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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode
Autoren: Eoin Colfer
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von Ehrlichkeit und Heldentum - als Konzept ganz nett, aber nicht sehr einträglich. Soweit ich weiß, werden Ehrlichkeit und Heldentum von keiner der großen Weltbanken als Zahlungsmittel anerkannt. Das Familienvermögen liegt in meiner Hand, und ich werde es bewahren, wie ich es immer getan habe: durch geniale Coups. Die meisten dieser Coups sind illegal. Das sind die besten - immer. Wirklich reich werden kann man nur in den schattigen Gefilden jenseits des Gesetzes.
    Allerdings habe ich aus Respekt vor den Werten meiner Eltern beschlossen, die Kriterien bei der Auswahl meiner Opfer zu verändern. Für die globale Umwelt scheint es besser zu sein, wenn einige weltweit agierende Firmen bankrott gehen, und so habe ich beschlossen, dabei ein wenig nachzuhelfen. Gewiss, auch dies sind keine opferlosen Verbrechen, aber zumindest werden wegen dieser Geschädigten nur wenige Tränen vergossen werden. Das bedeutet nicht, dass ich zu einer weich gespülten Neuauflage von Robin Hood mutiert bin, ganz im Gegenteil. Ich habe die Absicht, ordentlich von meinen Verbrechen zu profitieren.
    Mein Vater ist nicht der Einzige, der sich verändert hat. Butler ist fast über Nacht gealtert. Äußerlich sieht er aus wie immer, aber er ist bedeutend langsamer geworden, wie sehr er sich auch bemüht, es zu verbergen. Aber ich werde ihn nicht durch jemand anders ersetzen. Er ist immer ein loyaler Angestellter gewesen, und seine Erfahrungen im Geheimdienst sind unbezahlbar. Vielleicht wird Juliet mich begleiten, wenn ich einmal wirklich Schutz brauche, obwohl sie seit neuestem erklärt, ein Leben als Leibwächterin sei nichts für sie. Nächste Woche fliegt sie in die Staaten, um sich bei einem Ringerteam zu bewerben. Offenbar hat sie sich den Kampfnamen »Jadeprinzessin« zugelegt. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht angenommen wird. Obwohl ich da meine Zweifel habe. Schließlich ist sie eine Butler.
    Natürlich habe ich einige Projekte, an denen ich auch ohne die Hilfe eines Leibwächters weiterarbeiten kann.
    Im Lauf der vergangenen Jahre habe ich ein Programm entwickelt, mit dem ich Beträge von fremden Bankkonten auf mein eigenes überweisen kann. Die Software muss noch ausgereifter werden, damit ich den Computerspezialisten der Polizei um Längen vorausbleibe. Version 2.0 müsste innerhalb der nächsten sechs Monate einsatzbereit sein. Dann ist da noch mein Talent für Kunstfälschungen. Früher habe ich die Impressionisten bevorzugt, aber jetzt fühle ich mich aus irgendeinem Grund mehr zu fantastischen Themen hingezogen, wie zum Beispiel den Elfenwesen, die Pascal Hervé in seiner Bildserie »Magische Welten« gemalt hat. Doch diese Projekte werde ich vorübergehend zurückstellen müssen, da ich heute entdeckt habe, dass ich das Opfer einer Verschwörung bin.
    Der Tag begann eigenartig. Als ich aufwachte, verspürte ich einen Anflug von Schwäche. Einen kurzen Moment, bevor ich die Augen öffnete, fühlte ich mich zufrieden. Jeglicher Ansporn, Reichtum anzuhäufen, war vergessen. Das ist mir noch nie passiert. Vielleicht war es der Rest eines verzauberten Traums, oder die neue positive Einstellung meines Vaters ist ansteckend. Was auch immer der Grund war, ich muss aufpassen, dass mir das nicht häufiger passiert. Bei der momentanen Stimmung meines Vaters kann ich es mir nicht erlauben, meine Entschlusskraft zu schwächen. Ich muss so zielstrebig bleiben, wie ich es immer war. Verbrechen ist und bleibt der richtige Weg für die Fowls. Aurum potestas est.
    Wenige Minuten später geschah etwas noch Mysteriöseres. Als ich mir über dem Waschbecken das Gesicht wusch, fielen zwei winzige Objekte aus meinen Augen. Die Untersuchung im Labor ergab, dass es sich um zwei halb verrostete, getönte Kontaktlinsen handelte. Und nicht nur das: Die Innenseite war mit einer Spiegelschicht überzogen. Unglaublich. Zweifellos die Arbeit eines Meisters. Doch wozu mochten sie gut sein? Obwohl ich absolut nichts über diese Linsen weiß, und darüber, wie sie in meine Augen gelangt sind, spüre ich, dass die Antwort darauf in meinem eigenen Gehirn liegt, verborgen in den Tiefen.
    Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als auch Juliet und Butler solche verspiegelten Linsen in ihren Augen entdeckten. Die Dinger sind so clever gemacht, dass sie von mir sein könnten, was bedeutet, dass ich meinen unbekannten Gegner nicht unterschätzen darf.
    Aber keine Sorge, ich werde den Schuldigen finden. Kein Indiz wird unbeachtet bleiben. Butler kennt
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