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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode
Autoren: Eoin Colfer
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begann die Situation zu analysieren, sobald seine Netzhäute die Bilder lieferten: Blunt hatte den Finger bereits am Abzug. Daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Es gab nur eine Möglichkeit. Ohne zu zögern, nutzte Butler sie.
     
    * * *
     
    In der rechten Hand hielt Blunt seine Pistole mit Schalldämpfer. »Du dschuerschd«, sagte er. »Dann der Affe.«
    Arno Blunt legte an, zielte kurz und drückte ab. Butler tauchte aus dem Nichts auf; er schien den ganzen Raum auszufüllen, als er sich in die Schussbahn der Kugel warf. Aus größerer Entfernung hätte das Kevlar in seiner schusssicheren Weste vielleicht gehalten, doch die unmittelbare Nähe sorgte dafür, dass sich die teflonbeschichtete Kugel durch die Weste bohrte wie ein glühender Schürhaken durch Schnee. Sie traf Butlers Brust einen Zentimeter unterhalb des Herzens. Die Verletzung war tödlich. Und diesmal war Captain Short nicht in der Nähe, um ihn mit ihrer Magie zu retten.
    Der Schwung seines Körpers und die Wucht der Kugel schleuderten Butler gegen Artemis, der auf dem Dessertwagen landete und unter seinem Leibwächter begraben wurde. Von dem Jungen war nur noch ein Armani-Slipper zu sehen.
    Butlers Atem ging flach, und seine Augen waren blind, aber er war noch nicht tot. Obwohl die Energiezufuhr in seinem Gehirn immer schwächer wurde, klammerte er sich an einen einzigen Gedanken: Beschütze den Prinzipal.
    Arno Blunt holte überrascht Luft, und Butler feuerte sechs Schuss in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er wäre enttäuscht von dem Ergebnis gewesen, denn nur eine Kugel fand ihr Ziel und streifte Blunt an der Schläfe. Der blonde Riese war sofort bewusstlos. Arno Blunt gesellte sich zu seinen Kumpanen auf den Boden.
    Butler ignorierte den Schmerz, der seinen Oberkörper wie eine gewaltige Faust zusammenpresste, und lauschte auf Geräusche. Im direkten Umkreis war nichts zu hören, außer dem Scharren von Hummerscheren auf den Fliesen. Und falls einer der Hummer beschließen sollte, einen Angriff zu starten, musste Artemis allein damit fertig werden.
    Er konnte nichts mehr tun. Entweder war Artemis sicher, oder er war es nicht. Falls nicht, so war Butler nicht in der Lage, seine dienstlichen Pflichten zu erfüllen. Diese Erkenntnis schenkte ihm eine unglaubliche Ruhe. Keine Verantwortung mehr. Nur sein eigenes Leben leben, zumindest für ein paar Sekunden. Und außerdem war Artemis nicht einfach nur ein Prinzipal. Er war ein Teil seines Lebens. Sein einziger richtiger Freund. Madame Ko mochte diese Einstellung missbilligen, aber sie konnte nicht mehr viel dagegen tun. Überhaupt konnte niemand mehr viel tun.
    Artemis hatte Desserts noch nie gemocht. Und jetzt lag er in einer Mischung aus Eclairs, Käsekuchen und Pawlowa. Sein Anzug war ruiniert. Natürlich spuckte Artemis' Gehirn diese Fakten nur aus, damit er nicht über das nachdenken musste, was geschehen war. Aber eine Last von zweihundert Pfund ist nicht leicht zu ignorieren.
    Zum Glück für Artemis hatte die Wucht von Butlers Aufprall ihn direkt in die untere Etage des Dessertwagens befördert, während der Leibwächter auf der oberen Platte mit der Eiscreme hängen geblieben war. Soweit Artemis es einschätzen konnte, hatte die Schwarzwälder Kirschtorte seinen Sturz so weit aufgefangen, dass er keine schweren inneren Verletzungen befürchten musste. Dennoch war ein Besuch beim Chiropraktiker zweifelsohne angebracht. Wahrscheinlich auch für Butler, obwohl der Kerl die Konstitution eines Trolls besaß.
    Artemis wand sich unter seinem Diener hervor. Bei jeder Bewegung explodierten Cremehörnchen unter ihm.
    »Also wirklich, Butler«, grummelte er. »Ich glaube, ich sollte meine Geschäftspartner in Zukunft etwas sorgfältiger auswählen. Es vergeht ja kaum ein Tag, an dem wir nicht in einen Hinterhalt geraten.«
    Erleichtert sah Artemis, dass Arno Blunt bewusstlos auf dem Boden des Restaurants lag.
    »Wieder ein Übeltäter ausgeschaltet. Guter Schuss, Butler, wie immer. Oh, und noch was: Ich habe beschlossen, von jetzt an bei allen geschäftlichen Terminen eine schusssichere Weste zu tragen. Das dürfte Ihre Arbeit ein wenig erleichtern, was?«
    In diesem Moment bemerkte er Butlers Hemd. Der Anblick traf ihn wie eine Faust in den Magen. Nicht das Loch im Stoff, sondern das Blut, das herauslief.
    »Butler, Sie sind verletzt! Eine Schusswunde. Aber was ist mit der Weste?«
    Der Leibwächter antwortete nicht, aber das war auch nicht nötig. Artemis kannte sich mit den
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