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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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aufnahm.
    „Jack!“
    Abrupt blieb er stehen und sah sie mit unendlicher Erleichterung an. Sein Hemd war blutverschmiert.
    „Mein Gott, mein Gott, du bist angeschossen worden!“ Ihre Knie gaben nach, sie stolperte auf ihn zu. Er blickte nur geistesabwesend an sich herab, eine Hand in seine Seite gepresst.
    „Verflucht.“ Als M.J. sich in seine Arme warf, spürte er den Schmerz. Aber nur kurz. „Der Wagen!“, rief er. „Der Kerl ist zurückgerannt.“
    Seine von Blut und Regen nasse Hand umklammerte ihre.
    Später würde sie sich daran erinnern, losgerannt zu sein. Doch in dem Moment, in dem es geschah, kam es ihr vollkommen unwirklich vor. Ihre Schritte donnerten auf dem Asphalt, sie rutschte immer wieder aus, ihr Herz hämmerte laut, Angst und Wut wurden immer größer, sie sah die aufgerissenen, entsetzten Augen einer mit Einkaufstüten beladenen Frau, die sie beinahe umgerannt hätten. Und Jack, der sie ununterbrochen beschimpfte, weil sie seine Anweisungen nicht befolgt hatte.
    Der Lieferwagen schoss mit quietschenden Reifen auf sie zu. „Verfluchter Mist!“ Seine Lungen brannten, in seiner Seite wütete der Schmerz. Verzweifelt zerrte er die Schlüssel aus seiner Tasche. „Ins Auto. Schnell!“
    Sie warf sich auf den Sitz, er gab Gas.
    „Du bist verletzt. Lass mich sehen …“
    Aber er schlug ihre Hände fort und riss das Lenkrad herum. „Er hat seinen Kumpel geholt. Aber nach diesem ganzen Theater werden sie mir nicht entwischen!“
    Das Auto schlingerte. „Nimm die Pistole aus dem Handschuhfach, M.J. Gib sie mir.“
    „Jack, um Himmels willen, du blutest!“
    „Habe ich dir nicht gesagt, dass du weglaufen sollst?“ Er trat aufs Gas. „Habe ich nicht gesagt, dass du zum Einkaufszentrum rennen und in der Menge verschwinden sollst? Er hätte dich töten können! Gib mir die verdammte Pistole.“
    „Schon gut, schon gut.“ Sie hämmerte mit der Faust gegen das Handschuhfach, bis es aufsprang. „Er fährt Richtung Umgehungsstraße.“
    „Das sehe ich selbst.“
    „Du wirst nicht auf ihn schießen. Du könntest aus Versehen den Wagen irgendeines armen Teufels treffen.“
    Ungeduldig riss Jack ihr die Pistole aus der Hand. „Ich treffe immer. Und jetzt schnall dich an und halt den Mund. Wir unterhalten uns später.“
    Wie ein Verrückter schlängelte er sich durch den Verkehr, fuhr immer wieder gegen die Stoßstange des Lieferwagens, und als sie schließlich neunzig Meilen schnell fuhren, überkam M.J. eine kalte Betäubung – als ob ihr Körper einfach abgeschaltet hätte.
    „Du wirst noch jemanden umbringen“, murmelte sie leise. „Und vielleicht nicht nur uns.“
    „Ich kann mit dem Wagen umgehen.“ Das zumindest stimmte. Er jagte durch die Straßen, immer dem Lieferwagen hinterher, die neuen Reifen hafteten perfekt auf der nassen Fahrbahn. Er kam wieder nah genug heran, um zu sehen, wie der Riese sich auf dem Beifahrersitz umdrehte und wütend den Mund verzog.
    „Ja, ich bin direkt hinter dir, verdammter Dreckskerl!“, zischte Jack. „Schließlich hast du noch meine Handschellen.“
    „Du blutest den Sitz voll“, hörte M.J. sich selbst sagen, doch die Worte schienen wie aus weiter Ferne zu kommen.
    „Ich habe noch mehr zu bieten.“ Mit der Pistole im Schoß riss Jack das Lenkrad herum und fuhr mit dem Lieferwagen gleich auf. Er überlegte, seinen Widersachern einfach den Weg abzuschneiden. Die Hände des Riesen waren noch immer auf dessen Rücken gefesselt, und mit dem anderen würde er schon fertig werden.
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er, wie der Fahrer den Kopf drehte, hörte die Reifen schrill quietschen. Der Lieferwagen schlingerte nach rechts auf die nächste Ausfahrt zu.
    „Das schafft er nicht.“ Jack trat heftig auf die Bremse, ließ sich einige Meter zurückfallen und bereitete sich darauf vor, scharf abzubiegen. „Die Kurve kriegt er nie. Unmöglich.“
    Der Lieferwagen geriet ins Schleudern. Mit achtzig Meilen prallte er gegen die Leitplanke, flog durch die Luft, überschlug sich und rollte einen Abhang hinunter.
    Jack fuhr an die Seite und sprang aus dem Wagen, dann schleuderte ihn eine gewaltige Explosion zurück. Flammen schossen in die Höhe. M.J. umklammerte von hinten seine Schultern, es roch nach Benzin.
    „Keine Chance“, murmelte er. „Wir haben sie verloren.“
    „Steig wieder ein, Jack!“ Es erstaunte ihn, wie kühl und gefasst ihre Stimme klang. Menschen sprangen aus ihren Autos und rannten auf das brennende Wrack zu. „Auf den
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