fall lag er mal wieder völlig daneben. Die Vakuumhandschellen aus Plexiglas hatten keine scharfen Kanten. Denn wenn sie welche hätten, könnte ein Kobold womöglich auf die Idee kommen, mit der einen Handschelle ein Loch in die andere zu bohren, so dass Sauerstoff an die Hand kam. Und niemand war versessen darauf, dass Kobolde im Wagen mit Feuerbällen um sich warfen.
    »Ich weiß, es klingt pingelig, wegen eines eingerissenen Nagels eine Beschwerde einzureichen, aber mir kann nun wirklich niemand vorwerfen, ich sei pingelig.«
    »Natürlich nicht. Was für eine Idee!«
    Grub warf sich in die Brust. »Immerhin bin ich der Einzige aus der ZUP-Bergungseinheit, der es mit dem Oberirdischen, diesem Butler, aufgenommen hat.«
    Holly stöhnte vernehmlich. Sie hoffte inständig, es würde Grub davon abhalten, zum x-ten Mal seine Artemis-Fowl-Kriegsstory zu erzählen. Mit jedem Mal wurde sie länger und fantasievoller. In Wirklichkeit hatte Butler ihn nicht mehr beachtet als ein Fischer eine kleine Elritze.
    Doch Grub ignorierte den Wink. »Ich erinnere mich noch genau«, begann er in dramatischem Tonfall. »Es war eine dunkle Nacht...«
    Und als hätten seine Worte ungeheure Zauberkraft, erloschen schlagartig sämtliche Lichter der Stadt. Nicht nur das, auch der Magmastreifen erstarrte und ließ ihr Fahrzeug mitten auf der Schnellstraße liegen.
    »Das war doch nicht ich, oder?«, flüsterte Grub entgeistert.
    Holly antwortete nicht, sie war bereits halb zur Tür hinaus. Die Sonnenstreifen an der Decke, die das Tageslicht imitierten, verloren ihre Kraft und verloschen. Im letzten Dämmerlicht spähte Holly hinüber zum Nordtunnel, und tatsächlich glitt das Schott herunter, am unteren Rand von blinkenden Warnlampen beleuchtet. Siebzig Meter massiver Stahl, die Haven von der Außenwelt abschnitten. Genau dasselbe geschah an allen weiteren strategisch wichtigen Punkten der Stadt. Abschottung. Es gab nur drei Gründe, die den Rat dazu veranlassen konnten, die stadtweite Abschottung auszulösen: Überflutung, eine Epidemie oder die Entdeckung durch Oberirdische.
    Holly blickte sich um. Niemand ertrank, niemand war krank. Also waren die Menschenwesen im Anmarsch. Der schlimmste Albtraum aller Unterirdischen.
    Flackernd glomm die Notbeleuchtung auf. Das weiche, weiße Licht der Sonnenstreifen wurde durch ein geisterhaftes Orange ersetzt. Reguläre Dienstfahrzeuge bekamen einen Energieschub vom Magmastreifen, der ausreichte, um sie ins nächste Depot zu bringen. Normale Bürger hatten nicht so viel Glück, sie mussten zu Fuß gehen. Hunderte stiegen mit weichen Knien aus ihren Wagen, zu verängstigt, um zu protestieren. Das würde später kommen.
    »Captain Short! Holly!« Es war Grub. Zweifellos hatte er wieder etwas gefunden, worüber er sich beschweren konnte.
    »Corporal«, sagte sie und drehte sich zu ihrem Fahrzeug um, »jetzt ist wohl kaum der richtige Moment für eine Panikattacke. Wir müssen den anderen ein Vorbild...«
    Der Rest des Vortrags blieb ihr im Hals stecken, als sie erkannte, was mit dem Wagen passierte. Sämtliche ZUP-Fahrzeuge wurden durch einen Energieschub vom Magmastreifen so lange versorgt, dass sie samt ihrer Ladung in Sicherheit gebracht werden konnten. Ein Energieschub, der normalerweise auch
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